In der Bischofssynode der katholischen Kirche erhält erstmals eine Frau Stimmrecht. Mit der am Samstag vom Vatikan mitgeteilten Ernennung der französischen Theologin Nathalie Becquart (51) als Untersekretärin des Synoden-Sekretariats ist sie automatisch stimmberechtigt.
Dies bestätigte der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Mario Grech, dem Portal "Vatican News" (Samstag). Seit 2019 Becquart war bereits Beraterin des Generalsekretariats der Bischofssynode. Als Untersekretärin ("sottosegretario donna") gehört sie künftig dem Leitungsteam der Kurieneinrichtung an.
"Mit der Ernennung von Schwester Nathalie Becquart und der Möglichkeit, dass sie mit Stimmrecht teilnimmt, ist eine Tür geöffnet worden", so Grech. Man werde "dann sehen, welche weiteren Schritte in der Zukunft unternommen werden können".
Zusammen mit Becquart wurde der spanische Augustiner Luis Marin de San Martin (59) zum zweiten Untersekretär der Behörde ernannt.
Ein Stimmrecht für Frauen bei den Versammlungen der Bischofssynode war in den vergangenen Jahren mehrfach gefordert worden. Zuletzt wurde das Thema vor und während der Jugend-Synode 2018 und der Amazonien-Synode 2019 diskutiert. Dort hatte erstmals ein Ordensoberer, der nicht Priester ist, Stimmrecht gehabt, nicht aber die Leiterinnen von Frauenorden.
Nathalie Becquart gehört der 1963 gegründeten Ordensgemeinschaft “Institut La Xaviere” an. Nach dem Besuch der höheren Handelsschule in Paris studierte sie Theologie, Philosophie und Soziologie. In Boston/USA befasste sie sich in einem theologischen Aufbaustudium mit der Synodalität der Kirche.
1995 trat sie der Xaviere-Gemeinschaft bei, in der sie 2005 ihre ewigen Gelübde ablegte. Von 2008 bis 2012 war Becquart Nationaldirektorin der Kommission für Evangelisierung und Berufungspastoral der Französischen Bischofskonferenz.