Natur und Umwelt 04/2022
Das Leid in der Welt verursacht der Mensch leider selbst.
So hart dieser Satz, der der deutschen Publizistin Maria-Theresia Radloff zugeschrieben wird, auch klingt, muss man bei näherer Betrachtung zugeben, dass er nichts Falsches aussagt.
Freilich können extreme Ereignisse auf unserem Planeten, die geologischen Ursprungs sind, wie Vulkanausbrüche und Erdbeben, mit all ihren Nebenerscheinungen, wie beispielsweise Tsunamis und Felsstürzen, viel Leid und Unheil anrichten. Ebenso können klimatisch verursachte Extremereignisse, wie Wirbelstürme,Trockenheit und Dürren durch Hitzeperioden, Frost und Überflutungen großes Leid und Schrecken auslösen.
Aber ist es nicht so, dass die schlimmen und großes Leid bringenden Ursachen auf unserer Welt im Laufe der Geschichte und vor allem in der neueren Zeit vom Menschen bedingt und daher menschlichen Urspungs sind? Wenn wir uns nur die Probleme vor Augen führen, die uns Menschen, die Mitlebewelt und unsere Erde im Gesamten derzeit beeinträchtigen, so muss man wohl zugeben, dass der Verursacher all dieser Probleme und des damit verbundenen Leids der Mensch ist – und nur er allein.
Auf unserer Erde hat sich im Lauf der Milliarden Jahre ihres Bestehens ein Zustand entwickelt, der ein stabiles und wohl funktionierendes Existieren in einem ausgewogenen Gleichgewicht möglich gemacht hat. Die Lebewelt inklusive des Menschen hatte dadurch im Großen und Ganzen ein gutes Aus- und Fortkommen.
In jüngster Zeit ist dieses stabile Gleichgewicht empfindlich gestört und läuft im wahrsten Sinn des Wortes vielfach aus dem Ruder. Das Klima spielt immer mehr verrückt. Extreme Wirbelstürme, Trockenheiten durch extreme Hitze, Starkregenereignisse mit gewaltigen Überschwemmungen und dadurch bedingte Zerstörungen und im Gegensatz dazu wieder extremer Frost mit todbringenden Schneestürmen sind die Folgen. Alles Folgen der Luftverschmutzung durch uneingeschränktes Nutzen fossiler Brennstoffe, Abholzen riesiger Waldflächen, Verschmutzen der Meere etc.
Die großen Ökosysteme unserer Erde sind schwerstens beeinträchtigt durch Zerstörung der Wälder, Verschmutzung der Meere und der Gewässer sowie Übernutzung der nutzbaren Flächen. In vielen Regionen unserer Erde werden aus Gier und Gewinnstreben Wälder abgeholzt, wertvolles Weide- und Ackerland durch Überdüngung und Nutzung als Bauland kaputt gemacht. Siedlungsbau in ursprünglichen Überflutungszonen von Flüssen, die Nutzung von Lawinenstrichen und instabilen Hängen für den Wohnbau führen zu menschgemachten Katastrophen.
Zerstörung von Ökosystemen, die damit verbundene Einbuße von Biodiversität und der dadurch verursachte Artenschwund bedingen den Verlust der Stabilität in der Lebewelt unserer Erde uind bewirken zusammen mit dem Klimawandel das verstärkte Auftreten von Krankheiten und Seuchen in einem ungeahnten Ausmaß und vor allem auch dort, wo sie bis vor Kurzem nicht aufgetreten sind. Die uneingeschränkte Mobilität des Menschen und sein Vordringen in Bereiche unserer Erde, die bis vor Kurzem für den Menschen nicht erreichbar waren, leistet ihren wesentlichen Beitrag dazu. Kriege und Terror aus sinnlosem Machtstreben oder religiösem Wahn, Unterdrückung und Diskriminierung von anders Denkenden und Schwachen, vor allem Minderbemittelten, Frauen und Kindern, sind böse Auswüchse menschlichen Handelns. Und insgesamt verursachen all diese aufgezeigten Werke menschlichen Handelns großes Leid in unserer Welt.
Dabei wäre alles so einfach: Die Menschen und insgesamt die Menschheit bräuchten nur die oft und vielfach zitierte und angesprochene Nachhaltigkeit mit ihren drei Säulen oder Grundpfeilern – die Ökologie, die Ökonomie und das Soziale – im gleichen Maße umsetzen und durchführen. Mehr nicht: rücksichtsvoll, respektvoll und gerecht, immer mit den drei Bereichen gleichwertig im Handeln und Tun.
Wir haben heuer die vier Ausgaben dieser Zeitschrift den 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung – Sustainable Development Goals (SDGs) – der Vereinten Nationen gewidmet. Durch sie soll ein ressourcenschonendes, klimafreundliches und biodiversitätsförderndes, inklusives und sozial gerechtes sowie wirtschaftlich verantwortungsvolles und nachhaltiges Entscheiden und Tun auf allen Ebenen in den Mittelpunkt gestellt werden. Das gleiche schlägt vor und verlangt auch Papst Franziskus in seiner großartigen und zukunftsweisenden Enzyklika „Laudato si – Sorge um das gemeinsame Haus“. Fast Gleichlautendes fordert der Dalai Lama in seinem Appell an die Welt – „Ethik ist wichtiger als Religion“.
Nur, wenn wir alle, wir Menschen und nur wir diese wichtigen und wesentlichen Grundsätze von Papst Franziskus, Dalai Lama und den Vereinten Nationen wirklich ernst nehmen und gewissenhaft umsetzen, werden wir das Leid in der Welt verringern und künftig auch verhindern. Es ist hoffentlich noch nicht zu spät. Zumindest wäre dies ein Anlass im Hinblick auf das kommende Weihnachtsfest, meint Ihr
Hermann Frühstück
Landesleiter Naturschutzorgane Burgenland