Natur und Umwelt 04/2023
Liebe Leserinnen und Leser!
Im heurigen Jahr begeht der österreichische Naturschutz ein besonderes Jubiläum: Vor 40 Jahren trat Österreich der Ramsar-Konvention bei und bekannte sich damit zur Erhaltung seiner wichtigsten Feuchtgebiete. Das „Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler Bedeutung“ (so die offizielle deutschsprachige Bezeichnung) wurde bereits im Februar 1971 in der iranischen Stadt Ramsar aus der Taufe gehoben.
Wie der Titel schon nahelegt, lag der Fokus dieses weltweiten Übereinkommens ursprünglich auf dem Schutz der Feuchtgebiete, um sie als Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiete für Wasservögel zu erhalten. Dieser Aspekt bildete im Übrigen auch eine wichtige Basis für die 1979 verlautbarte EU-Vogelschutzrichtlinie. Heute geht der Anwendungsbereich der Konvention deutlich darüber hinaus und umfasst die Erhaltung und ausgewogene Nutzung („wise use“) aller Feuchtgebiete, unabhängig von ihrer Relevanz für eine bestimmte Organismengruppe. Ein zentrales Element ist aber nach wie vor die Liste der Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung, die unter dem Namen „Ramsar-Gebiete“ bekannt sind.
Aktuell umfasst die Konvention 172 Vertragsstaaten, die 2.502 Ramsar-Gebiete mit der schier unglaublichen Fläche von über 2,5 Million km2 ausgewiesen haben! Österreich ist also seit 1983 dabei und kann mittlerweile 24 Ramsar-Gebiete mit über 125.000 ha vorweisen. Ein Beitrag in diesem Heft stellt diejenigen Gebiete vor, die vom Burgenland in dieses weltweite Netz eingebracht worden sind.
Jubiläen sind aber nicht nur ein guter Anlass, um auf Erreichtes zurückzublicken, sondern auch, um nach vorne zu schauen, um künftige Aufgaben zu definieren. Nicht zuletzt im Lichte des Klimawandels stehen Feuchtgebiete und deren Erhaltung vor ganz besonderen Herausforderungen. Gerade das Burgenland war in den letzten Jahren von starker Trockenheit geprägt, und das nicht nur im Gebiet des Neusiedler Sees.
Die Ökosystemleistungen von Feuchtlebensräumen, z. B. für den Wasserrückhalt in der Landschaft und zur Abmilderung der Effekte des Klimawandels, können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Ramsar-Konvention bietet hier mit ihrem CEPA- Programm („Programme on communication, capacity building, education, participation and awareness“) ein Instrument, um das Bewusstsein für die
Bedeutung von Feuchtgebieten und ihrer wohlausgewogenen Nutzung zu stärken. Und dies ist nach wie vor dringend nötig. Trotz zunehmender Austrocknung der Landschaft erleben wir weiterhin den Verlust oder die Degradierung von Feuchtgebieten und die Übernutzung von Gewässern. Aber auch wenn in Zeitungen darüber geklagt wird, dass ein Bach wegen der Aktivitäten von Bibern gefüllt ist (!), zeugt das von nach wie vor fehlendem Verständnis für die Bedeutung und Funktion von Feuchtgebieten.
Im kommenden Jahr ist mit der Verabschiedung der Verordnung zur Wiederherstellung der Natur in der EU ein weiterer Meilenstein für die Sicherung unserer Feuchtlebensräume zu erwarten. Ein Instrument zur Überwachung und Bewertung des Zustandes unserer Gewässer bietet bereits jetzt die EU-Wasserrahmenrichtlinie, auch darüber wird in diesem Heft berichtet.
All diese Regelungen und Programme sind wesentliche Bausteine und Werkzeuge, um das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung unserer Feuchtgebiete zu stärken. Ich hoffe, dass auch dieses Heft seinen Beitrag dazu leisten kann und wünsche Ihnen in diesem Sinne eine spannende und anregende Lektüre sowie erholsame Feiertage!
Andreas Ranner
Amt der Burgenländischen Landesregierung
Referat Arten- und Lebensraumschutz