Natur und Umwelt 02/2024
Der Mensch, der schlimmste Parasit auf Erden?!
„Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen.“ Soweit das Zitat aus dem Schöpfungsbericht der Bibel. Damit wurde dem Menschen aber auch Verantwortung für die Erde und für seine Mitgeschöpfe übertragen.
Nur, inzwischen ist aus einem umsichtigen, verantwortungsvollen, respektvollen und achtsamen Herrscher über Erde und Lebewesen, der der Mensch sein sollte, ein mieser, verantwortungsloser, selbstherrlicher und respektloser Schmarotzer geworden.
„Parasitismus, veraltet auch Schmarotzertum, bezeichnet den Ressourcenerwerb mittels eines in der Regel erheblich größeren Organismus einer anderen Art. ... Der Wirt wird dabei in seiner Gesundheit oder seinem Wohlbefinden geschädigt ...“. (Auszug einer Beschreibung auf Wikipedia).
Nun, wenn man all die vielen negativen Berichte betreffend das Ökosystem Erde – über Artenschwund, Artensterben, Verlust von Biodiversität, Lebensraumverlust, Schädigung des Klimas, Verschmutzung der Luft, der Meere, Versiegelung der Böden etc. – liest und hört, dann neigt man wirklich dazu, den Verursacher, den Menschen, als schlimmsten Parasiten zu bezeichnen, der die Erde bevölkert.
Aber der Organismus Erde wehrt sich gegen diese negativen Einflüsse, kraftvoll, stark, intensiv und brutal. Gerade in den letzten Monaten und Wochen traten und treten massive Abwehrreaktionen auf, weltweit passieren katastophale Ereignisse, Erdbeben, Vulkanausbrüche und vor allem in ihrer Häufigkeit und Intensität noch nie dagewesene Unwetter- und Starkregenereignisse – buchstäblich bis vor die eigene Haustüre.
„So vollzieht sich die Katastrophe vor aller Augen. Jedoch ist Homo sapiens kein besonders wichtiger Organismus und wird das Schicksal seines Heimatplaneten nur vorübergehend beeinflussen. Davor und danach regieren die Mikroben, für die Säugetiere wenig mehr sind als Trägerorganismen. Homo sapiens freilich sieht sich als Mittelpunkt, als Maß, als Herrscher der Natur. Er glaubt tatsächlich, dass alle lebenden Kreaturen vor seiner unvergleichlichen Majestät in den Staub fallen.“ Soweit aus dem Buch des Philosophen Philipp Blom – „Die Unterwerfung: Anfang und Ende der menschlichen Herrschaft über die Natur.“, Hansa-Verlag.
Ein Zitat, das der deutschen Philosophin Marianne Gronemeyer zugesprochen wird, lautet: „Indem der Mensch die Natur entmachtet, entzieht sie ihm die Bekömmlichkeit.“
Ein weiteres Zitat des bekannten Fernsehjournalisten Horst Stern, der in den 1980er- und 1990er-Jahren wunderbare, aber auch sehr kritische und warnende Natursendungen gestaltet hat, zielt auf das Gleiche hin: „Ich mache mir um die Natur und ihre Lebewesen keine Sorgen. Diese werden in irgendeiner Form immer weiter existieren. Ich mache mir große Sorgen um den Menschen. Ob der überleben wird, wage ich zu bezweifeln.“
Dazu fällt mir der schon lange kursierende Witz mit den zwei Erden ein, die sich im Weltraum begegnen. Die eine ist prachtvoll und strotzt vor Gesundheit, die andere sieht sehr krank und heruntergekommen aus. Da fragt die gesunde Erde die andere, warum sie so krank sei. Und diese antwortet: „Ich habe Menschen, ich leide an Homo sapiens.„
Darauf antwortet die gesunde Erde: „Ach ja, das kenne ich, das hatte ich auch einmal. Aber das geht vorüber!„
So sehr man über diesen Witz auch lachen oder lächeln kann, so dramatisch für uns Menschen ist dessen Inhalt. Wir Menschen, die Menschheit, hat unsere Erde, unseren Heimatplaneten, das Ökosystem Erde so brutal und so schonungslos geschädigt, dass wir jetzt in aller Härte ihre Abwehrreaktionen und Korrekturen zu spüren bekommen. Jahrelang, jahrzehntelang hat man auf die warnenden Worte, ja inzwischen Hilferufe der Fachleute und Wissenschafter nicht gehört. Jetzt schreien alle Betroffenen nach Hilfe und Unterstützung, und das Leid sowie der Schmerz sind groß und werden sicher noch schlimmer.
Aber es ist noch nicht zu spät, sagen uns die Fachleute und Wissenschafter weltweit. Wir müssen nur sofort ins Tun kommen, Taten setzen – in den Bereichen Klimaschutz, in den Biodiversitätsstrategien.
In meinem Editorial der letzten Natur & Umwelt-Ausgabe habe ich dafür plädiert, dass jeder Einzelne, jede Einzelne etwas tun kann, und seien es noch so kleine Ansätze und Taten zum Natur- und Umweltschutz. Nicht zu vergessen sind die vielen großartigen Aktivitäten im Bereich Natur- und Umweltschutz der ehrenamtlich und beruflich Engagierten in den diversen Organisationen. Nur das alleine wird nicht ausreichen. Die Politiker und die Verantwortungsträger der Menschheit müssen weltweit und auf nationaler Ebene ins Tun kommen und entsprechende richtungsgebende Gesetze und Konzepte beschließen und diese den Menschen vorgeben. Es müssen endlich konkrete und wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz, für den Energiewechsel, für den Schutz und die Erhaltung der Biodiversität, der Meere, die Renaturierung der Lebensräume und Ökosysteme beschlossen und umgesetzt werden.
Wenn aber kurzsichtige, auf Legislaturperioden fixierte, selbstherrliche, wissenschaftsfeindliche und in ihrer Einstellung beschränkte, ja man möge fast zum Schluss kommen, dumme Politiker und Verantwortungsträger nicht tätig werden und nicht ins Tun kommen, verstehe ich gut, wenn viele Menschen, vor allem junge, die sorgenvoll um ihre Zukunft und ihr künftiges Leben bangen, ob dieser Aussichten protestierend auf die Straße gehen und sogar radikal werden.
Damit diese schlimmen Prognosen nicht eintreten und es für uns alle nicht noch schlechter und unbequemer wird auf unserer Erde, müssen wir alle ins Tun kommen, vom einfachen, normalen Menschen bis hin zum wichtigsten und bedeutendsten Entscheidungsträger unserer regionalen, nationalen und weltweiten Menschengemeinschaft, mein Ihr
Hermann Frühstück
Landesleiter Naturschutzorgane Burgenland