Die einen sagen, dass Medieneinsatz kinderleicht wäre, da der Film oder eine Präsentation sich doch sowieso von selber erklären und quasi zur Gänze für sich sprechen würde. Die anderen meinen, dass Medieneinsatz alles andere als leicht wäre, weil man über alles, was mit dem eingesetzten Medium sowie mit dem Publikum zu tun habe, nicht genau und ausführlich genug Bescheid wissen könnte, und alle möglichen Methoden der Medienpädagogik präzise zu beherrschen hätte.
Die Wahrheit mag hier, wie so oft, irgendwo in der Mitte liegen: Es geht natürlich nicht gut (und gelingt höchstens einmal als Glücksfall), ein mehr oder weniger unbekanntes Medium, oder auch ein bekanntes, aber vor einem falschen Publikum oder bei einem unpassenden Anlass vorgeführtes Medium abzuspielen, in etwa nach dem Motto „Schauen wir mal, was da irgendwie heraus kommt“. Aber es wäre ein unrealistischer, höchstwahrscheinlich mit Frustration endender Vorsatz, mit einer „Ich weiß 100%ig genau, was dieser Medieneinsatz bringt und wie die Reaktion der Leute sein wird“-Einstellung ans Werk zu gehen. Wenn nicht einmal Spitzenfilmemacher wissen können, wie Fachleuchte auf einem Filmfestival ihre aktuellen Werke beurteilen, darf man es wohl auch auf anderen (und niedrigeren) Ebenen bescheidener und realitätsbewusster sehen.
Was aber auf jeden Fall eine Hilfe für den Medieneinsatz ist: Sich an ein paar gute Regeln halten, an Regeln, die einen Allgemeinwert haben. Und die in der genannten Reihenfolge Sinn machen:
-
Funktioniert mein Abspielgerät einwandfrei, habe ich alles ausreichend getestet – Bildübertragung, Ton, einfach alles?
-
Kenne ich das einzusetzende Medium gut genug? Habe ich es zumindest teilweise selber gesehen, um beispielsweise mit der Machart dieses Produkts im Klaren zu sein?
-
Stehe ich auch selber zu diesem Medium, zumindest so weit, dass ich es (etwa bei kritischen Anfragen von Publikumsseite her) persönlich „vertreten“ kann? Ich darf nie vergessen, dass ich als Einsetzender die Verantwortung für den Einsatz habe, und es peinlich wäre, wenn ich diese Verantwortung an andere zu „delegieren“ versuchen würde („Ich habe das nicht ausgesucht, das haben mir die in der Verleihstelle gegeben … die haben gesagt, das wäre gut … was weiß ich ..“ und ähnlich).
-
Bin ich mir darüber im Klaren, ob das Medium für das Publikum, das ich vor mir habe, im Großen und Ganzen passend und geeignet sein kann? Ich kann diese Frage sicher nicht 100%ig beantworten, und hier können selbst Fachleuchte und andere erfahrene Personen einmal irren, aber es gibt so gut wie kein audiovisuelles Medium, das „für alle und für jeden“ eingesetzt werden kann. Fast jedes dieser Produkte wird für eine bestimmte Zielgruppe produziert, vor allem was Altersgruppe und Bildungsstand betrifft.
-
Wie bereite ich das Medium für das Publikum auf? Nein, natürlich nicht mit einer 15-Minuten-Rede über Produktion und Geschichte dieses Werks, aber ein paar Sätze in ein paar Minuten über das Medium selber oder über das Thema dieses Mediums können dem Publikum eine große Hilfe für das Verständnis sein, und die Vorfreude und Konzentration auf das Ansehen steigern. Es können auch Hinweise auf die Machart und den Stil hilfreich sein, z. B. wenn es ein Schwarzweißfilm ist (und dabei vorher kurz zu erläutern, warum er Schwarzweiß ist und vorgeführt wird, anstatt mich während der Vorführung mit – meistens störenden – Äußerungen aus dem Publikum herumschlagen zu müssen), oder Tipps, auf etwas (kann Machart, Stil, Sequenzen oder Szenen betreffen) besonders zu achten. Wenn das taktvoll und nicht zu ausführlich gesagt wird, kann das Publikum dafür sehr dankbar sein.
-
Weiß ich auch, wie ich mit extrem kritischen, mitunter aggressiven bis untergriffigen Äußerungen aus dem Publikum kompetent umgehen kann? Es kann selbst bei Vorführungen von Spitzenmedien passieren, dass aus dem Publikum – aus welchen Gründen auch immer – solche Äußerungen kommen, und man darf erwarten, dass der Großteil des Publikums nicht gekommen ist, um sich solche Ausfälle anzuhören. Aber wenn Redefreiheit herrscht (wogegen nichts gesagt sein soll!) und ich als Leitender und Medieneinsetzender eine Verantwortung habe, dann muss ich ihr gerecht werden. Am besten ist, wenn ich mich nicht provozieren lasse und sachlich bleibe, aber auch darauf achte, dass die Veranstaltung als Ganzes nicht darunter leidet – alleine schon, wie gesagt, jenen Teilnehmern zuliebe, die das Recht auf eine für sie beglückende und erfüllende Veranstaltung haben.