18. Sonntag
Visionärer Realismus
Schriftstellen
Kohelet 2,23
Alle Tage besteht sein Geschäft nur aus Sorge und Ärger, und selbst in der Nacht kommt sein Geist nicht zur Ruhe.
Kolosser 3,2
Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische!
Lukas 12,20
Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast?
Impuls
„Alle Tage besteht sein Geschäft nur aus Sorge und Ärger, und selbst in der Nacht kommt sein Geist nicht zur Ruhe.“
Als Familienvater kommt mir das bekannt vor. Vor allem Mütter wissen davon ein Lied zu singen!
Auch verantwortungsvolle Unternehmerinnen und Unternehmer haben neben betriebswirtschaftlichen Kennzahlen eine andere Sorge in Kopf und Herz: Neben jener um die eigene Familie auch jene um die Familien ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Wie passt dazu die Mahnung der biblischen Texte, den Sinn auf das zu richten, was „oben“ ist, und nicht auf das Irdische?
Es geht um eine Verhältnismäßigkeit.
Kein Mensch lebt für sich allein.
Verantwortung für Kinder oder Mitarbeitende zu übernehmen geht nicht ohne Planung und Vorausschau - „Sorge“.
Zugleich spüren wir in Zeiten von Pandemie und Krieg in Europa, wie prekär und wenig selbstverständlich das Leben an sich ist.
„Windhauch“, so meint der Prediger Kohelet.
„Wir sind nur Gast auf Erden.“
Ein bekanntes Lied anlässlich von Begräbnissen.
Wie würde mein Leben geprägt sein, wenn ich es gemäß dieser Haltung lebte? Vermutlich bewusster, vielleicht ein wenig entspannter.
Jener Mann, den Jesus „Narr“ schimpft, wusste wohl noch nichts von einem „ökologischen Fußabdruck“. Er hätte sich allerdings darum vermutlich auch gar nicht geschert.
Ein „Gast auf Erden“ hingegen ist sich bewusst, dass es andere Ziele als die Gewinnmaximierung gibt. Deshalb wird er anders planen und sorgen.
© nikfai