Heilige Drei Könige
Die Herrlichkeit des Herrn als Erfüllung der Hoffnung. Gedanken zum Hochfest Erscheinung des Herrn. Lesejahr C III, 06.01.2025
Schriftworte
Steh auf, werde licht, Jerusalem, denn es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des Herrn geht strahlend auf über dir. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir geht strahlend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Jesaja 69, 1-2
Impuls
Scheinbar gibt es so etwas wie "heilige Betriebsblindheit".
Denn manches erscheint erst mit einer gewissen Außensicht als augenfällig.
"Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?", so will man fragen.
Ja, eh... - aber:
Immer den eingefahrenen Gleisen nachzugehen, mag zwar angenehm und scheinbar hilfreich sein. Doch die Gefahr besteht, dass ich dabei immer zu Boden blicke.
Angeblich beginnt Religion mit "Staunen". Dafür erscheint es hilfreich, wenigstens ab und zu aufzublicken.
Nicht umsonst finden viele Menschen eine neue Unmittelbarkeit zur Natur, wenn sie auf Berge steigen. Denn damit verlassen sie die Niederungen des Alltags und sehen auf ihre Welt mit veränderter Blickrichtung.
Oder Pilgernde machen sich auf den Weg, der zum eigentlichen Ziel wird, um bei sich selbst anzukommen.
Die Legende der Sterndeuter, die sich auf den Weg machen, enthält tiefe Lebensweisheit:
Sie werden als Menschen gezeichnet, die sich überraschen lassen, weil sie ihren Blick professionell nach "oben" richten. Sie versuchen die Unfassbarkeit des Kosmos mit der eigenen Lebensrealität in Verbindung zu setzen. Sie machen sich auf den Weg, der ein Wagnis darstellt, weil sie das Ziel nicht kennen. Doch sie vertrauen den Zeichen, die sie leiten, weil sie den Blick dadurch bewusst über die eingefahrenen Gleise erheben.
Daneben gibt es auch die anderen Gelehrten, die ihren Blick in das Studium der Schriften versenken. Darin finden sie tatsächlich Antworten. Allerdings will die Verknüpfung mit der eigenen Lebensrealität nicht so recht klappen. Zumindest wird von diesen Schriftgelehrten NICHT berichtet, dass auch sie sich aufgemacht hätten den neugeborenen König zu suchen.
Was hatten die einen davon, dass sie sich aufmachten?
Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
Matthäus 2, 9-10
Das war alles?
Offensichtlich!
Sie erweisen sich in dieser Szene als "Verwandte im Geiste" von Simeon und Hanna. Es gibt diese Momente im Leben, wo alles gut ist, wo sich sämtliche Erwartungen und Hoffnungen erfüllen. Wo es nichts mehr zu tun gibt.
Momente, die mich "heimführen", damit ich bei mir selbst sein kann.
Es hat diese "Sterndeuter aus dem Osten" nie gegeben.
Doch in dieser literarischen Erzählung kommt zum Ausdruck, dass es auf unserer irdischen Pilgerreise den konkreten Zeitpunkt geben kann, wo ich am Ziel bin - weil Hoffnung, Sehnsucht, Erwartung und Lebensrealität zumindest für einen Moment zusammenfallen und zusammenstimmen.
"One moment in time."
© nikfai