Warum? Wie?
Schriftworte
Hebräerbrief 5, 7–9
Christus hat in den Tagen seines irdischen Lebens mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört worden aufgrund seiner Gottesfurcht. Obwohl er der Sohn war, hat er durch das, was er gelitten hat, den Gehorsam gelernt; zur Vollendung gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber des ewigen Heils geworden.
Johannes 12, 24.27
Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.
Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen.
Impuls
Sowohl der Hebräerbrief als auch das Johannes-Evangelium sind Dokumente der Reflexion: Im Nachhinein betrachtet ist es doch offensichtlich, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Es musste kommen, wie es kommen musste.
Das Bild vom Weizenkorn passt hier perfekt.
Aber war das alles von vornherein wirklich so klar?
Die Stelle aus dem Hebräerbrief zeigt uns Jesus als Menschen: Als solcher musste Jesus quasi hineinwachsen in seine Berufung. Da erging es ihm nicht anders als anderen Menschen.
Welche Form von Motivation gibt es?
Die logische und „angenehme“ Motivation ist jene aus Lust, Freude – also eine positive.
Leider hält das menschliche Leben nicht immer nur die angenehmen, positiven Seiten für uns bereit.
Es gibt auch so etwas wie eine „Motivation aus Leidensdruck“. Wer von uns kennt diese nicht???
Heute dürfen wir Jesus wirklich als einen menschlichen Bruder betrachten.
Nicht immer war er der „heilige Sohn Gottes“ – abgehoben, fern unserer alltäglichen Mühen.
Nein, im Gegenteil: Er kennt alle Schattenseiten irdischer Existenz!
Doch was uns besonders trösten kann:
Er ist in seinen Gebeten erhört worden.
Was nicht bedeutete, dass ihm jegliches Leid erspart geblieben wäre.
Sondern er hat gelernt damit umzugehen.
Trost für uns:
Gebetserhörung kann schlicht bedeuten, dass mir ein Perspektivenwechsel geschenkt wird.
"Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie." (Viktor Frankl zitiert Friedrich Nietzsche)
Jesus hat das Leiden nicht um des Leidens willen gesucht. Eine solche „Leidensfrömmigkeit“ wäre pathologisch.
Jesus ist dem Leiden allerdings nicht ausgewichen. Er hat sich durchgerungen.
Darin ist er uns zum Vorbild geworden.
© nikfai