Vater unser
Frieden stiften mit dem Vaterunser
Meditative Gedanken zu den 7 Bitten des Vaterunsers
Wir leben in einer Zeit der Unruhe. In der Welt, in der Gesellschaft, in unseren Familien und sogar in uns selbst ist dieser Unfriede zu finden.
Kriege, Streit, Gewalt, Nöte und Ängste rauben uns den Frieden. Das Vaterunser eröffnet uns als Gebet, das Jesus Christus uns allen anvertraut hat, ganz neue Perspektiven auf den Frieden. Das Vaterunser als Gebet der Gebete ist ein Friedensgebet. Als Teil der Bergpredigt führt uns dieses Gebet hin zum Frieden mit Gott, mit unseren Nächsten, und zum Frieden in mir selbst.
Die sieben Bitten des Vaterunsers leiten uns auf die Spur, dem Frieden in unserem Leben zu begegnen, diesem Frieden möchten wir in den einzelnen Bitten des Vaterunsers meditativ nachspüren.
7 verschiedene Bitten …
und doch eine Einheit ...
vom Du zum Wir …
Gott und der Mensch …
Hoffnungen, Bedürfnisse, und Nöte
der Menschen kommen zum Ausdruck.
Gottesliebe
Nächstenliebe
Selbstliebe
Beziehung!
Wonach sich der Mensch sehnt ...
Beziehung suchen
Beziehung finden
Beziehung leben
Wir wenden uns an Gott.
Gott ist die Kraft der Liebe,
die um uns ist,
in uns ist,
die alles miteinander verbindet und alles umfasst.
Wir beten, wie Jesus betet,
das Vaterunser als Lebensschule,
eine Kurzfassung des Evangeliums,
das Gebet der Getauften,
das Gebet der Suchenden,
das Gebet der Lebenden.
Damit das Beten und das Handeln eine Einheit bilden und wirken.
Es ist Bittgebet und Notgebet.
Ein Gebet, das uns die Nöte und Sorgen nicht ignorieren lässt,
uns jedoch neue Blickwinkel schenkt.
Von den Nöten und Problemen
hin zu dem, der uns Leben schenkt und uns Kraft gibt.
Uns neu aufleben lässt.
In unser Herz spricht.
Unser Herz öffnet.
Für Gott,
für die Mitmenschen
und für mich.
Amen.
Die erste Bitte Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name! |
Der Name Der Name weist seit jeher auf das Wesen einer Sache, eines Menschen. Er offenbart ein Geheimnis. Jesus offenbarte den Menschen wie Gott ist. Jesus offenbarte seinen wahren Namen.
Sein Leben, sein Sterben und seine Auferstehung schenken uns die Antwort auf die Frage, wer Gott ist.
Wir sind keine isolierten Wesen. Wir leben in Gemeinschaft mit Gott, mit den Menschen. Wenn wir als Menschen und als Christen in Gemeinschaft leben, gegenseitig Liebe üben, dann sind wir Gottes Abbild, dann heiligen wir seinen Namen.
Durch unsere Person, durch unser Leben, durch unser Handeln.
Mit all unseren Schwächen und Stärken. Mit all unseren Fehlern und Talenten.
Geheiligt werde dein Name! |
Die zweite Bitte dein Reich komme! |
Seinen Namen zu heiligen bedeutet, an seinem Reich zu bauen.
Frieden, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit wirklich werden zu lassen. In meiner Familie, in meinem Freundeskreis, in der Gesellschaft, gegenüber Ausgegrenzten, gegenüber Fremden, gegenüber jedem, der mir begegnet.
Dann baue ich am Reich Gottes mit.
Sein Reich Tag für Tag leben, Frieden, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit real werden lassen. Menschliche Reiche sind ohne wahren Frieden, ohne wahre Gerechtigkeit und ohne wahre Barmherzigkeit.
Gottes Reich ist anders. Ein Ruf nach Gottes Reich, ist ein Ruf nach Frieden, nach Barmherzigkeit, nach Gerechtigkeit - schon hier und jetzt! Heute! Lasst uns daher rufen: Dein Reich komme!
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Die dritte Bitte dein Wille geschehe! Wie im Himmel so auch auf Erden. |
Dein Wille geschehe … Nicht mein Wille geschehe … Wie kann man das verstehen?
Für viele ist das sehr anstößig. Meistens fragen wir nur nach dem je eigenen Willen. Was wir denken, halten wir zumeist für gut und richtig. Das Leben mit unseren Vorstellungen, Planungen und Terminen … Da ist meistens kein Platz für die Frage nach dem Willen Gottes. Solange alles gut läuft, können wir leicht sagen: dein Wille geschehe! Wenn es aber abwärtszugehen scheint, wird es schwierig, diese Bitte auszusprechen.
Aber: Gottes Wille ist nicht immer gleich verstehbar - Unser Leben hat einen Sinn und einen Plan. Gottes Wille ist ein Wille, der befreit und nicht unterdrückt. Er befreit mich. Er befreit dich. Er befreit uns.
Den Willen Gottes zu tun heißt: Gottes Liebe in meinem Leben zu leben.
Seine Liebe durch mich leuchten zu lassen:
Wir beten die Bitte “dein Wille geschehe”, damit Gottes Reich kommen kann.
“Wie im Himmel so auf Erden”. Gottes Wirklichkeit möge die Erde mehr und mehr durchdringen.
Was ist Gottes Wille? In meiner Familie? In meiner Gemeinde? In meinem Beruf? Gottes Wille zerbricht, was Menschen unterdrückt hält. Gott, ist ein Gott der Armen, der Betrübten, der Gefangenen. Die Frage stellt sich: Meinen wir die Bitte wirklich ernst? Oft genug stellt sich die Frage: Warum nur? Warum ich? Weshalb Gott?
Mein Wille und Gottes Wille scheinen oft nicht zusammenzupassen. Die Bitte fällt sehr schwer, wenn wir sie ernst nehmen. Wir dürfen hier nicht vergessen: Gottes Wille ist Liebe!
Gott meint es gut mit uns, auch wenn wir es nicht immer gleich verstehen.
Herr, schenke uns die Kraft zu dieser Bitte, selbst wenn wir in der Finsternis und in der Traurigkeit wandeln.
Jesus hat es selbst am Ölberg und auf Golgotha vorgelebt. Denn sein Wille ist Heil, Rettung, Erbarmen. Dein Wille geschehe - auch durch uns!
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Die vierte Bitte unser tägliches Brot gib uns heute! |
Brot, Kleidung, ein Dach über dem Kopf Gesundheit Zuneigung Freude Hoffnung Zuversicht Liebe Kraft So viele Dinge, die der Mensch benötigt. Und an denen es immer wieder mangelt.
Alles zusammengefasst in dem Wort BROT
Das Notwendige, das wir zum Leben benötigen. Im griechischen Urtext heißt es nicht “täglich”, sondern “epiousion” d.h. übersetzt “über-wesentlich”
Jesus selbst bezeichnet sich als Brot des Lebens, als das Brot, das von Gott kommt und den Menschen Leben gibt. Das überwesentliche Brot. Er stärkt uns damit, mit sich selbst, in unserem Alltag, aber auch in den Wüsten unseres Lebens.
Es geht um die Bitte nach dem, was wir zum Leben brauchen - Materielles, Soziales, Göttliches.
Es geht um das Vertrauen zu Gott, das zu empfangen, was wir Tag für Tag benötigen. Das Brot, das wir von Gott empfangen: Das irdische, aber auch das himmlische – Jesus - sollen und dürfen wir mit anderen teilen.
Denn: “Wer gibt, dem wird gegeben werden”. Empfangen wir das Brot des Lebens, damit wir das Brot des Lebens weitergeben können.
Unser tägliches, überwesentliches, Brot gib uns heute!
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Die fünfte Bitte und vergib uns unsere Schuld! Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. |
Eigene Schuld zugeben fällt oft schwer. Meistens sind doch die anderen schuld, oder?
Fehler machen wir alle. Wir alle laden mit der Zeit Schuld auf uns. Doch wir müssen die Last nicht behalten.
Wir können und sollen sie abgeben. Fehler, Versäumnisse und Wunden, die uns zugefügt wurden, oder die wir anderen zugefügt haben.
Wir sind mit unnützem Gepäck beladen, deshalb die Bitte um das Geschenk der Vergebung.
Gott will die Last von uns nehmen. Seine heilende Liebe will in unser Herz kommen, seine heilende Liebe möchte uns die Last von unserer Brust und von unserer Schulter nehmen, die uns allzu oft hindert, frei durchzuatmen und leicht durchs Leben zu gehen.
Gott möchte die Beziehung zu uns erneuern, damit wir die Beziehung zu unseren Mitmenschen erneuern können. Indem wir Vergebung geben, wird uns Vergebung gegeben. Um vergeben zu können, braucht es oft eine lange Reise. Aber diese Reise zahlt sich aus.
Gott gibt das Versprechen, uns aufzufangen. Immer wieder, trotz unserer Verfehlungen und falschen Wege. Immer wieder werden wir schuldig an unseren Mitmenschen durch Worte und durch Taten.
Andere bleiben auch uns immer wieder etwas schuldig. Wie wir auch ihnen. Niemand ist perfekt. Deswegen braucht es für uns alle die Chance zum Neubeginn. Für dich. Für mich. Für uns.
Öffnen wir unser Herz für Gottes heilsame Liebe, damit wir die Last unserer Schuld abgeben können und so frei und gestärkt, auf die anderen zugehen können.
Zu vergeben und Vergebung zu empfangen. Um wahrhaft zu leben. Frei und mit offenem Herzen.
“vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern”.
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Die sechste Bitte und führe uns nicht in Versuchung! |
Versuchungen, Prüfungen, Anfechtungen, Erprobungen, sind niemanden unbekannt.
Auf unserem Lebensweg tauchen sie immer wieder auf. Sie fordern heraus, bringen uns an unsere Grenzen, teilweise auch über unsere Grenzen.
Die Versuchungen in unserem Leben sind vielfältig. Nicht selten verfallen wir ihnen. Auf unserem Lebensweg begegnen uns unvermeidlich Versuchungen, Prüfungen, Anfechtungen, Erprobungen.
Doch was tun, wenn uns diese Herausforderungen bedrängen? Wenn sie unseren Lebenskurs belasten und überlasten. Das erfahren wir immer wieder bitterlich.
Gott will, dass wir mit seiner Hilfe alle Schwierigkeiten überwinden:
Gott schenkt uns die Kraft, die Prüfung durchzustehen. Gott sagt uns zu, dass er in unserer Versuchung, in unserer Prüfung in unserer Anfechtung bei uns sein wird, uns einen Ausweg zeigen wird.
Vielleicht nicht zu der für uns passenden Zeit, wohl aber zur rechten Zeit.
Man könnte diese Bitte auch so beten: Lass uns auf unseren Lebensweg “stets glauben an das Licht, auch wenn die Nacht nicht enden will. Lass uns auf immer Liebe glauben, selbst wenn sie so ohnmächtig scheint und so verloren in dieser Welt der triumphierenden Gewalt. Lass uns die Macht des Wassers spüren, das mit dem steten Tropfen der Geduld den stärksten Stein besiegt. Heil in unseren Herzen die ständige Infarktgefahr der Überanstrengung, der bitteren Enttäuschung, des wachsenden Zynismus, der Verzweiflung. Ja, führe uns in Deine Welt. Führe dein Reich herauf. Doch, bitte, führe uns nicht in Versuchung.” (Sill, Kürzinger, 88-89)
Gott, unser Herr und Freund, lässt uns in Versuchung und Bedrängnis nicht fallen. Wir müssen vor den Widerständen in unserem Leben nicht kapitulieren. Wenn wir nicht mehr können, Gott kann. In uns. Und durch uns. Herr, führe uns nicht in Versuchung! |
Die siebte Bitte sondern erlöse uns von dem Bösen! |
Immer wieder gewinnt das Böse in uns an Kraft. Immer wieder steigt in uns etwas auf, was uns von Gott entfernen möchte: Neid Eifersucht Habgier Zorn Wut Unversöhntheit Selbstbezogenheit Lieblosigkeit Das Böse, das Üble bedrängt uns manchmal von außen und innen.
Jedoch: Die Liebe Gottes erweist sich als viel stärker als alle Mächte des Bösen.
Gott schenkt uns inneren Frieden, der von Gott kommt und uns Kraft gibt, schwere Zeiten zu überstehen.
Leben wir aus diesen Frieden, können und dürfen wir ihn an andere weitergeben. Trotz der widrigen Umstände. Doch dabei geht es nicht um große Taten. Unser winziges Gutsein, unser Dienst an den Menschen ist nicht umsonst! Gott trägt uns durch alle schweren Zeiten, durch alle Prüfungen, die das Leben bereithält, durch.
Durch diese Bitte setzen wir unser Vertrauen ganz auf unseren “Abba”, unseren lieben Vater, von dem wir wissen, dass er für uns sorgt.
Ja, mache Du uns frei. “Löse uns von Fesseln und Verstrickungen, Von einengenden Gedanken und von Hassbeziehungen. Erlöse uns vom Selbsterlösungswahn, vom immer und überall Machen-können und -müssen.”
Herr, erlöse uns von dem Bösen! |
Denn dein ist Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. |
Gott Du bist die Quelle allen Lebens, Die Quelle der Kraft und der Herrlichkeit.
So endet das Gebet des Vaterunsers - nicht mit dem Bösen - sondern mit dem Ton der Erfüllung.
Lasst uns den Blick zu dem erheben, der das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit bringt.
Auf den Möglichmacher, der möglich macht, was für uns alleine unmöglich ist. Auf den, der uns Liebe schenkt, wenn wir lieblos handeln. Auf den, der uns Leben schenkt, wenn wir keine Kraft mehr haben. Auf den der uns Freude gibt, wenn wir traurig und verzweifelt sind.
Herr, lass dein Reich, deine Kraft und deine Herrlichkeit auch in mir wirksam werden! Zu meinem Segen, damit ich zum Segen werde. Amen – so soll es sein Amen – so soll es werden So ist es So soll es werden So wird es sein Heute, morgen und in Ewigkeit Amen! |
© mariobachhofer