„Der Diakon wird nicht zum Priestertum geweiht, sondern zum Dienst des Bischofs, um dessen Aufträge auszuführen“ schreibt der Erzpriester Hyppolit in der uralten römischen Kirchenverfassung. Und weiter: „Der Diakon nimmt nicht am Rat des Klerus teil, vielmehr verwaltet er und teilt dem Bischof mit, was Not tut.“
Bereits zu Beginn des 2. Jhdts stellt Ignatius von Antiochia unmissverständlich klar, dass die von ihm „innig geliebten Diakone“ seine ‚Mitknechte in Christus‘ und damit seine engsten Mitarbeiter als Bischof sind. Obwohl sie nicht wie die Prespyter (Priester) als selbstständige Vertreter des Bischofs agieren, sondern eben in einer ausgesprochenen Abhängigkeit zu ihrem Bischof stehen.
Der Dienst des Diakons ist in Übereinstimmung mit der ganzen Kirchengeschichte auf das „ministerium episcopi“ hin ausgerichtet und hat damit vor allem dem „Wohl, dem Fortschritt und Erfolg des Volkes“ zu dienen.
Während der Priester schwerpunktmäßig den Heilungsdienst des Bischofs stellvertretend ausübt, ist dem Diakon der bischöfliche Auftrag zum Wohl des einzelnen und zur Auferbauung der kirchlichen Gemeinschaft anvertraut.
Mit „Ministerium“ sind die vielfältigen Verantwortungen des Bischofs für die geistlichen und weltlichen/sozialen Nöte der Kirche und der Welt gemeint. Dabei kommt dem Diakon eine Mittlerstellung zwischen Bischof und Volk zu. Der Diakon soll den Bischof für das Volk Gottes anschaulich, hörbar und ‚angreifbar‘ machen und ihm bei der Erfüllung seines bischöfl. Dienstes zur Seite stehen.
Diese apostolische Sorge um das Wohl der damals griechisch-sprachigen Mitglieder der Urkirche wird schon den ersten 7 Diakonen in Apostelgeschichte 6 übertragen, um sicherzustellen, dass das Leben der Gemeinde wieder evangeliumsgemäß wird und so auch glaubwürdig bleibt.
Deswegen wird der Diakon in der syrischen Kirchenordnung auch „Auge und Ohr des Bischofs“ genannt. Er hat den Finger „am Puls der Zeit zu haben“ und darauf zu achten, was die Kirche vom Bischof benötigt und was die Welt von der Kirche erwartet.
Der Diakon unterstützt den Bischof und seine stellvertretenden Pfarrer; er agiert dabei nicht in einer eigenständigen Leitungsfunktion, sondern als ‚Gesandter‘ des Bischofs; er übt ein „Amt ohne Eigenschaft“ aus, ohne damit zu einem ‚Mann ohne Eigenschaften‘ zu verkommen.
Sinn und Wesen des Diakonats liegen darin, sich nicht selbst darzustellen, sondern den Bischof. Das Johannesevangelium liefert dazu die hintergründige Theologie. Wie z.B. Jesus seine Selbstverwirklichung darin erfährt, dem Gott Vater gänzlich zur Verfügung zu stehen: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat … (Joh 4,34).
So sind auch die Diakone in letzter Konsequenz dazu berufen, auf Selbstbehauptung, eigene Pläne sowie auf Umsetzung eigener Konzepte zu verzichten – nicht als Selbstaufgabe, sondern im Sinne ihrer tiefsten Identität.
Wer für sich die Profilierung des eigenen Dienstes und seines Namens nötig hat und ohne dem nicht zufrieden sein kann, der hat mit dem Diakonat die falsche Wahl getroffen.
Damit das alles gut funktioniert, bedarf es aber auch einer engen Beziehung zwischen dem Bischof und ‚seinem‘ Diakon. Eine solche Vertrauensbeziehung wird auch in den Texten der alten Kirche immer wieder eingefordert. Diese Beziehung sollte deshalb auf persönliche Art und Weise gepflegt werden. Wobei diese Nähe zwischen Bischof und Diakon allerdings nicht wieder zur alten Rivalität zwischen Diakonen und Priestern führen darf.
- Der Diakon wird auch als kirchlicher ‚Außenminister‘ bezeichnet; er soll in der säkularen Gesellschaft für die Werte des Reiches Gottes eintreten; seine Stimme erheben – gelegen oder ungelegen, wo das Recht des Stärkeren Moral und Menschenwürde verletzen
- In einer Zeit der Kirchenidentifikation mit ausgefransten Rändern und vielen Suchenden stellen sich dem Diakon gerade an diesen Rändern und Grenzbereichen vielfältige Aufgaben
- In ihrer Person und ihrem Dienst sollen die Diakone sakramental CHRISTUS darstellen, den Gottesknecht, „… der nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen“ (Mk 10,45)
- Ausgehend vom Dienst der Fußwaschung sollen die Diakone die Kirche immer wieder an ihre Berufung als Dienerin der Menschen erinnern
- Überall, wo Menschen der begleitenden Liebe CHRISTI und seiner Kirche bedürfen, dort ist der Platz des Diakons. Sie sollen den Notleidenden innerhalb und vor allem auch außerhalb der Kirche zur Verfügung stehen; sie sollen sich der geistlich und materiell Armen, der Kranken, der Verachteten und der politisch Benachteiligten annehmen
- Ständige Diakone sind also grundsätzlich notwendig, um den Auftrag der Kirche erfüllen zu können; sie sind jedoch weder Ersatzpersonen in Zeiten des Priestermangels, noch geweihte Sozialarbeiter
- Die Diakone haben Anteil am apostolischen Dienst und dienen dem Volk Gottes in der Liturgie, in der Verkündigung und in der Caritas
- Evangelist und Botschafter Christi – Verkünder des Evangeliums
- Der Diakon steht auch im Heiligungsdienst; er hilft dem Bischof und den Priestern bei der Feier der göttl. Geheimnisse, spendet die hl. Taufe, assistiert bei der Trauung und leitet Wortgottesdienste und Begräbnisse
- Diakone sind involviert bei caritativen Einrichtungen und sensibilisieren die Gemeinde für den Dienst an die Armen
Quelle: Impulsbrief von Diakon Mag. Johannes Fichtenbauer, Juni 2010