Sowohl in der katholischen Diözese Eisenstadt als auch in der Evangelischen Kirche AB des Burgenlands gibt es eine beauftragte Person für den christlich-jüdischen Dialog. Im Burgenland kommt diesem Schritt eine besondere Bedeutung zu, gab es hier doch eine überaus reiche jüdische Tradition. Unter dem Schutz der Fürsten Esterházy entstanden viele jüdische Gemeinden im ganzen Gebiet des ehemaligen Deutsch-West-Ungarns. Der Sitz des jüdischen Oberrabbiners befand sich in Eisenstadt. Hier gab es die weltberühmten Rabbinerschulen. Bis 1938 bestand die eigene politische jüdische Gemeinde Eisenstadt-Unterberg mit einem eigenen Bürgermeister. Leider ist von diesem einst blühenden jüdischen Leben kaum noch etwas übriggeblieben. Insofern ist der christlichen Seite ihr jüdischer Partner im Burgenland abhanden gekommen. So gilt es heute, die spärlichen Reste jüdischen Lebens im Land zu pflegen und in Erinnerung zu halten und sich auf die Meinungsbildung und Sensibilisierung in der christlichen Verkündigung zu konzentrieren, zumal sich Juden und Christen auf die Autorität ein- und desselben Buches stützen, und gegen Vorurteile und fehlendes Wissen, aber auch wiederaufkommenden Antisemitismus anzukämpfen.
Netzwerkarbeit im Burgenland
Bereits im Jänner 2001 formierte sich ein organisationsübergreifendes Lokalkomittee auf Burgenland-Ebene.
Ziele dieser konfessions- und organisationsübergreifenden Netzwerkarbeit:
- den Schatz der jüdischen Wurzeln in der christlichen Verkündigung und Pastoral bewusst machen;
- die jüdische Bibel (das Alte Testament) verbreiten;
- einen Beitrag dazu leisten, Nichtwissen, Irrtümer und Vorurteile über das Judentum in der Gesellschaft abzubauen;
- auf innerkirchliche Gremien einwirken, Sensibilitäten in der Verkündigung zu kultivieren;
- die Geschichte der burgenländischen jüdischen Gemeinden ins Bewusstsein rücken, da diese zur multikulturellen Identität des Burgenlandes gehören;
- aufklärend und mahnend jeder Form von Antisemitismus entgegenwirken;
- für ein besseres Verständnis des Judentums werben;
- diesbezügliche Veranstaltungen planen und durchführen;
- mit anderen Initiativen im Burgenland zusammenarbeiten.
Außerdem besteht ein lebendiger Kontakt zum Koordinierungsausschuss für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Österreich.
Folgende Personen gestalten die Netzwerkarbeit (Herbst 2019):
- Lukas PALLITSCH, Diözesanbeauftragter der Katholischen Kirche für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
- P. Adalbert GASPAR OSB, katholischer Pfarrer von Unterwart
- Joachim GRÖSSING, Beauftragter der Evangelischen Kirche AB für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
- Johannes REISS, Direktor des Österreichischen Jüdischen Museums
- Theresia BRETTL und Christine TEUSCHLER, Burgenländische Volkshochschulen
- Martin PIEBER, Religionspädagoge und Autor
Für den Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Österreich: Stefanie PLANGGER, Geschäftsführerin
Die Erweiterung des Komitees soll grundsätzlich offen sein und geschieht in Absprache zwischen den jeweiligen Mitgliedern.