Wege ins Neue
Die Weite der hügeligen Landschaft, Hitze und Regen und das Gespräch innerhalb der Gruppe sowie der Austausch mit Personen, die wir unterwegs trafen, führten uns in die Tiefe unserer Empfindungen. Drei Tage pilgerten wir im Südburgendland, um im Gehen das Neue zu erfahren: Die Art und Weise, wie wir die Räume betreten, eröffnen uns neue Zugänge zu Welt und Kirche.
Die Pilger-Begleiterinnen Monika Petanovitsch und Barbara Mayer-Schulz haben die Routen (ca. 20 km pro Tag) konzipiert sowie Rastzeiten, Verpflegung und Übernachtungen organisiert. Impulsgeber für die inneren und äußeren Wege der PilgerInnen war der Kommunikationslotse, Coach und Theologe Ferdinand Kaineder aus Kirchschlag bei Linz.
Am 1. Tag ging es von Jennersdorf nach Rudersdorf. „Öffne dein Herz und höre“, lud uns Ferdinand ein, auf den Atem zu achten. Bergauf gehend, rasteten wir erstmals im Henndorfer Bauernladen und verkosteten einige Schmankerl. Abwärts zu den Auen von Lafnitz und Feistritz suchten wir immer wieder den Schatten und erreichten in der anhaltenden Hitze unser Ziel: Rudersdorf. Der Abend bestand aus zwei „Gängen“: einem hervorragenden Abendessen im Restaurant und einem Abendgebet im Rudersdorfer Pfarrhof. Persönliche Erschütterungen durch Krankheit einer Erwachsenen und reiche Erfahrungen eines Jugendlichen im Sozialjahr führten in die Dankbarkeit und Bitte um Segen.
Ausgangspunkt am 2. Tag war die Heilquelle in Ollersdorf. Ferdinand ging auf die Energie ein, die ein Mitmachen auslöst und auf Rituale, die uns für Räume und Zwischenräume zugänglich machen. Achtsamkeitserfahrungen begleiteten uns den ganzen Tag, verdichteten sich aber besonders am Nachmittag in der Kirche von Oberdorf. Zunächst ging es auf dem Weg nach Olbendorf bergan. Gustav Herincs, Hospiz-Arzt, verwies auf den „eigenen Sprung in der Schüssel“, auf die Verletzlichkeit und Bedürftigkeit, die Ausgangspunkt unseres solidarischen Handelns sein sollen. Die liebevolle und humorvolle Einladung des Künstlers Paul Mühlbauer nahmen wir gerne an, um in seinem Kunstpark zu rasten, zu jausnen. Die Augen konnten ein Fest feiern, mit dem, was sie an Künstlerischem erblickten. Wieder ging es bergauf nach Oberdorf, Kaffee und Kuchen für den Leib und Musik für die Seele. Ruth Ferstl lud uns mit zwei Instrumentalistinnen ein, uns ganz auf den Kirchenbänken auszubreiten und liegend die Ohren zu öffnen für die Spannung von Stille und Gesang: Berührung, die sich von der „Ganslhaut“ in die Tiefe ausbreitete. Die letzte Etappe durch schattigen Wald nach Jabing war als langer Nachhall nochmals der Stille gewidmet. Laben und nächtigen konnten wir in Großpetersdorf, zum Verarbeiten der Erlebnisse blieb die Nacht.
Auch am letzten Tag, dem Sonntag, konnten wir neue Tagesgäste wie die Tage zuvor begrüßen. In der Hannersdorfer Pfarrkirche schärfte Ferdinand unseren Blick für „Loch“ und „Pforte“: Sind Schwierigkeiten, Um- und Abbrüche, Krankheiten und andere Krisen wie ein Loch, in das wir stürzen oder eine Pforte, die einen neuen Weg aufmacht? Als wir am Hannersberg ankamen, wurde unsere 20-köpfige Gruppe unmittelbar in diese Frage hineingeführt: es begann zu tröpfeln und bald erfüllte anhaltender Regen jeglichen Raum. Wir entschieden uns, durch diese „Pforte“ entschlossen hindurchzugehen. Blitz und Donner ließen einige mulmig werden, andere empfanden die tieferdringende Nässe als wohltuende Erfrischung. Der Anstieg entlang des Badersdorfer Steinbruches wurde zu einem rutschigen Abenteuer. Nach ca. 2 Stunden ließ der Regen nach und wir kamen am Eisenberg an. Zaghafte Sonnenstrahlen und weitere Gewitterwolken erfüllten das Pinkatal. Wir konnten schon unser Ziel erkennen: Bildein. Ein munteres Gespräch mit dem Bürgermeister von Dt. Schützen, Franz Wachter, über Abwanderung und sanften Tourismus u.v.m. benannte die Herausforderungen, die die südburgenländischen Weinbaugemeinden meistern. Auch die exzellenten Weinproben stärkten Leib und Seele. Die letzten 6 km von der alten Martinskirche bis nach Bildein erlebten die müden PilgerInnen als Ausklang und Ankommen am Ziel. Die tiefen Verbindungen von Wein und Kultur und von Pfarre und Gemeinde sowie die Freundschaft mit den ungarischen Nachbarn wurden uns von LAbg. Walter Temmel und anderen Verantwortlichen als Kernbereiche der Bildeiner vorgestellt. Das Abschlussgebet, schnell in die Vinothek verlegt, weil der Regen wieder einsetzte, bot einen Strauß von dankbaren Erlebnissen und den Auswirkungen des Neuen, das wir am Weg aufgesucht haben. Nach der Pilgerjause war die Dankbarkeit der Schlusspunkt. Wir konnten uns verabschieden und auseinander gehen.
Wege im Südburgenland führten uns an Pforten zu neuen Erfahrungen. Wir gehen weiter.
Wir laden zu den eintägigen Spiri#Walks mit Ferdinand Kaineder in drei verschiedenen Regionen ein:
Donnerstag, 26. August 2021, Region Nord >>mehr Information
Freitag, 27. August 2021, Region Mitte >>mehr Information
Samstag, 28. August 2021, Region Süd >>mehr Information
Im Blog Eintrag von Ferdinand Kaineder können Sie hier sein persönliches Resümee nachlesen: