Verleihung des ersten kirchlicher Umweltpreises Burgenland – Laudato si
„Viele kleine Probleme machen ein großes Problem. Umgekehrt ist es genauso – viele kleine Schritte bewirken Großes,“ so DI Dr. Michael Graf, burgenländischer Landesumweltanwalt und Juror bei der Verleihung des ersten kirchlichen Umweltpreises Burgenland am 4. Oktober 2022 in Frauenkirchen.
Zu vielen kleinen Schritten wollten die Pastoralen Dienste der Diözese Eisenstadt mit der Ausrufung des Umweltpreises motivieren, zugleich auch die Schritte würdigen, die schon gegangen wurden. Acht Pfarren sind der Ausrufung gefolgt und haben folgende Projekte eingereicht:
Drei Pfarren wurden mit ihren Projekten von der Jury als Sieger ausgewählt und bekamen je € 1000.- Preisgeld:
Die Pfarre Großpetersdorf, die schon seit 2017 den Fachbereich „Schöpfungsverantwortung“ im Pfarrgemeinderat verankert und prioritär behandelt. Aktuell kümmern sich fünf Personen rund um den Umweltpfarrgemeinderat Johannes Feichtinger um den Verantwortungsbereich Nachhaltigkeit. Nach dem Motto „Für eine intakte Umwelt beten ist gut und wichtig – konkretes Umsetzen ist besser“ wird versucht, im Rahmen pfarrlicher Veranstaltungen die Wichtigkeit eines sorgsamen Umganges mit unserer Lebensgrundlage Umwelt hervorzuheben und zu leben. So spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Festen, Wallfahrten, Liturgien, in der Kinderpastoral oder auch bei baulichen und wirtschaftlichen Entscheidungen eine große Rolle.
Die Pfarre Neudörfl veranstaltete einen „Tag der Nachhaltigkeit“ mit verschiedenen Angeboten wie einem Baby- und Kinderflohmarkt, einer Radbörse (in Kooperation mit den Grünen), einen Pflanzenmarkt, einen Schaubienenstock oder einem Kinderbibelworkshop zum Thema Schöpfung und Nachhaltigkeit. Ressourcenschonung und „Tauschen oder Herschenken statt Wegwerfen“ waren die Leitbegriffe für diesen Tag. „Mit dem Preisgeld werden wir den Tag der Nachhaltigkeit im kommenden Jahr größer und vielfältiger gestalten, um den Gedanken der Nachhaltigkeit in der Pfarre weiter fördern zu können“, so Projektverantwortliche Mag.a Jutta Pramhofer-Marchhart.
„Schritt für Schritt zu mehr Nachhaltigkeit“ geht die Pfarre Kaisersdorf seit einigen Jahren. Auch in dieser Pfarre spielt Nachhaltigkeit in den verschiedenen pastoralen und wirtschaftlichen Bereichen eine bedeutende Rolle. So wurden alle Leuchtmittel auf LED umgestellt, Pfarrwiesen werden für den Anbau von Bio-Heu verpachtet, Kirchenschmuck wird wiederverwendet, die Zeltlager der Ministranten haben jedes einen Schöpfungsschwerpunkt und auch bei Festen steht der Gedanke „Mehrweg statt Einweg“ im Fokus. Ein besonderes Anliegen sind der Kuratorin Ingeborg Brandl der Schutz der Fledermäuse im Glockenturm, deren Population sich in den letzten Jahren um einiges vergrößert hat.
Das Projektteam der Pastoralen Dienste Mag.a Birgit Prochazka, Philipp Jurenich und Mag.a Barbara Buchinger gratulierte den Pfarren zu ihrem Engagement und wünscht Ihnen, dass sie mit dem Preisgeld weitere Schritte in Richtung Schöpfungsverantwortung gehen können. Alle Pfarren, die eingereicht haben, bekamen zudem einen Gutschein für die kostenfreie Durchführung der Impulsreihe „Experiment Zukunft“ – ein Format des Katholischen Bildungswerkes, das dazu anregt, ins Tun und Handeln zu kommen (https://www.martinus.at/institution/5106/themen/gesellschaft).
Im Rahmen der Preisverleihung gab DI Harald Grabenhofer vom Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel einen Impulsvortrag: „Das Neusiedler See Gebiet – ein trockenes Feuchtgebiet?“ Ein historischer Überblick gab Einblick in die Umstände, denen der See immer wieder ausgesetzt war und bis heute ist – zudem auch in die Eingriffe des Menschen, die „der seltsame Gast Österreichs“, wie Franz Werfel den Neusiedlersee nannte, über sich ergehen lassen muss(te). „Wenn mir das angetan worden wäre, was dem See angetan wurde, wäre ich wohl auch aufgewühlt“, so Grabenhofer. Trotz aller Eingriffe des Menschen habe der See noch einen guten natürlichen Wert, allerdings sei er massiv von einem Immobilienproblem bedroht.
Am Ende der Preisverleihung wurde der kirchliche Umweltpreis Burgenland 2023 ausgerufen, wieder in Kooperation mit der Evangelischen Kirche A.B. im Burgenland. (www.martinus.at/kirchefairaendert)
Viele Anregungen finden Sie in der Broschüre „Vom Reden zum Tun – Pfarre nachhaltig gestalten“ https://www.martinus.at/institution/5019/aktuelles/article/2438.html und auf http://www.schöpfung.at/
„Um der Klimakrise entgegenzutreten, müssten wir unsere Blase verlassen, Unterschiede ablegen und in Dialog treten“ sagte Nicolas Brown, der Regisseur und Emmy-Preisträger des neuen Dokumentarfilms von Papst Franziskus „The Letter“ (https://www.domradio.de/artikel/neue-umweltdokumentation-mit-papst-franziskus-erscheint).
In Dialog zu treten und miteinander und voneinander zu lernen, um gemeinsam an der Bewahrung der Schöpfung mitzuarbeiten ist das, was wir mit dem Umweltpreis fördern wollen. Dazu sind alle Pfarren des Burgenlandes herzlich eingeladen!