Blick-Kontakt Nr. 3 - März 2020
Der Weg nach Ostern. Oder: Der österliche Weg ...
Liebe Schwestern und Brüder im Pfarrverband!
In den letzten Jahrzehnten haben viele Umbrüche und sogenannte Wenden - man denke an das historische Jahr 1989 - stattgefunden. Auch zur Zeit erleben wir einen Umbruch, den manche als Zusammenbruch empfinden, ältere Zeitgenossen fühlen sich mit Schrecken an die Kriegs- und Nachkriegszeit der 1940er Jahre erinnert. Dieser Umbruch, hervorgerufen durch das Corona-Virus, betrifft uns alle bis in ganz private Lebensbereiche hinein. Nach dieser Coronakrise wird vieles nicht mehr so sein, wie es war. Wir müssen uns auf eine langfristige Umstellung unseres Lebens gefasst machen. Zu glauben, wir könnten nach Corona so weitermachen wie bisher, ist falsch. Das Virus führt uns unsere Verletzlichkeit und die Endlichkeit unseres gesamten Lebensstils vor Augen und macht uns auch unsere Kleinheit bewusst. Mit den Allmachtfantasien, zu denen der Mensch neigt, ist es vorbei. Demut ist angesagt sowie ein nachhaltiger Umgang mit der Schöpfung. Corona ist keine (!) Strafe Gottes, sondern ein von der Natur hervorgebrachtes Virus. Aber es zeigt uns unsere Grenzen auf, auch die unserer Wissenschaft. Corona lehrt uns wieder klar zu sehen, was im Leben wirklich wichtig und was unwichtig ist. Die Corona-Krise geschieht in der Fastenzeit. Ja, es ist eine besondere, entscheidende Wende für den gesamten Globus.
Wir Christen feiern in der Fasten- und Osterzeit auch eine Wende, wir müssen sogar sagen: DIE eigentliche Wende. Sie ist nicht von Menschen, sondern von Gott herbeigeführt. Im Alten, Ersten Testament, hat Gott diese Wende in Worten und mächtigen Taten versprochen und in Vorausbildern dargestellt.
All das hat Gott an Ostern erfüllt. Ostern in Jerusalem – damals führte Gott durch seinen Sohn Jesus Christus DIE Wende herbei, nicht nur für ein kleines auserwähltes Volk, sondern für alle Völker und Menschen. Diese Wende führte die Menschheit auf einen neuen Weg, vom Weg des Todes auf den Weg des Lebens. Dieses neue Leben sprengte nicht nur am Ostermorgen das Grab in dem der gekreuzigte Jesus lag, es sprengt alle unsere menschlichen Vorstellungen. Es ist Gottes Leben!
Gott hat an Ostern die Wende für alle herbeigeführt, durch die Sendung des Hl. Geistes, die wir zu Pfingsten feiern und immer wieder neu erwarten, hat Gott die Gemeinschaft der Gläubigen, der Kirche, gestiftet. Seit damals haben Millionen von Menschen sich auf diese Wende des neuen Lebens mit Gott eingelassen und versucht – menschlich, oft allzu menschlich – Jesus auf diesem Weg nachzufolgen.
Unsere Diözese Eisenstadt feiert in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag. Sehr Vieles an Aufbauarbeit in der Diözese und in den einzelnen Pfarren konnte geschehen und geschieht weiterhin. Das aktive Leben in den Pfarren, das getragen ist von den "einfachen", gläubigen Christinnen und Christen und der Kirche gut gesinnten Menschen, hat das entstehen lassen. Als Getaufte und Gefirmte leisten auch wir unseren Beitrag in unserem Pfarrverband. Helfen und halten wir auch jetzt in dieser Corona-Krise zusammen!
Damit es Ostern wird in unseren Herzen und in der Welt von heute. Damit DIE Wende, die Gott uns durch die Auferstehung Jesu Christi geschenkt hat, im Alltag erahnbar und spürbar wird.
"Das Leben ist stärker!", hat mir jemand in diesen Tagen voll Zuversicht zugerufen. Es stimmt.
Gesegnete, frohe und gesunde Ostern,
Ihr/Euer
Ihr Pfarrer Willi Ringhofer