Presseartikel - Sanierung der Dreifaltigkeitssäule Kleinhöflein abgeschlossen
Die umfangreiche Sanierung der Dreifaltigkeitssäule Kleinhöflein ist mit einer kleinen Sensation abgeschlossen: Es wurde die Original-Farbfassung wiederentdeckt. Die Säule ist rot marmoriert. Die offizielle Segnung wird im Rahmen eines Festgottesdienstes am kommenden Sonntag, den 12. Juni (10 Uhr) vorgenommen. „Die Dreifaltigkeitssäule in Kleinhöflein ist eines der größten und wichtigsten Denkmäler, die wir im Zuge unserer Sanierungs-Offensive auf der Agenda haben. Wir wollen den Wert dieses kulturellen Erbes in unserer Stadt als wertvolle Ressource einer breiten Öffentlichkeit näherbringen und bewahren“, so Bürgermeister Thomas Steiner. Eisenstadt startete deswegen im Vorjahr eine Sanierungs-Offensive. 40 Denkmäler werden um insgesamt 600.000 Euro saniert. 200.000 Euro davon flossen in die nun wieder erstrahlende Dreifaltigkeitssäule Kleinhöflein.
Die Liste der Denkmäler wird sukzessive bis zum 100. Jubiläum der Landeshauptstadt Eisenstadt 2025 abgearbeitet. Die Pestsäule der Fußgängerzone ist derzeit in Arbeit. Die notwendigen Arbeiten werden von Professionisten sowie von unseren Fachkräften im Bauhof gemacht.
„Unsere Denkmale sind unsere in Stein gemeißelte Geschichte, auf die wir in Eisenstadt viel Wert legen und die wir bewahren müssen“, so Steiner, der weiter betont: „Das sieht und spürt man, wenn man durch Eisenstadt geht. Umsichtig wurde schon vor Jahrzehnten der Grundstein dafür gelegt und der historische Stadtkern als Herzstück der Landeshauptstadt bewahrt.“
Infos zur Dreifaltigkeitssäule Kleinhöflein:
Nach den verehrenden Pestepidemien im Jahr 1644, 1646 und 1679 entschloss sich der Weinhauerort Kleinhöflein zur Errichtung der mächtigen Dreifaltigkeitssäule in den Bergen des Ortes. Das von einem malerischen Kastanienhain umgebene Kunstdenkmal, liegt am Übergang des Leithagebirges nach Loretto und ist bis heute Ausgangspunkt einer regen Pilgertätigkeit in der Region. Die 1680 gebaute Dreifaltigkeitssäule ist die älteste ihrer Art im nördlichen Burgenland (Eisenstadt 1713, Neusiedl am See 1713, Mattersburg 1719) und wurde 13 Jahre vor der Weihe der kaiserlich gestifteten Pestsäule am Wiener Graben fertiggestellt. Die hochwertige barocke Arbeit mit ihrem reichhaltigen Figurenprogram hatte für die Region Beispielwirkung. Die künstlerischen Fähigkeiten und die gelieferten Qualitäten der Handwerker begründeten eine reichhaltige barocke Steinbildhauertradition, die bis heute die Kulturlandschaft im nördlichen Burgenland prägt. Nach den letzten Restaurierungen im Jahre 1926 und 1951 war der Zustand des Kunstdenkmals zusehends besorgniserregend. Nach eingehender Befundung und Schadenskartierung musste festgestellt werden, dass die Standsicherheit der weinumrankten Säule nicht mehr gewährleistet werden konnte. Der historische Eisendorn in der Achse des Schaftes verursachte einen erheblichen Riss, sodass das Objekt im Dezember 2020 notgesichert und schließlich zur Gänze abgebaut werden musste. Neben den statischen Herausforderungen wurde auch eine bedeutende originale Farbfassung wiederentdeckt. Auf Basis der wissenschaftlichen Untersuchung des Restauratorenteams konnte eine künstlerisch aufwendig gestaltete rötliche Marmorierung festgestellt werden. Es handelt sich dabei um eine in mehreren Arbeitsschritten aufgetragene Farbschicht, die den Schein eines hochwertigen Marmors imitiert. Als Vorbild diente der schwer zu beschaffende Marmor des Salzburger Untersbergs bzw. die noch heute abgebauten Vorkommen im ungarischen Tardos. Die umfassende Marmorierung wurde durch teilvergoldete Partien des Kapitells, der Gewänder, der Engelsflügel sowie der Weinranken zusätzlich aufgewertet. Die nachgewiesene farbliche Komposition aus Rotmarmor und Gold stellt ein rares Beispiel einer in Teilen erhalten gebliebenen Farbfassungen einer Pestsäule in Ostösterreich dar. Nach den teils verehrenden Pestepidemien des 17. Jahrhundert ist die Dreifaltigkeitssäule in Kleinhöflein mit ihrer herausragenden Steinmetz- und der seltenen Farbfassungsarbeit ein vitales Zeichen und Sinnbild des barocken Überschwangs und Lebenswillen jener Zeit. Die Restauratoren bemühten sich daher, um die fachgerechte Erhaltung der Fassungsreste sowie die Rekonstruktion der Marmorierung am gesamten Denkmal, um das Erscheinungsbild aus dem Jahr 1680 wiederherzustellen.
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Artikel auf eisenstadt.gv.at vom 7.6.2022
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