Pfarrkirche St. Martin
Baugeschichte
Als Graf Paul von Forchtenstein 1343 mit einer ungarischen Gesandtschaft bei Papst Klemens VI. in Avignon weilte und seine Bitte um Erhebung der Kirche zum hl. Martin in eine Pfarrkirche vortrug, begründete er sein Ansuchen damit, dass er die kleine Kirche in Mattersburg in letzter Zeit vergrößert habe. Es ist anzunehmen, dass er die kleine romanische Kirche durch den Zubau des gotischen Mittelschiffes, des nördlichen Seitenschiffes und des Chores (Altarraumes) damals vergrößert habe.
Nach dem Visitationsbericht von 1873 soll sich über dem Hauptportal die Jahreszahl 1404 befunden haben, möglicherweise ein Hinweis auf den Abschluss der genannten Erweiterungsarbeiten. Das ursprünglich flach gedeckte Langhaus wurde wahrscheinlich beim Brand von 1446 beschädigt und in den Jahren 1495/96 zusammen mit dem Chor neu eingewölbt. In diese Zeit fällt auch die Errichtung des Wehrturmes bis zur Wehrgeschosshöhe. Im 17. Jahrhundert wurde dann der Turm erhöht und das nördliche Seitenschiff barockisiert. Das südliche Seitenschiff, das heute noch Neugebäude genannt wird, kam wahrscheinlich erst im 1. Viertel des 18. Jahrhunderts dazu. Bald darauf wurde östlich an das südliche Seitenschiff die Annakapelle angebaut. Die letzten Zubauten erfolgten um die Mitte der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Das sind an der Südseite der bis zur Dachtraufe reichende Zubau für den Sebastianialtar und die niedrige, mit Flachdach versehene Sakristei; an der Nordseite eine moderne Portalvorhalle und an der Westseite ebenfalls eine Portalvorhalle, die die Breite des Mittelschiffes einnimmt.
Kirchenstiege
Vom alten Pfarrhof führt eine Kirchenstiege den steilen Hang zur Nordseite des Kirchhofs. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts ist über ihr Aussehen nichts bekannt. Im Jahre 1802 wurde sie dann ganz neu gebaut. Doch schon 1826 war sie in so schlechtem Zustand, dass sie gehoben und unter Verwendung von Staffeln aus St. Margarethner Sandstein neu gebaut werden musste. Die nächste Neuerrichtung der Kirchenstiege erfolgte im Jahre 1903. 109 Stufen aus Granit wurden auf einem Fundament aus Beton verlegt. Die Arbeit war so solide ausgeführt, dass sie über hundert Jahre halten sollte. Gleichzeitig wurde damals der daneben liegende Serpentinenweg angelegt. In den vergangenen Jahren wurde die Stiege jedoch immer baufälliger.
Da die Lindenbäume, welche die Stiege säumten, Hauptursache für deren Zerstörung waren und die Größe und das Alter der Bäume eine umfassende Sanierung unmöglich machten, entschloss sich die Pfarre zur völligen Neugestaltung des Geländes mit den Serpentinen und einen Neubau der Stiegen. Die noch unbeschädigten Stufen wurden im oberen Drittel verwendet, ebenso das Geländer aus Gusseisen. Die übrigen Stufen sind Fertigteilelemente aus Beton. Nach einer Bauzeit von 7 Monaten und durch wetterbedingte Unterbrechungen konnte das Bauvorhaben Kirchenaufgang-Kirchenmauer 2008 abgeschlossen werden. . Wir möchten allen danken, die zum Gelingen dieses, für die Pfarre und der Stadtgemeinde wichtigen, Bauvorhabens beigetragen haben.
Biblische Gedanken als Einstimmung für den Kirchenbesuch
Im Zuge der Neugestaltung des Kirchenaufganges hatte Marc Nussbaumer, Mitglied des Pfarrgemeinderates, die Idee entlang der Serpentinen einige Gedankenimpulse als Einstimmung auf den Gottesdienstbesuch zu setzen. Einige der Granitsstufen der alten Kirchenstiege dienen als Objekte, worauf die Impulse geschrieben stehen. Als Ergebnis sehen Sie nun an den vier Serpentinenbögen, jeweils eine bearbeitete Granitstiege, geschmückt mit einem Vers aus Jesaja. Diese Art von Meditationsweg stellt eine gelungene Einbindung alter Stufenteile in den neuen Kirchenaufgang dar.
Einrichtung
Der Hochaltar ist eine qualitätsvolle Steinmetzarbeit aus hellem Sandstein und weist die typischen Stilelemente der Neugotik auf. Er wurde an Stelle des durch Brand vernichteten barocken Hochaltars 1895 aufgestellt. Ebenfalls neugotisch sind der Taufstein, die Sakramentsnische und die Kreuzwegstationen.
Dem Barock zuzuordnen sind die drei Seitenaltäre: Der Marienaltar im nördlichen Seitenschiff, datiert aus 1736; der Antoniusaltar im südlichen Seitenschiff, laut einer Nachricht aus 1776 aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt, mit dem zentralen Ölgemälde des hl. Antonius von Padua; der Sebastianialtar im neuen Kapellenraum im südlichen Seitenschiff, eine Stiftung des Hofglasers und Marktrichters Paul Gerstl aus dem Ende des 17. Jahrhunderts.
Ebenfalls barock sind die beiden Leuchterengel und das Chorgestühl aus 1774 im Chorraum, die Kanzel aus der Zeit vor 1718, die Pietà im nördlichen Seitenschiff aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, die vergoldete Sitzfigur der hl. Anna mit Buch, der statt der hl. Maria die Skulptur der hl. Maria Magdalena hinzugefügt ist, in der Annakapelle sowie die im südlichen Seitenschiff angebrachte Kopie des Gnadenbildes von Czenstochau aus 1770. Die heutige Orgel verfügt über zwei Manuale und 27 Register. Sie wurde 1927/28 vom Eisenstädter Orgelbauer Josef Huber gebaut. Der Volksaltar aus Travertin ist modern und wurde 1976 errichtet. Foto