Das alte Brot
Ein alter Professor war verstorben und sein Sohn machte sich daran, seinen Haushalt aufzulösen. Dabei fand er im Arbeitszimmer seines Vaters neben zahlreichen wertvolleren Sachen einen harten, vertrockneten Laib Brot. Die Haushälterin, die den Professor bis zu seinem Tod betreut hatte, wusste, was es mit diesem Brot auf sich hatte und erzählte es dem Sohn:
In den ersten Jahren nach dem Krieg war der Professor todkrank. Deshalb schickte ihm ein guter Freund einen Laib Brot, damit der Professor etwas zu essen hatte. Der aber dachte an die verarmte Nachbarsfamilie mit ihren Kindern und ließ ihnen das Brot bringen.
Die Nachbarsfamilie war sehr berührt ob der Güte des Professors. Aber sie mochte das wertvolle Geschenk nicht für sich behalten und gab es an eine arme alte Witwe weiter, die im Haus in einer kleinen Dachkammer wohnte. Die alte Frau brachte das Brot ihrer Tochter, die mit einem Kleinkind ein paar Häuser weiter wohnte und nichts zu essen hatte. Die Mutter dachte an den todkranken Professor, der ihren kleinen Sohn bereits einmal geholfen und dafür kein Geld genommen hatte. Und so schickte sie den Laib an den Professor.
Der Professor hat das Brot sofort wiedererkannt. Als er nun den Laib in der Hand hielt, sagte er: „Solange noch Menschen unter uns leben, die so handeln, braucht uns um unsere Zukunft nicht bange zu sein.“
So legte er es in den Schrank. In schwierigen Zeiten, in denen er wenig Hoffnung hatte, nahm er es in die Hand und war darauf wieder guter Dinge.
(Autor unbekannt)