Im Garten Gottes
In einem schönen Garten standen eine Rose, eine Sonnenblume, ein Stiefmütterchen, eine Gladiole, ein Gänseblümchen und ein Vergissmeinnicht. Selbstbewusst stand die große Sonnenblume auf ihrem hohen Stängel und sagte: „So groß und stark und beeindruckend wie ich ist keiner hier im Garten!“ Darüber regte sich die Rose auf und sagte: „Aber keine Blume duftet so herrlich und ist so schön wie ich.“ - „Pfh...“, meinte die Gladiole, „wie können ihr beide so reden! Was heißt hier Größe und Duft? Ihr habt nur eine Blüte, ich aber habe so viele, dass ich sie gar nicht zählen kann!“ Das Stiefmütterchen, das Gänseblümchen und das Vergissmeinnicht wurden immer kleiner und kleiner, als sie das alles hörten. Sie ließen verzagt die Köpfe hängen. Da versuchte das Gänseblümchen das Vergissmeinnicht zu trösten und sagte: „Zum Glück werden wir aber von vielen Menschen sehr geliebt.“ - „Ja“, sagte das Vergissmeinnicht, „vor allem die Kinder haben uns gern.“ Da mischte sich zuletzt noch das Stiefmütterchen ein: „Aber wieso denkt ihr so eng und kleinkariert? Ihr vergleicht euch nach Größe und Stärke, nach Duft und Farbenpracht? Wisst ihr denn nicht: Ob groß oder klein, ob stark oder schwach, jedem von uns gab der Schöpfer sein eigenes Kleid. In Gottes Augen sind wir alle gleich schön. Jedem von uns schenkt er genug Licht und Wärme der Sonne. Jedem von uns gibt er genug Regen. Jeden von uns lässt er wachsen und blühen, jeden auf seine Weise. Das ist das Geheimnis seiner Güte.“ Und so verstummten die anderen Blumen beschämt und blühten still in Gottes Garten.
(Autor unbekannt)