Barbara-Kirche
Allgemeines / Lage:
Im Jahre 1974 wurde die frühere Pfarrkirche, jetzt auch "alte Kirche" genannt, zur Friedhofskirche umgewidmet. Sie ist der "Heiligen Barbara" geweiht ("Barbara-Kirche"), die seit der Errichtung der neuen Pfarrkirche (Kirche zum Hl. Geist) im Jahre 1962 als zweite Kirchenpatronin von Wiesen gilt.
Bild Hl. Barbara
Seit dem Jahre 1992 veranstaltet der "GV 'Hoffnung' Wiesen" das jährliche Barbara-Singen um den 4. Dezember. Die Barbara-Kirche wird seit 1993 nachts von gelben Außenscheinwerfern angestrahlt. Die Kirche, südöstlich vom Hauptplatz (nahe der südlichen Orts- ausfahrt) errichtet, steht auf einer Anhöhe und ist nach Ost - West ausgerichtet; der Altarraum steht in Richtung Ost.
Baugeschichte:
Berichte über den ursprünglichen Bau der Kirche gibt es nicht. Wahrscheinlich wurde aber schon im 15. Jh. eine Barbara-Kapelle errichtet, erwähnt wird sie jedoch erst 1568.
Der Hinweis auf einen Platz für das Ziborium (d.i. Sakramentshäuschen), der im Visitationsprotokoll von 1641 zu finden ist, lässt auf ein höheres Alter der Kirche schließen.
In der Visitationsbeschreibung von 1641 wird auch vermerkt, dass die Kirche von Wiesen einen Holzturm mit einer Glocke aufweist. Der Hochaltar war zu dieser Zeit mit einem Gemälde "Mariae Himmelfahrt" geschmückt sowie links und rechts davon mit der Darstellung der Hl. Barbara und der Hl. Katharina.
Die Seitenaltäre waren mit dem Bild der "Himmelfahrt Christi" und der "Heiligen Dreifaltigkeit" ausgestattet. In der Mitte der Kirche befand sich ein großes Kreuz (s.o.). 1673 erfolgte ein Umbau (vermutlich auch Wölbung) der schlichten Kirche. Der steinerne Glockenturm trug bis zur Renovierung i.J.1987 am 1.Obergeschoß die Jahreszahl 1682. Der Hochaltar war laut Visitationsprotokoll von 1713 der Hl. Barbara geweiht, die Seitenaltäre der HI. Maria und den Pestheiligen Sebastian und Rochus.
In der Kirche befand sich damals auch eine Holzstatue der Hl. Barbara sowie ein großes Kruzifix, das bis zum Gewölbe reichte. Chor (Empore) und Kanzel waren aus Holz. Im Turm aus Stein gab es zu dieser Zeit zwei Glocken, von denen die größere der Hl. Jungfrau Maria geweiht war, die kleinere der Hl. Kunigunde (s.5; S.232).
1795 (1796) erfolgte eine Vergrößerung der Kirche nach Osten mit Querschiff und neuer Apsis. Das 2. Obergeschoß und der steinerne Pyramidenhelm. des Kirchturmes wurden 1864 aufgesetzt. Am südlichen Querschiffarm befand sich ebenfalls ein Portal.
1864 und 1888 wurde die Kirche renoviert (s. 13; S.320). In der Folge gab es immer wieder kleinere und größere Ausbesserungsarbeiten an der Kirche, so 1925 (Innen-Malerei), 1964 und 1969 (große Innenrenovierung) sowie neben den kleinen auch große Außen-Restaurierungen, wie 1925 (neues Dach), 1970 und 1987. Der kleine Treppenturm (= innerer Turinaufgang) wurde 1948 unter Dechant A. Seibert errichtet. Die erste große Platzgestaltung an der Nordseite der Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1955 vom Verschönerungsverein durchgeführt.
Der große Rosskastanienbaum musste ausgegraben werden, der prächtige Lindenbaum (Naturdenkmal) konnte aber saniert werden und lebt gut weiter. Bei den Ausgrabungsarbeiten wurden auch Skelette freigelegt, die darauf hinweisen, dass der Friedhof einstmals vor (oder ringsum) der alten Kirche lag.
Der Kirchenbau (Beschreibung):
Außenansicht:
Die Kirche ist ein schlichter, ungegliederter Bau mit Langhaus über einem kreuzförmigen Grundriss. Das hohe Kreuzdach, über den Querarmen abgewalmt, der niedrigere Zubau im Westen sowie der dominierende Glockenturm prägen den bescheidenen, wehrhaften Ausdruck der Kirche.
An der Nordseite der Kirche steht der wuchtige Turm, dreigeschossig und gesimsgegliedert. Maße: Außenmaße: L:B = 5,15 m: 4,95 m, 28 m hoch; Mauerstärke am Fuß: 1,00-1,12 m; Innenmaße: 2,97 m: 2,95 m. Im 1.Obergeschoß sind kleine Schlitzfenster angebracht; im hoch- gezogenen 2. Obergeschoß gibt es über der gemauerten kreisrunden Zierblende große rundbogige Schallfenster.
Über dem profilierten Kranzgesims mit den vier Eckkugelaufsätzen erhebt sich der steinerne, oktogonale Turmhelm (verputzter Steinpyramidenhelm), der von einem schmiedeeisernen Zierkreuz (= Kleeblatt-Kreuz; Höhe: 2,85 m) gekrönt ist; als Abschluss ist die HI.Barbara mit ihren Attributen als Windfahne aufgesetzt (Schmiedeeisen, platt).
An der Nordwand der Kirche befinden sich die drei Eingänge, wo- bei die mittlere Türe zum Turmaufgang und zur (alten) Sakristei im Turmerdgeschoß führt. Es sind an dieser Seite auch fünf Glasfenster angebracht. Das an den Turm angebaute dreiviertelrunde Treppentürmchen (H = 8,00 m) mit der gespitzten Kuppel (Blechdeckung) dient als Turmaufgang.
Die Kirchenglocken:
Die im Ersten Weltkrieg für Kriegszwecke (Rüstungsindustrie) abgelieferten Glocken sind 1921 und die im Zweiten Weltkrieg zum selben Zwecke abgelieferten Glocken sind 1946 ersetzt worden (Glockenweihe: 9.9. und 10. 12.1946). Im Jahre 1964 wurden die "Barbara-Glocke" und die neue "Marien - Glocke" im Turm der neuen Pfarrkirche angebracht; es verblieb hier nur die (alte) "Marien-Glocke":
Diese Glocke wurde 1861 vom Glockengießer Ignaz Hilzer gegossen, der die bedeutendste Werkstatt zurzeit der Monarchie in Wr. Neustadt hatte. Durchmesser: 54,20 cm, Gewicht: ca.100 kg, Legierung: Normalbronze; Bild: Maria mit Kind und Zepter (Maria Königin); zwei Zierleisten; Glockeninschrift: Ign. Hilzer, k.k. Hofglockengießer, Wr. Neustadt. Zwischen dem Querarm am Turm und der Apsis ist ein flach- gedeckter Raum als (neue) Sakristei angebaut worden (Zugang nun- mehr an der Ostseite); jetzt dient sie als Sezierraum in der Friedhofskirche.
An der Westseite der Kirche, an die der Friedhof anschließt, ist die hohe Giebelwand des Langhauses sichtbar. Durch den niedrigeren Anbau der früheren Kreuzkapelle mit ihrem Satteldach, diese umfasst jetzt den Vorraum zur Kirche mit dem Kühlraum der Bestattung, ist eine markante Staffelung des Kirchenbaues gegeben.
Quelle: Karl Pinter