Advent – Ankunft, warten auf Weihnachten
Wir feiern Advent, Vorweihnachtszeit. Für uns bedeutet das, Vorbereitungen für das Weihnachtsfest treffen, Geschenke besorgen, Weihnachtsessen planen, Weihnachtsgrüße verschicken, Christkindlmärkte besuchen, Punsch mit Freunden trinken. Stress, damit Weihnachten das perfekte, glänzende Fest wird. Von Erwartung und Besinnung ist nicht viel zu spüren.
Im Jahr 2020 warten wir darauf, unsere Freunde wieder persönlich treffen zu können. Wir wollen alles Planen, alles unter Kontrolle haben, rasch Erfolg haben, Streben nach Glück, Streben nach Erfüllung unserer Träume. Wir haben Sehnsucht nach einem vollkommen guten und perfekten Leben. Das treibt uns Menschen an.
Advent bedeutet aber etwas ganz anderes: Das lateinische Wort „Adventus“ bedeutet „Ankunft“. Wir müssen wieder lernen, im Advent zu leben.
Für uns Christen bedeutet Advent die Zeit der Erwartung, die Vorbereitungszeit auf die Ankunft Christi, dessen Geburtstag gefeiert wird.
Vielleicht ist es gut, den Advent wieder in Stille zu leben. So können wir uns besser vorbereiten. Vorbereiten auf ein Fest voll Hoffnung, mit Sehnsucht, Wünschen und Erinnerungen. Ein Fest des Friedens und der Familie.
Sehen wir den Advent wieder als das, was es eigentlich heißt: Die Ankunft Gottes erwarten. Er kommt ganz leise, und so muss es auch sein, leise, damit wir überhaupt bemerken, dass er kommt, damit wir ihm wieder mehr Raum, Licht und Liebe in unserem Leben geben.
Dazu eine Weihnachtsgeschichte für jeden Tag:
Es war einmal ein kleines Licht. Weil es Angst vor dem Verlöschen hatte, machte es sich auf die Suche nach einem großen Licht, das bleibt. Bald traf es ein anderes kleines Licht: „Wohin gehst Du?“ „Ich habe Angst vor dem Verlöschen und suche ein Licht, das bleibt.“
So gingen sie miteinander. Unterwegs kam noch ein Licht dazu, und noch eines – zuletzt waren es viele. Die kleinen Lichter wanderten den ganzen Tag. Es wurde Abend. Es wurde Nacht.
Die kleinen Lichter waren müde.
Auf einmal sahen sie einen Stein, der im Dunkeln leuchtete. „Stein, woher hast Du dein Leuchten?“ „Geht weiter – und ihr werdet sehen.“ Dann begegneten sie einem Schmetterling. „Schmetterling, woher hast Du Dein Leuchten?“ „Geht weiter – und ihr werdet sehen.“ Und zu einem Baum: „Baum, woher hast Du Dein Leuchten?“ „Geht nur weiter – gleich werdet ihr es sehen.“ So gingen sie mit letzter Kraft. Plötzlich standen sie vor einem großen, hellen Licht.
Es strahlte um ein Kind, das in einer Krippe lag. Den kleinen Lichtern klopfte das Herz. Sie wagten sich nicht weiter. „Fürchtet Euch nicht!“, sagte das Kind. „Ich bin das Licht der Welt. Wer zu mir kommt, wird nicht im Finstern leben.“
Bei seinem Anblick erkannten sie, dass sie dieses Licht schon immer in sich trugen, sie hatten es nur vergessen. Und sie hielten ihre kleine Flamme in dieses Licht unvergänglicher Liebe.
Da wurde ihre Flamme stark und still, und sie wurden zu Lichtträgern für die Welt.
Christa und Dietmar Reiner