Maria ...
Vor rund 20 Jahren besuchte einer meiner Kollegen, der Universitätsprofessor der Universität Wien und Theologe war, auf der Durchreise mein Elternhaus in Kobersdorf. Er war ganz überwältigt und sprach sofort an, dass in unserem Haus starke Marienverehrung präsent wäre. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir dies gar nicht als „besonders“ aufgefallen. In meiner Kindheit und Jugend war es selbstverständlich für mich, dass unsere Räume mit Marienbildern und Marienstatuen geschmückt waren. Auch der jährliche Familienausflug nach Mariazell gehörte einfach dazu und war etwas Besonderes. Regelmäßig nahmen wir die Wandermuttergottes in unserem Haus auf und seit einigen Jahren bringt nun meine Mama die Wandermuttergottes von Haus zu Haus.
Als mein Mann und ich die Welt bereisten, waren Kirchenbesuche an den jeweiligen Orten Fixpunkte. Unserer Mutter Gottes zu danken, unsere Bitten vorzubringen und Kerzen zu entzünden, war in jeder Kirche sehr besonders und mit viel Gefühl verbunden – ich denke z.B. an den Petersdom, die Sagrada Familia oder auch kleine Kirchen auf Puerto Rico oder Hawaii. Rund um den Erdball konnten wir Menschen sehen, die Maria auf ganz anrührende Weise ihre Verehrung zum Ausdruck brachten, voller Zärtlichkeit und Liebe. In solchen Momenten durften wir die weltweite Dimension erfahren, die Maria als Mutter Gottes und Mutter der Kirche hat.
Meine Beziehung zu Maria wurde noch viel inniger während meiner Schwangerschaft. Ich vermute, die meisten Mütter kennen das, sobald man weiß, dass man ein Kind unter seinem Herzen trägt, hat man neben Glücksgefühlen auch Ängste um sein Ungeborenes. In dieser Zeit hat das tägliche Beten des Rosenkranzes gemeinsam in der Familie uns Vertrauen geschenkt. Als unser Sohn wenige Woche alt war, hatte meine Schwester einen Bekannten vor Ort in Medjugorje gebeten, eine Messfeier zur Dankbarkeit für die Geburt unseres gesunden Kindes feiern zu lassen. Zeitgleich feierten und beteten wir zuhause, um unsere Mutter Gottes Statue sitzend mit – am Arm mit meinem kleinen Sohn.
Immer wieder finde ich Parallelen von Maria zur heutigen Rolle der Mütter. Maria hat “Ja” zum Plan Gottes gesagt und ist die Mutter Jesu geworden. Durch Maria hat sich der “Erlösungsplan” Gottes erfüllt. Maria hat die Freuden einer Mutter, aber auch das Leid und die Verachtung ihres Sohnes erlebt. Der empfundene Schmerz, ihren toten Sohn im Schoß zu halten, ist unvergleichbar. Aber Maria hält den Schmerz, die Ohnmacht, die Einsamkeit, Enttäuschung und Ungerechtigkeit aus. Maria hat dies alles ausgehalten und sich vom Weg des Vertrauens und des Glaubens nicht abbringen lassen.
Jesus schenkte uns in seiner Todesstunde seine Mutter, als unsere himmlische Mutter. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: „Frau, siehe, dein Sohn (Joh 19,26).“ Jesus hat Maria uns als Wegweisende geschenkt. Maria als unsere Mutter, lädt uns ein, zusammen mit ihr, das je eigene Schicksal auszuhalten. Sich Maria anzuvertrauen, das schenkt Trost. Nützen wir vor allem den Marienmonat Mai, Maria im Rosenkranzgebet noch näher zu kommen und für die uns jeweils anvertrauten Menschen zu beten. Als Kinder Gottes können wir Gott und unserer himmlischen Mutter in jedem Augenblick unsere Anliegen und Sorgen anvertrauen. Denn jemandem eine Sorge zu überlassen, das schenkt ungemein Trost. Lassen wir Maria unsere Trösterin und Wegbegleiterin sein. Maria zeigt uns den Weg zu Jesus.
Carina Schick