Stadtpfarrkirche zum Hl. Klemens Maria Hofbauer
Geschichte
Das 1225 erstmals urkundlich genannte Oberpullendorf war lange vom größeren und bedeutendere Mitterpullendorf abhängig, die Franziskuskirche war eine Filialkirche.
Erst im 19. Jahrhundert wuchs Oberpullendorf beständig an. Als das westungarische Burgenland nach dem Ersten Weltkrieg an Österreich fiel, wurde Oberpullendorf 1921 zum Bezirkshauptort und der Wunsch nach einer eigenen Pfarrkirche immer dringlicher. 1934 erhielt der Redemptoristenorden die Genehmigung zur Gründung eines Klosters in Oberpullendorf und man übertrug den Patres die seelsorgliche Betreuung der Gemeinde.
Sie errichteten 1935 die große Pfarr- und Klosterkirche zu Ehren des hl. Klemens Maria Hofbauer. 1949 wurde Oberpullendorf zu einer selbständigen Pfarre und 1975 zur Stadtpfarre erhoben.
2015 verkaufte die Wiener Provinz der Redemptoristen Kloster und Kirche an die Diözese Eisenstadt. Im Zuge dessen wurde die Kirche Eigentum der Pfarre.
Baugeschichte
Die Planung der Kirche erfolgte unter den Architekten Otto Schottenberger und Adolf Kuatzki, Baumeister war Alois Stimakovits. Unter großem Arbeitseinsatz der Bevölkerung - Deutsch, Ungarn und Kroaten gemeinsam - schritt der Bau nach der Grundsteinlegung am 10. Juni 1935 zügig voran, und bereits am 10. November desselben Jahres konnte Kardinal Dr. Theodor Innitzer die Weihe des Gotteshauses vornehmen.
Die Ausstattung des Innenraumes wurde nach der Weihe noch weiter ergänzt. Abschluss und Höhepunkt bildet die raumbestimmende Ausmalung durch den Redemptoristen und akademischen Maler P. Josef Weilharter in den Jahren 1941-1944.
Dises sakrale Gebäude ist das seltene Beispiel eines fast durchwegs im Originalzustand erhaltenen Kirchenbaus des 1930er/40er Jahre, bei dem Architektur, Ausstattung und Einrichtung denselben Geist atmen und die gleiche Qualität aufweisen.
1970 erfolgte eine erste Renovierung der Kirche. 1984 wurde die Außenfassade von Kloster und Kirche einander angepasst und 1993 der Altarraum umgestaltet.
Außenbau
Das Äußere des Gotteshauses besticht durch klare, geometrische Formen. An das breite Schiff mit Satteldach stößt der hochaufragende, quergestellte Altarraum. Die Seiten des Kirchenbaus sind durchbrochen von je 4 Rundfestern. Leicht hinter die Kirchenfassade gerückt erhebt sich der Turm. Ein großes mittiges Rundfenster in einer tiefen Betonrahmung dominiert die Kirchenfront, darunter öffent sich ein breitgelagerter Vorraum mit dem zurückgesetzten achtflügeligen Kircheneingang.
Innenraum
Im Inneren öffnet sich die Kirche zu einem hellen, breitgelagerten Saal. Die Fluchtlinien der holzverschalten Eisenträgerdecke weisen bereits auf das Zentrum des Kirchenraums hin, den Altarraum. Ein großer portalartiger Betonrahmen trennt wie ein Triumphbogen den Altarraum vom Kirchenschiff; er trägt die Inschrift: "Dem gnädigsten und erhabensten Gott geweiht im heiligen Jahr 1935 zu Ehren des hl. Klemens Maria".
Der Alarraum ist zum Schiff durch sechs Staffeln deutlich erhöht. Hier läuft alles auf den möchtigen Altaraufbau zu, dessen Bilderschmuck sich über die gesamte Altarwand zieht. Durch drei schmale, hohe Fensterschlitze auf der rechten Seite dringt natürliches LIcht in den Raum. Gegenüber schließt sich die Sakristei mit Butzenscheibenverglasung an.
Ausstattung
Der Hochaltar nach einem Entwurf von P. Joseph Löw (1935) verweist mit seinem reppenförmigen Aufbau bewusst auf einen stilisierten Golgotha-Felsen, den Ort der Kreuzigung. Im inneren Bogen steht der nach oben abgestufte Tabernakel, bekrönt von einer großen vergoldeten Gloriole.
Das holzgeschnitzte Monumentalkruzifix (Bildschnitzer Creparz, Tirol, 1935) wirkt heute vor den Wandmalereien etwas problematisch positioniert. Bei dem ursprünglich höheren Anbringungsort war jedoch vom Eingang aus durch den relativ niedrigen portalartigen Betonrahmen nur die untere Hälfte zu sehen gewesen. 1937 wurde deswegen das Kruzifix tiefer gesetzt, was auch nach der Ausmal beibehalten wurde.
Die Wandmalereien von P. Josef Weilharter von 1941 bis 1944 bilden in ihrer ungewöhnlichen Ikonografie und ihrem reichen Symbolismus ein einzigartiges Zeugnis kirchlicher Kunst um 1940. Die buntfarbigen, kräftigen Szenen sind in Secco-Technik auf den bereits vorhandenen Putz gemalt und stehen mit ihrem hieratischen Stil noch ganz in der Tradition der Beuroner Schule, die um 1900 die kirchliche Kunst erneuerte und bestimmte.
Von besonderem Reiz sind die überraschend lebensnahen Gesichter vieler der Dargestellten: P. Weilharter hat hier vielfach Menschen aus Oberpullendorf porträtiert. So ist z.B. im Her-Jesu-Bild der langjährige Mesner der Kirche, Fr. Günther, dargestellt, sowie Baumeister Stimakovits (mit Maurerkelle). Doch ncoh andere Gesichter geben sich mit ihren Zügen als Einwohner des Ortes zu erkennen.
Das Hochaltarbild, das sich über die gesamte Altarwand erstreckt, hat als Grundthema den Leitspruch der Redemptoristen": Bei ihm ist Erlösung in Fülle." Von besonderer Bedeutung sind die sechs oberen seitlichen Felder: Hier das Leben des Kirchenpatrons Klemens Maria Hofbauer ein einer selten ausführlichen Weise geschildert. Oben links ist zu sehen, wie die Mutter den Sechsjährigen nach dem frühen Tod seines Vaters auf den Gekreuzigten verweist: "Der ist jetzt dein Vater!" Der ersehnte Weg zum Priestertum bleib dem jungen Mann aus Geldnot lange verwehrt; in dieser Zeit ringt er oft um seine Berufung. Auf der radikalen Suche nach seinem Lebensweg beginnt er ein Leben als Einsiedler in Südmähren; als solcher nimmt er im unteren Bild links im Habit an einer Kreuzwallfahrt teil. Nach weiteren Wanderungen tritt Klemens in Rom 1785 dem Redemptoristenorden bei. Die drei rechten Bilder zeigen schlaglichgtartige Elemente seines seelsorglichen Wirkens: Predigt und Volksmission, Besuch einer Familie mit Krankenkommunion, Bekehrung eines jungen Ausreißers.
Seitenaltäre:
Über dem Herz-Jesu-Altar schwebt Christus im priesterlichen Gewand über der Welt, die er durch seinen Sühnetod aus Liebe zur Menschheit erlöst hat.
Das Zentrum des gegenüberliegenden Marienaltars bildet über einem Marmoraufbau vor einen blechgetriebenen Gloriole die Marienikone "Mutter von der immerwährenden Hilfe". Es handelt sich um eine Kopie des Gnadenbildes - eine kretische Ikone aus dem 14. Jahrhundert-, das seit dem 19. Jahrhundert in der Redemptoristenkirche S. Alfonso in Rom verehrt wird und von dort aus als ein wichtiges Identitätssymbol der Redemptoristen weit verbreitet worden ist.
Die Altarbilder der vier Seitenaltäre ziehen sich ebenfalls über die gesamte Stirnwand. Neben dem Marienaltar folgt die Vierzehn-Nothelfer-Kapelle. Unten ist eine Ansicht von Oberpullendorf mit der Kirche dargestellt. In dieser Kapelle ist auch die Weihnachtskrippe mit holzgeschnitzten Figuren aufgestellt.
In der Josefskapelle erscheint der hl. Josef im Schutzmanteltypus als Beschützer der Menschheit. Der nächste Altar ist dem Bischof, Ordensgründer und Kirchenlehrer Alfons Maria von Liguori geweiht. Der Franziskus-Seraphicus-Altar zeigt die Verleihung der Wundmale an den hl. Franziskus
Die zwölf in Seccotechnik gemalten Kreuzwegstationen von 1940 waren p. Weilharters erstes Werk in der Klemenskirche. Hier orientierte er sich stilistisch eher an byzantinischen und mittelalterlichen Buchmalerein. Die zwölf getriebenen und vergoldeten Apostelkreuze mit Armleuchtern an den Wänden stammen aus der Erbauungszeit 1935; sie markieren die Stellen, an denen mit geweihtem Öl die Kirchweihe vorgenommen wurde.
Glasgemälde
Die Kirchenfenster (Tiroler Werkstatt, Innsbruck 1935) zeigen Brustbilder von Heiligen in der Mitte eines Kreuzes im Strahlenkranz mit den Inschriften der einzelnen Stifter, die die Fenster finanzierten.
Nördliche Wandseite: Hl. Franz von Assisi, Hl. Theresia vom Kinde Jesus, Hl. Johannes von Nepomuk
Südliche Wandseite: Hl. Emmerich von Ungarn, Hl. Stefan, Hl. Martin, Hl. Elisabeth von Ungarn
Eingangsseite: Klemens Maria Hofbauer
Die Kanzel von der Fa. Janauschek in Wien ist mit blechgetriebenen Symbolen der Evangelisten und der Heiliggeisttaube besetzt.
Die Orgel der Fa. Hradetzky aus Krems/Donau (1976) passt sich mit ihrem würfelförmigen Prospekt der rechteckig eingetieften Orgelempo an und greift das Spiel der geometrischen Formen im Kircheninneren auf.
Mehr Information findet man im 2015 aufgelegten Kirchenführer, der im Schriftenstand und im Pfarrsekretariat erhältlich ist.