Ägidiuskirche
Sie befindet sich nördlich neben der Heilig Geist Kirche in Hanglage und ist von ihrem Baukörper her ein einfacher Barockbau mit flachrund geschlossenem Chor, einem Westturm mit Pyramidenhelm und einem im Süden an das Chorjoch anschließenden zweigeschossigen Sakristeianbau. Die 1333 erfolgte Nennung von Stegersbach als „Sentylyg" der Wortteil „sent" entspricht dem ungarischen „szent", deutsch „heilig" weist auf einen bereits damals bestehenden Kirchenbau hin, und auch die Kanonischen Visitationen von 1697 und 1757 bezeichnen die Ägidius Kirche als „nimium antiqua" (überaus alt) bzw. „ab antiquis catholicis erecta" (von den „alten" Katholiken erbaut), Formulierungen, die immer wieder für mittelalterliche Kirchen verwendet werden. Auch der 1757 genannte, gemauerte Tabernakel mit seinem Eisentürchen ist ein Hinweis auf einen mittelalterlichen Baubestand.
Bei der in den 80er Jahren unseres Jahrhunderts durchgeführten Renovierung hat man an den Mauern des Kirchenschiffs einen romanischen Mauerkern und in der Südmauer drei romanische Schlitzfenster, von denen eines sichtbar belassen wurde, festgestellt. An der Nordmauer wurde romanisches Bruchsteinmauerwerk ebenfalls sichtbar belassen. Die Datierung dieses Altbaues, dessen Grundriss nicht mehr zu erschließen ist, bleibt unsicher, dürfte aber in die z. Hälfte des 13. oder in das beginnende 14. Jahrhundert zu setzen sein.
Der am Ende des 17. Jahrhunderts existierende barocke Baubestand flachgedecktes Kirchenschiff, gewölbter Chor und Turm erhielt 1755 durch den Anbau eines einjochigen, platzlgewölbten Chors mit schalengewölbter, flachrunder Apsis (und vielleicht auch der heutigen Sakristei) und durch die Erneuerung des Turms sein derzeitiges Aussehen.
Damals wurde auch im Kirchenschiff ein durch Gurten auf flachen Pilastern geteiltes Tonnengewölbe mit Stichkappen eingezogen, so dass sich nun eine zweijochige Raumeinteilung ergab. Die dreiachsige Westempore über Platzl und Kreuzgratgewölben mit einer hochgewölbten Brüstung hat wohl schon 1757 bestanden. In der folgenden Zeit wurden immer wieder verschiedene Renovierungs und Restaurierungsarbeiten durchgeführt.
Von 1980 bis 1986 erfolgte durch den Verein „Rettet die alte Kirche von Stegersbach" eine umfassende Sanierung in fünf Bauabschnitten (Dachrenovierung, Erneuerung des Außenputzes, Färbelung der Außenflächen, Innenrestaurierung und Herstellung der Außenanlagen um die Kirche). Bereits einige Jahre später drohte der Turm einzustürzen und musste daher 1991 statisch saniert werden; 1993 begann man mit der Innenrenovierung und der Restaurierung der gesamten Einrichtung, die vom Atelier Wolfgang Hienert aus Wien durchgeführt wurden und im Frühjahr 1995 mit der Segnung der Kirche ihren Abschluss fanden.
Hochaltar sowie die beiden Seitenaltäre und die Täufergruppe auf dem Taufkasten werden in das dritte Viertel des 18. Jahrhunderts datiert. Der Hochaltar ist durch seine Rahmenarchitektur mit Voluten, Gehängen und Ornamenten charakterisiert.
Die Seitenfiguren stellen den hl. Petrus (links) und den hl. Paulus (rechts) dar, darüber befinden sich am Altaraufbau links und rechts je ein Engel und über dem Altarbild am Aufsatz das „Auge Gottes" mit von ihm ausgehenden Strahlen auf einem Wolkenkranz.
Das Altarbild ist von hoher künstlerischer Qualität und stammt aus der Schule des Franz Anton Maulbertsch (1724 1796).
Es zeigt eine Darstellung des hl. Ägidius, gestorben um 720, eines Einsiedlers, der als Gründerabt des später nach ihm benannten Benediktinerklosters Saint Gilles in der Provence gilt und dessen Attribut die Hirschkuh ist. Auf der freistehenden Mensa befindet sich der Tabernakel mit zwei Engeln.
Die beiden Seitenaltäre stehen vor der Triumphbogenwand und sind mit vorgezogenen Säulen mit Gebälkstücken vor flacher Wand gleich aufgebaut. Sowohl über der Gebälkzone als auch zu seiten der Altarbilder befinden sich Engelfiguren. Die Aufsätze zeigen ein Christus bzw. ein Marienmonogramm. Beide Altäre besitzen einen Tabernakel mit einem auf Bogen ruhenden Expositionspodest.
Auf dem Altarbild des linken Seitenaltars werden die hll. Leonhard und Patrizius dargestellt, die beide als Viehpatrone gelten. In Stegersbach selbst bestand lange Zeit eine aus der Umgebung stark besuchte Patrizius Wallfahrt. Der hl. Leonhard lebte als Einsiedler von Noblac bei Limoges und starb im 6. Jahrhundert, dargestellt wird er meist als Abt mit Kette in der Hand oder mit Gefangenen zu seinen Füßen, im 17. Jahrhundert mit einem oder mehreren Stück Vieh. Der irische Nationalheilige Patrizius (Patrick) war im 5. Jahrhundert als Missionar und vielleicht auch als Bischof in Irland tätig. Sein Attribut sind Schlangen, die er mit einem von Christus verliehenen Stab aus Irland verjagt haben soll.
Das Altarbild des rechten Seitenaltars ist eine Mariendarstellung vom Typus Maria vom Siege. Auf der Weltkugel stehend hält Maria das Kind im Arm, das mit dem Kreuzstab die Paradiesschlange, die sich um den Erdball windet, tötet.
Weiters sind noch der Taufkasten mit einer kleinen Täufergruppe, die an der Leibung des Triumphbogens befindliche Kanzel mit Rokokodekor und ein barockes Vortragekreuz bemerkenswert. Aus dem 19. bzw. 20. Jahrhundert stammen eine Herz Jesu Statue auf einer Baldachinkonsole, eine Statue des hl. Joseph, die vierzehn Kreuzwegstationen und eine große Kreuzigungsgruppe sowie die Lourdes Grotte im Turmuntergeschoß. Die Orgel wurde 1938 von Josef Huber, Eisenstadt, erbaut.