Chrisammesse 2023
Predigt von Bischof Zsifkovics zur Chrisammesse am 5. April 2023 im Martinsdom.
Von Kamillus von Lellis, dem Gründer des Kamillianerordens in Italien, dem Schutzpatron der Kranken, Pflegenden und Sanitäter ist die einfache Grundregel überliefert: „Denke gut, sprich gut, handle gut: Diese drei öffnen – mit der Gnade Gottes – dem Menschen den Himmel.“
Die Chrisam-Messe, die Weihe der heiligen Öle und das Versprechen der Priester sind ein guter Zeitpunkt, über diesen einfachen Rat nachzudenken. Denke gut, sprich gut, handle gut: Was heißt das für uns, die Bischöfe, Priester, Diakone, Ordensleute, Seminaristen, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirche, für die Christen, für unseren Dienst in der Diözese, für unseren Auftrag im Presbyterium?
Denke gut
Christliches Denken, priesterliche Existenz orientieren sich am Denken Jesu, wie in den Evangelien überliefert. Jesus schaut nicht auf das Äußere, die Fassade, nicht auf die althergebrachten Verbote und Gesetzesvorschriften. Jesus schaut auf den Menschen, auf sein Herz. Jesus denkt gut vom Menschen. Er begegnet auf Augenhöhe, ohne Vorurteile, ohne Bedingungen.
Wie denke ich Gott und wie denke ich die Menschen? Oft bleibt nur ein Konglomerat voller Vorurteile und ein negatives Denken, das Gott und den Mitmenschen kleinmacht. Polarisierung, Spaltung, Populismus, Verschwörungstheorien, Geschwätz, ein Leben ohne Fragen, die Besserwisserei, nörgeln und jammern sind unüberwindbare Hürden und die Kehrseite überzogenen Selbstmitleides. Ich bitte heute: Denke gut über Gott und die Menschen – als Priester darfst Du Dir das leisten!
Rede gut
Das Reden eines Priesters, eines Diakons, eines Ordenschristen, eines Christen muss sich am Reden Jesu orientieren. Bevor Jesus redet, predigt und Zeichen tut, zieht er sich in die Stille und in die Einsamkeit zurück. Er schweigt, hört zu, redet mit Gott, betet, unterscheidet, um die Menschen in den Blick zu bekommen. Jesu Reden ist immer gut, heilend, aufbauend, verständnisvoll, verzeihend, versöhnend, barmherzig, es verurteilt nicht, verletzt nicht und entwürdigt nicht.
Tomáš Halík schreibt in seinem Buch „Geduld mit Gott“: „Der Priester darf nicht zu einem Agitator werden, der einfache Schlagwörter benutzt und wie ein Werbefachmann andere manipuliert; seine Aufgabe ist es vielmehr, die anderen eher geduldig und mit Respekt gegenüber jedem von ihnen zu begleiten, sie einzuweihen, sie durch die Tore des Geheimnisses zu führen, als sie mit einem Stil zu gewinnen, dessen sich Politiker oder Geschäftsleute bedienen, um ihre neueste Ware anzubieten. Unsere Sprache ist doch auch eine Frucht der Gesinnung unseres Herzens. Wenn unser Reden kein leeres Geschwätz ist, keine geistlose Produktion von Phrasen, dann kann sie viel Gutes - oder auch Schlimmes bewirken.“
Ich bitte heute: Rede gut als Priester über Gott und die Menschen, den Papst, die Bischöfe, die Mitbrüder im Presbyterium, deine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die dir Anvertrauten und Mitmenschen!
Im Psalm 34, den wir Priester im Studengebet beten, heißt es: „Bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor falscher Rede.“ Und ein evangelischer Theologe sagt: „Zwei Dinge sind schädlich für jeden; Schweigen, wenn die Zeit ist, zu reden und reden, wenn Zeit ist, zu schweigen.“ Gut reden ist ein Zeichen für Gottes Geist, der uns geschenkt ist, schlecht reden ist eine Fratze des Ungeistes.
Handle gut
Das Handeln eines Christen, auch eines Priesters muss sich am Handeln Jesu orientieren. Für das Denken, Reden und Handeln bleiben die Evangelien wegweisend. In den Gleichnissen vom barmherzigen Vater, vom barmherzigen Samariter, von der Begegnung mit der Frau am Jakobsbrunnen, von der Ehebrecherin, vom Zöllner Zachäus zeigt Jesus, was er unter gutem Handeln in widersprüchlichsten Lebenssituationen versteht. Und jedes Gleichnis fordert uns auf: „Geh und handle genauso.“
Ich bitte heute: Handle und arbeite gut als Priester – wie Jesus, denn die Welt wartet auch auf dich, die Menschen brauchen dich, dein vorrangiger Einsatz ist Hingabe, Dienst und Demut. Nur so sind wir glaubwürdig!
Wenn wir heute unser Weiheversprechen erneuern und uns mit den heiligen Ölen im Rucksack auf den Weg zu den Menschen machen, dann soll uns der einfache Rat des hl. Kamillus von Lellis begleiten: „Denke gut, rede gut, handle gut – wie Jesus – dann ruht Gottes Geist auf Dir, dann öffnest Du den Menschen den Himmel, dann ist deine Salbung und Sendung ein Segen für die Menschen.
Als Mitbruder und Hirte bitte ich Euch alle: Gehen wir gemeinsam unseren Weg, synodal, im Hören aufeinander und in der Aufmerksamkeit füreinander. Ich danke Euch allen für Euren Einsatz und Dienst für die Menschen in unserer Diözese!
Amen.
Ägidius J. Zsifkovics
Bischof von Eisenstadt