Hochfest Mariä Himmelfahrt
In Österreich und im süddeutschen Raum gibt es am Großfrauentag den Brauch Kräuterbuschen zu segnen und nach Hause zu nehmen, als Schutz für Mensch und Tier vor Krankheit und Gefahr. Dieser Brauch beruht auf einer Erzählung, wonach die Apostel, als sie drei Tage nach dem Tode der Gottesmutter Maria das Grab öffneten, nicht deren Leichnam fanden, sondern duftende Kräuter und Blumen. Der Kirchenvater Johannes von Damaskus verrät uns noch, dass sich beim Grab Mariens auch Lilien und Rosen fanden, die ihre Reinheit und Tugendhaftigkeit symbolisieren.
Dieser alte Brauch der Kräutersegnung am Großfrauentag zeigt uns, worum des bei diesem Feiertag geht – die Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel will unseren Glauben an die Auferstehung stärken und uns sagen, dass unsere Welt Heil und Heilung braucht. Am Großfrauentag bekommt der alte Spruch "Dagegen ist noch kein Kraut gewachsen" einen neuen Sinn. Der Glaube an die Auferstehung ist das Kraut gegen Hoffnungslosigkeit und Resignation. An Maria sehen wir das Ziel unseres Lebens, ihr Fest gibt uns Hoffnung und Trost. Weil Heilkräuter eine besondere Bedeutung haben, möchte ich in dieser Predigt 3 Kräuter hervorheben, von denen ich meine, dass sie unsere Welt heute so dringend braucht.
Salbei
Salbei ist als Heilpflanze in seiner Anwendung vielseitig. Salbei wirkt lindernd bei Heiserkeit, Halsschmerzen und Verdauungsbeschwerden. Salbei würzt nicht nur viele Speisen, er beruhigt auch unser Gemüt. Es wird gesagt, dass Salbei das spirituelle Bewusstsein öffnet, positive Energien anzieht und hilft eine Verbindung zu höheren Kräften-Gott herzustellen. Salbei steht sogar für Weisheit, Wohlstand und Erfolg.
Die Verbindung zu Gott, Offenheit für Spiritualität, positive Energie – fehlt nicht gerade das unserer Welt, dem modernen Menschen? Die Folgen sind Säkularisierung, Verrohung im Umgang miteinander, etwa mit der Kaltblütigkeit der Bergsteiger in Pakistan, die an einem toten Kameraden vorbeigehen, um den Gipfel zu erklimmen oder die schreckliche Tat, wo einer seine Eltern brutal erschlägt. Verrohung und viel negative Energie gibt es in der Politik, im aggressiven Ton. Man befasst sich mit Scheinproblemen wie die Rettung von Bargeld und sogenannten "normalen" Menschen, aber national und auf EU-Ebene ist man nicht fähig, die Migration und das Sterben an den Grenzen und im Mittelmeer zu beenden. Man gibt Unsummen von Geld für Rüstung und Waffen aus, wo täglich Menschen verhungern.
Die Kirche und wir Christen sind heute gefordert unsere religiöse Kompetenz in die Welt einzubringen in den drei Themen der Gotteserkenntnis, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Wer soll in unserer Gesellschaft von Gott, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit reden und Zeugnis geben, wenn nicht wir, denen Jesus das im Evangelium des Magnifikat so ans Herz gelegt hat. Maria hat dieses Loblied auf Gott nicht nur gesungen, sondern vor allem im Alltag gelebt. Sind unsere Familien und Pfarrgemeinden noch Orte, wo von Gott geredet und mit Gott geredet-gebetet wird, wo das Lob Gottes im Gottesdienst und in der Feier der Sakramente gesungen wird? Oder reden wir in unserer Kirche, Familien und Gemeinden über alles, nur nicht mehr über Gott? Sind die christlichen Gemeinschaften noch Orte echter Gottesbegegnung, gelebter Gerechtigkeit und Barmherzigkeit?
Salbei erinnert uns an die Offenheit für Gott und Spiritualität, damit wir nicht gottlos werden – das ist Weisheit, Wohlstand und Erfolg.
Lavendel
Seit jeher wird Lavendel mit Ruhe, Entspannung und inneren Frieden in Zusammenhang gebracht, weil Lavendel eine beruhigende Wirkung auf den Geist und das Gemüt hat und hilft, Stress abzubauen und die Konzentration zu verbessern. In der Esoterik wird Lavendel als Mittel verwendet, um die Kommunikation mit Engeln und Geistern zu verbessern, Angstzustände zu lindern, eine entspannte Stimmung zu schaffen. Lavendelöl hilft auch harte Muskelverspannungen zu lösen.
Ruhe, Entspannung, innerer Friede und Kommunikation mit Gott – sind das nicht Werte, die unserer hochtechnisierten Welt und uns gehetzten Menschen verlorenzugehen drohen? Wir leiden heute an zunehmenden Ängsten durch die Folgen der Pandemie, Teuerungen, Umweltkatastrophen und den schrecklichen Krieg gegen die Ukraine. Dazu kommen die persönlichen Ängste um den Erhalt des Arbeits-platzes, der Gesundheit, von Wohlstand und Frieden. Der Kampf zwischen Gut und Böse – von dem uns die 1. Lesung berichtet – geht weiter und wir sind mittendrin. Eines aber wird uns heute gezeigt: Gott hat Maria diesen Kampf nicht erspart, sie geführt und sie durfte erfahren, dass die Macht des Drachen an der Macht Gottes endet. Das heutige Fest ist daher kein Tag der Angst, sondern ein Tag der Hoffnung und des Trostes. Lavendel erinnert uns, sich Zeiten der Ruhe zu nehmen, für Entspannung zu sorgen, gegen Böses anzu-kämpfen und sich den inneren Frieden zu bewahren.
Rosmarin
Seit Jahrhunderten ist Rosmarin eines der vielseitigsten Kräuter. Rosmarin reinigt von negativen Energien, beruhigt den Geist und entgiftet den Körper. Rosmarin gibt Schönheit und macht Mut.
Reinigung von negativen Dingen, Entgiftung und Mut – sind das nicht Dinge, die gerade unsere Welt und der moderne Mensch brauchen? Hat sich nicht auch in unserer Kirche und in unseren Pfarrgemeinden durch die Jahrhunderte viel an negativen Dingen und Gift angesam-melt und ist nicht heute das Gift des Missbrauchs, der Gleichgültigkeit, Müdigkeit und Mutlosigkeit dazugekommen? Papst Franziskus hat den Jugendlichen beim Abschluss des WJT in Lissabon zugerufen: "Fürchtet euch nicht!" Wenn wir wie Maria auf Jesus hören und das tun, was er uns sagt, werden wir leuchten, dann wird uns auch nicht der Mut verlassen, wie Maria werden wir als Christen mutig die Welt zum Guten verändern. Der Rosmarin erinnert uns an diesen Mut.
Nehmen wir das heute gesegnete Kräuterbüscherl von Frauenkirchen mit nach Hause, damit wir uns im Alltag an seine Bedeutung für unser Leben und für unseren Glauben als Christen erinnern u. Heil erfahren. Mit einem slowenischen Marienlied bitte ich die "Mutter auf der Heide" in dieser bewegten Zeit um ihre Hilfe und Fürsprache für uns alle!