71. Burgenländischen Arbeiterwallfahrt
Die 71. Burgenländische Arbeiterwallfahrt führt uns in diesem Jahr in zwei steirische Benediktinerklöster – in das Stift St. Lambrecht, dem Mutterkloster von Mariazell, und in die Abtei Seckau, einem ursprünglichen Augustinerchorherrnstift und dem ehemaligen Bischofssitz der heutigen Diözese Graz-Seckau.
Mit dieser Wallfahrt zum hl. Benedikt, einem der Patrone Europas, gehen wir bewusst in unseren Tagen an die geistigen und geistlichen Wurzeln des europäischen Mönchtums und unseres Kontinents.
Im 48. Kapitel seiner Regel ordnet Benedikt den Tagesablauf der Mönche. Von der Morgenfrühe bis zur Nacht lösen einander gemeinschaftliches Gebet, Handarbeit und Studium ab. Diejenigen sind für Benedikt die wahren Mönche, die von der Arbeit ihrer Hände leben. Büchern brachte Benedikt hohe Wertschätzung entgegen. Fast alle Mönche lernten die Kunst des Lesens, die auch wissenschaftliche Werke und weltliche Dichtung einschloss. Das Studium setzte aber Bibliotheken voraus. Also begannen die Mönche Folianten-Blätter abzuschreiben. Das Studium antiker Werke – etwa über Wein-Obstbau – förderte auch die praktische Tätigkeit und machte zugleich die Mönche zu Experten auf verschiedenen Wissensgebieten. Es regte auch zu eigenen Forschungen an. So wurden die Klöster immer mehr zu Stätten des Glaubens, der Wissenschaft, Land- und Forstwirtschaft, Kunst und Kultur. Die Mönche gaben ihr Wissen nicht nur in Büchern weiter, sondern auch in den Klosterschulen, die berühmt wurden. Benedikts Gemeinschaft und seine Regel wurden zum Vorbild für alle Klöster der Kirche. Dieser Heilige aus Europas unruhigen Anfängen hat die geistige und geistliche Entwicklung unseres Kontinents für Jahrhunderte geprägt und prägt ihn bis heute. Was wäre Europa und unsere Heimat Österreich, ohne diesen Beitrag Benedikts, der Benediktiner?
Der hl. Benedikt hatte 3 Leitlinien, die er auf die Kurzformel brachte: "Ora et labora – bete und arbeite." Dieses Miteinander von Gebet und Arbeit hat Europa geprägt und hat eine Ausstrahlungskraft bis heute. Dieses Geschwisterpaar sind wir heute in Gefahr zu vergessen, leichtfertig aufzugeben oder gegen scheinbar besseres einzutauschen.
Was sind die 3 Leitlinien Benedikts?
Der Wert des Menschen als Person.
Der Mensch ist die Krönung der Schöpfung. Er ist einmalig als Person, hat eine hohe Würde, die es von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod zu schützen gilt. Mann und Frau sind ebenbürtige Geschöpfe Gottes, aufeinander zugeordnet und gleichwertig als Personen.
Mann und Frau – so die 1. Lesung aus dem Buch Genesis – sind füreinander geschaffen und brauchen einander. Jesus zeigt im Evangelium die Bedeutung der Ehe. In Liebe, Treue, gegenseitiger Wertschätzung leben Eheleute in einer Einheit, in der sie sich aufeinander verlassen können. Jesus holt die Ehe aus der Beliebigkeit heraus, er stellt einen hohen Anspruch an die Ehe gegen die Hartherzigkeit, in welcher die Treue keine Rolle spielt, man der Willkür des anderen ausgeliefert ist. Jesus eröffnet mit der Ehe einen Schutzraum für Eheleute und Familien.
Ist der Wert des Menschen als Person durch Technik und KI heute nicht in Gefahr? Wird der Schutz von Ehe und Familie als Säulen der Gesellschaft heute nicht von vielen, auch in der Politik, in Frage gestellt? Brauchtes nicht auf allen Ebenen einen neuen wertschätzenden Umgang miteinander, besonders auch in der Kirche und in der Politik? Beten wir heute auch für alle Eheleute und Familien, die in Schwierigkeiten oder die zerbrochen sind, um Kraft und Mut zum Neuanfang.
Die Würde der Arbeit als Dienst an Gott und den Menschen.
Papst Paul VI. hat bei seinem Besuch in Nazaret wegweisende Worte über die Arbeit gesagt: "Die Arbeit ist nicht Selbstzweck, sie bezieht ihre Freiheit und ihren Wert nicht nur aus ihrer wirtschaftlichen Bedeutung, sondern auch aus den Wirklichkeiten, durch die sie auf ihr erhabenes Ziel ausgerichtet wird.“
Die Würde der Arbeit als Dienst an Gott und den Menschen – so hat es Benedikt schon vor Jahrhunderten ganz einfach ausgedrückt.
Sehen wir unsere Arbeit noch als einen Dienst an Gott und den Menschen? Oder dient sie nur mehr zur Selbstverwirklichung, der Kariere, zum Profit und Lebensunterhalt? Ist es nicht höchste Zeit Männern wie Frauen für gleiche Arbeit den gleichen Lohn zu zahlen? Vergessen wir im Gebet nicht die Arbeitslosen mit ihren Familien und auch jene, die am Arbeitsplatz ausgenützt und missbraucht werden!
Die Notwendigkeit des betrachtenden Gebets.
Benedikt hat seine Mönche angewiesen dem Gebet und Gottesdienst nichts vorzuziehen. Die Arbeit wird von Gebet und Gottesdienst im Tagesablauf immer wieder unterbrochen – Ora et labora, bete und arbeite! Sindwir heute nicht in Gefahr das Gleichgewicht von Gebet und Arbeit zu verlieren, weil wir nur eines tun? Es heißt aber Gebet und Arbeit, also beides tun, beides soll sich gegenseitig befruchten. Das Miteinander von Gebet und Arbeit hat Europa aufgebaut. Zu diesem Gleichgewicht von "Gebet und Arbeit" müssen wir wieder zurückfinden, um auch das Gleichgewicht von Leib und Seele im Alltag zu halten und als Menschen-Christen die Herausforderungen des modernen Lebens meistern zu können.
Gerade das Gebet des Rosenkranzes jetzt im Oktober ist ein zutiefst betrachtendes Gebet, die Kurzfassung des Evangeliums, das unserer Seele wieder die nötige Luft zum Atmen gibt.
In den Klöstern Benedikts wird nach der Kurzformel "Ora et labora – bete und arbeite" gelebt. Sie erinnert uns, es auch heute zu tun.
Und sie erinnert uns an die 3 Leitlinien Benedikts: Den Wert des Menschen als Person – Die Würde der Arbeit als Dienst an Gott und den Menschen – die Notwendigkeit des Gebets.
Oder bildhaft gesagt: Rudern wir mit beiden Rudern bei unserer Bootsfahrt durchs Leben, um voranzukommen und nicht stehenzubleiben oder uns gar nur mehr um uns selber zu drehen.
Ich wünsche uns allen Freude, Mut und Ausdauer beim Ora et labora! danke als Hirte den Klöstern und Ordensleuten für ihren Dienst in Kirche und Gesellschaft durch Gebet und Arbeit, für ihren Beitrag in der Weitergabe von Glaube, Bildung, Kunst, Kultur, Wirtschaft, Tourismus. betemit Euch um neue Priester und Ordensberufungen, damit die Kirchen und Klöster unserer Heimat nicht Museen sind, sondern Orte, an denen "Gebet und Arbeit" auch heute gelebt und bezeugt werden.
Der hl. Benedikt ist uns allen dabei auch in unseren unruhigen Zeiten des Umbruchs hier in Österreich, in Europa und in der Welt ein guter Wegweiser, verlässlicher Ratgeber und Fürsprecher bei Gott! Amen.