30 Jahre Papstbesuch in Trausdorf
Voll Freude und Dankbarkeit feiern wir am Vorabend des Geburtsfestes des hl. Johannes des Täufers im Gedenken an den Besuch von Papst Johannes Paul II. vor 30 Jahren hier in Trausdorf die hl. Messe. Vieles hier erinnert an diesen historischen Tag für unsere Diözese, den 24. Juni 1988, und an diesen großen Hirten der Kirche, den hl. Papst Johannes Paul II.: seine Blutreliquiehier am Altar, in der er auch heute unter uns ist; das Messgewand, das ich tragen darf, hat er damals getragen und als Geschenk unserer Diözese hinterlassen; der berühmte Kanizsai-Kelchmit dem er die hl. Messe gefeiert hat; der Stuhlauf dem er saß und der in der Pfarrkirche Trausdorf steht; das Kreuz, das über dem Altar war und an diesem Platz steht und als sogenanntes "Papstkreuz" heute noch an den Besuch erinnert; das Geländeauf dem dieses Großereignis 1988 stattgefunden hat und auf dem wir heute 30 Jahre danach wieder Eucharistie feiern.
Wie Johannes der Täufer, dessen Geburtsfest wir heute feiern, war auch Papst Johannes Paul II., der hier auf diesem Platz mit 100.000 Pilgern aus unserer Diözese sowie aus Ungarn, dem ehemaligen Jugoslawien und der Tschechoslowakei die hl. Messe feierte, als Nachfolger Petri ein Wegweiser, der das Evangelium verkündete, seine Brüder und Schwestern im Glauben stärkte und so die Menschen zu Jesus führte. Auch erstand 1988 wie Johannes der Täufer an der Schwelle vom Alten zum Neuen – das geteilte Europa mit seinen menschenverachtenden Ideologien und dem Eisernen Vorhang begann zu bröckeln und Europa begann wieder mit seinen beiden Lungenflügeln zu atmen. Auch erhat wie Johannes der Täufer die Menschen zur Umkehr und Erneuerung im Glauben, zur Neuevangelisierung aufgerufen. Auch erwar wie Johannes der Täufer ein Wegweiser, der Menschen zum Brückenbauen, Frieden stiften ermutigte und sie zu Jesus führte. Beim heutigen Gedenkgottesdienst sollten wir uns als Einzelne, als Pfarrgemeinden und Diözese, auch als Kirche und Gesellschaft fragen: Was war die Botschaft von Papst Johannes Paul II. am 24. Juni 1988 an die tausenden Menschen hier in Trausdorf? Es war eine dreifache:
Die erste Botschaft von Trausdorf war: Sagt "Ja zum Glauben" und sagt "Ja zum Leben!" In diesem Motto des Papstbesuches ist die erste Botschaft kurz und prägnant zusammengefasst. Im Blick auf das Geburtsfest Johannes des Täufers lud der Papst ein, über die Fragen nachzudenken: Woher komme ich – Wohin gehe ich – Was ist der Sinn meines Lebens! Der Mensch ist von Gott geschaffen und von ihm gewollt. Der Mensch ist für Gott ein DU, einmalig und unwiederholbar. Der Mensch ist jenes Wesen, das Gott beim Namen ruft, auf das er seine Hand legt, mit dem er Freundschaft schließt, mit dem er kommunizieren will und das er am Ende des Lebens bei sich haben will. Muss man diese biblischen Wahrheiten über Gott und Mensch nicht gerade dem heutigen Menschen, der in Gefahr ist das zu vergessen, neu vermitteln? Wo Gott vergessen und verdrängt wird, da wird der Mensch selber zum Mittelpunkt und Maßstab seines Lebens, da verliert der Mensch seine Würde und die Ehrfurcht vor dem Leben. Ohne die Verbundenheit mit Gott verarmt der Mensch an inneren Werten und erliegt den vielfältigen Bedrohungen. Sind wir heute nicht Zeugen dieser Verarmung/Bedrohung des Menschen in vielerlei Hinsicht: Experimente/Manipulationen mit dem menschlichen Leben, Euthanasie, Abtreibung und anderes mehr. Geschichte lehrt uns, dass Menschen und Völker, die ohne Gott auszukommen glauben, stets der Katastrophe der Selbstzerstörung preisgegeben sind – die bitteren Erfahrungen des vergangenen Jahrhunderts mit der Tötungsmaschinerie zweier Weltkriege, die Verfolgung und Vernichtung ganzer Gruppen von Menschen wegen ihrer ethnischen, religiösen Herkunft, auch bei uns, bestätigen dies ganz klar. Ist die erste Botschaft des Papstes nicht auch heute 30 Jahre danach aktueller denn je? Wer "Ja zum Glauben" sagt, der wird auch "Ja zum Leben" sagen. Wenn wir aber "Nein zum Glauben" und "Nein zum Leben" sagen, wie soll dann der Mensch, Kirche und Gesellschaft hier in Österreich, Europa, auf der Welt eine Zukunft haben? Damit wir "Ja zum Glauben" und "Ja zum Leben" sagen können, braucht es eine lebendige Beziehung zu Gott und das Bewusstsein, dass unser Leben ein Geschenk aus Gottes Hand ist, wofür wir dankbar, verantwortlich sind. Das gibt Kraft "Ja zum Glauben" und "Ja zum Leben" zu sagen.
Die zweite Botschaft von Trausdorf richtet sich an die Jugend: Seid offen für Gott und seinen Ruf! Weil die jungen Menschen, die Zukunft des Landes und der Kirche sind, wendet sich der Papst in Trausdorf an sie mit den Worten: "Sucht zu erkennen, liebe junge Freunde, was Gott von euch will. Seid offen für seinen Ruf! Prüft sorgfältig, ob er nicht auch euch in die besondere Nachfolge Christi als Priester, Ordensfrau und Ordensmann einlädt. Lasst den Samen des göttlichen Wortes in die Furchen eures Herzens fallen; lasst es dort nicht vertrocknen, sondern pflegt es, damit es aufgeht und reiche Frucht bringen kann. Mit Gott wird euer Leben zum Abenteuer; es wird schön, reich und erfüllt sein!" Ist nicht auch diese zweite Botschaft des Papstes aktueller denn je? Gerade der Blick auf die Jugend stimmt uns einerseits traurig, da sie anscheinend mit Glaube und Kirche nicht viel zu tun haben will und aus unseren Kirchen weithin verschwunden ist. Andererseits lässt der Blick auf die Jugend auch Hoffnung aufkommen, da sie auch heute nach Sinn und Glück sucht. Gerade da sind Glaube und Kirche wichtige Wegbegleiter, Partner und Helfer. Es ist mir als Bischof ein Herzensanliegen, die Jugend für Jesus zu begeistern und dabei eine Sprache zu finden, die junge Menschen wirklich anspricht, berührt und mit Jesus in Verbindung bringt. Das kann ich nicht allein tun, da braucht es auch eure Mithilfe, Bereitschaft, euer Vorbild, liebe Seelsorger und pastoralen Mitarbeiter unserer Diözese und vor allem auch euch, liebe Eltern und Großeltern unserer Kinder und Jugendlichen sowie auch euch, die Mitarbeiter und Gläubigen in unseren Pfarren. Wir alle sind aufgerufen der Jugend unsere ganze Aufmerksamkeit, Zeit und Zuwendung zu schenken, damit sie nicht gottlos und orientierungslos heranwächst und Gott und die Kirche ihr nicht fremd werden. Die bevorstehende Jugendsynode im Herbst in Rom ist eine große Hilfe jungen Menschen in unserer Kirche und in unseren Pfarrgemeinden vermehrt unser Ohr zu leihen und einen Platz zu geben. Als Bischof bitte ich euch alle – Familien, Pfarrgemeinden, Schulen, Vereine, Politik und Gesellschaft – unsere Zuwendung den Kindern und der Jugend zu schenken, da sie heute vor großen Gefahren und Herausforderungen stehen und meist sich selbst überlassen sind oder nur mehr mit ihrem Handy, iPad und Computer spielen.
Die zweite Botschaft von Trausdorf an die Jugend "Seid offen für Gott und seinen Ruf" ist ein Auftrag an uns alle, sich der Jugend besonders anzunehmen, damit sie mit Gott in Berührung kommt und seinen Ruf auch vernehmen kann. Gerade auch die Sorge um geistliche Berufungen muss uns allen ein Herzensanliegen sein. Was sagte der Papst 1988 hier in Trausdorf dazu? "Mit Freude höre ich, dass in einigen Tagen in eurer Diözese sechs Neupriester geweiht werden. Dies ist ein großes Geschenk für die Kirche in eurer Heimat. Hört nicht auf zu beten, dass der Herr Arbeiter in seine Ernte sende!" Das war 1988. Heute müsste der Papst sagen: "Ich bin traurig, das ihr dieses Jahr keine Priesterweihe in der Diözese habt!" Geistliche Berufungen sind ein Seismograph, wie es um die Lebendigkeit und Fruchtbarkeit unserer Pfarrgemeinden bestellt ist! Nehmen wir die zweite Botschaft von Trausdorf ernst und helfen wir alle zusammen, dass unsere Jugend für Gott und seinen Ruf offen ist und offen bleibt!
Die dritte Botschaft von Trausdorf wendet sich an alle Christen im Land: Seid offen, überschreitet Grenzen, seid Brückenbauer! Diese Worte des Papstes waren damals auf die Situation am Eisernen Vorhang bezogen. Er erinnerte die Christen im Burgenland an ihre Möglichkeiten, Brücken über die trennende Grenze hinweg zu bauen. Es war ein prophetisches Wort, das durch die Ereignisse des Jahres 1989 in beeindruckender Weise seine Erfüllung fand. Heute ist das Burgenland mit den Nachbarländern gut vernetzt. Der friedliche Austausch über die Brücke der europäischen Freundschaft ist eine Selbstverständlichkeit geworden. Dennoch bleibt der Auftrag des Papstes, Brückenbauer zu werden, aktuell. In Europa gibt es viel Trennendes! Auch in unserer Wohlstandsgesellschaft gibt es viele Gräben zwischen den Menschen und Generationen. Die Offenheit und Bereitschaft auf unsere Mitmenschen zuzugehen und in der kleinen wie großen Welt Brückenbauer und Friedensstifter zu sein, sollte jeden Christen auszeichnen – der Papst hat uns aufgerufen dies im Geist des hl. Martin, unseres Landes- und Diözesanpatrons zu tun! In diesem Geist sollen wir miteinander umgehen, uns der Armen von heute annehmen, zwischen den Volksgruppen in unserem Land und in der Ökumene, mit unseren Arbeitskollegen, Nachbarn, Fremden, Flüchtlingen, Verfolgten, die zu uns kommen und bei uns Hilfe suchen. Wer dem Geist des hl. Martin folgt, schließt niemand aus, zieht keine Zäune auf, hat ein Herz und eine offene Hand für jeden Menschen, besonders den Armen, Schwachen, Kleinen und Notleidenden. Deshalb bleibt die Botschaft des Papstes an uns alle ein Dauerauftrag: Seid offen, überschreitet Grenzen und seid Brückenbauer!
Abschließend hatte der Papst auch eine Botschaft an die Volksgruppen in unserem Land, auf die ich in kroatischer Sprache eingehen möchte.
Papa Ivan Pavao II. je na koncu svoje prodike ovde u Trajštofu pozdravio i nazočne vjernike na ugarskom i na hrvatskom jeziku. Istaknuo je, da je povijest ugarskoga i hrvatskoga naroda usko vezana uz kršćansku vjeru. Ljubav prema Kristušu i BDMariji bila je diboko u srci naših preocev zakorenai ona i danas u nami djeluje. Kroz stoljeća bila je kršćanska vjera duša naše kulture i ovo neka i u buduće tako ostane. Zato je papa rekao: Očuvajte vjeru vaših preocev! Ne sramujte sevašega materinskoga jezika! Čuvajte/razvijajte vašu bogatu kulturu! Nimam bolje i kraće riči od ove, ku nam je papa Ivan Pavao II. uputio. Ako se nje u svakidanjem žitku držimo onda ćemo kot vjerniki i narod opstati i u budućnosti. Tomu moramo ali svi ča doprinesti – roditelji, škola, Crikva, politika, ali i naše društvo i naša društva! Čim bolje suradjujemo i se medjusobno podupiramo tim bolje ćemo si očuvati našu vjeru, materinsku rič i hrvatsku ili ugarsku kulturu na ovom području! Papa Ivan Pavao II. nas je ovde u Trajštofu na to pozvao – sada je na nami da to u svakidanjem žitku i ostvarimo!
Schauen wir im Leben auf die Wegweiser unseres Glaubens – heute besonders auf Johannes den Täufer und Papst Johannes Paul II. – und seien wir im Alltag als Christen unseren Mitmenschen Wegweiser zu Gott, indem wir die Botschaften von Trausdorf in die Tat umsetzen:
Sagt "Ja zum Glauben" und sagt "Ja zum Leben"! Seid offen für Gott und seinen Ruf! Seid offen, überschreitet Grenzen und seid Brückenbauer!
Der hl. Johannes der Täufer und der hl. Papst Johannes Paul II. sind uns dabei Vorbilder, Helfer und Fürsprecher bei Gott! Amen.