Diakonenweihe in Frauenkirchen
Lieber Bischof Paul und lieber Bischof Sebastian aus Indien-Kerala!
Liebe Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Dienst!
Liebe Ordenschristen, besonders P. Thomas mit den Franziskanern!
Lieber Herr Superintendent Manfred und lieber Abt Paisios mit den Brüdern aus dem orthodoxen Kloster im benachbarten St. Andrä!
Liebe Alumnen unseres Priesterseminars in Wien und des Leopoldinums in Heiligenkreuz mit der Vorstehung!
Liebe Weihekandidaten Andreas, Julian und Werner mit Euren Familien, Verwandten und Freunden, Heimatpfarren und Einsatzpfarren!
Moji dragi vjerniki hrvatskoga materinskoga jezika, posebno iz Vulkaprodrštofa i Stinjakov!
Zum Weihegottesdienst am Hochfest Peter und Paul in der Basilika von Frauenkirchen versammelte Schwestern und Brüder im Herrn!
Nachdem in diesen Tagen die ganze Welt im Fußballfieber ist, möchte ich mir in dieser Predigt das Fußballspiel zur Hilfe nehmen, um das, was sich bei der heutigen Diakonenweihe ereignen wird, uns allen verständlicher zu machen. Ich weiß nicht, ob Ihr, liebe Weihekandidaten, am Fußball Interesse habt, selbst Fußball spielt oder echte Fußballfans seid, aber es kann für Euren Dienst hilfreich sein.
Mit der heutigen Diakonenweihe wird Euch von Gott erneut der Ballzugespielt, wie schon so oft in Eurem Leben – erstmals wohl bei Eurer Taufe, dann bei der Erstkommunion, später bei der Firmung, heute wieder bei Eurer Weihe zum Diakon. Was wird da von Euch verlangt? Ihr sollt den Ball Gottes annehmen, mit ihm weiterspielen, aber nicht allein, egoistisch und stur, sondern vielmehr im Zusammenspiel, im Team mit den vielen anderen Spielerinnen und Spielern in der Pastoral.
Mit der Diakonenweihe beginnt Euer Spiel in der Mannschaft Jesu. Ab jetzt seid Ihr nicht mehr passive Zuschauer, Fans oder Kritiker, sondern aktive Spielerdieser Mannschaft Jesu. Die erste Mannschaft Jesu zählte 12 Spieler – einen mehr als in jeder Fußballmannschaft – von denen Petrus der Kapitän war und Paulus später zum Team gestoßen ist. Heute kommt Ihrdurch die Weihe zum Diakon neu zu Jesu Mannschaft dazu, so wie Ihr seid, mit Euren Stärken und Schwächen, mit Eurem Können und mit Eurem Unvermögen.
Bei der Diakonenweihe werden Euch heute der Spielplan, die Strategie und Spielregelfeierlich übergeben, nämlich in der Überreichung des Evangeliars mit den Worten: "Empfange das Evangelium Christi: Zu seiner Verkündigung bist du bestellt. Was du liest, ergreife im Glauben; was du glaubst, das verkünde und was du verkündest, erfülle im Leben." Wenn Ihr so Euren Dienst anlegt und nach diesen Regeln spielt, wird Euer Spiel zum Ziel führen, werdet Ihr den Euch anvertrauten Menschen den Weg zum Ziel weisen und sie verlässlich begleiten. Das ist der wahre Schuss ins Tor! Gottes Wort sei Euer ständiger Begleiter, aus dem Ihr lebt, Kraft und Orientierung schöpft!
Bei der heutigen Diakonenweihe bekommt Ihr auch eine neue Dress. Ihr werdet die Stola und Dalmatikanlegen, heute am Fest der Apostel Petrus und Paulus in der roten Farbe. Rotist ein Hinweis auf die Liebe zu Christus und zu den Menschen, denen Ihr dienen sollt. Rotist auch ein Hinweis auf das Blut der Zeugen, die für Jesus ihr Leben hingegeben haben, und damit ein Auftrag an Euch, heute seine Zeugen zu sein. Immer, wenn Ihr die Stola und Dalmatik anlegt, erinnert Euch daran!
Die Diakonenweihe ist der offizielle Beginn Eurer Mitgliedschaft in der Mannschaft Jesu, der Beginn Eurer Spielzeit, allerdings nicht wie beim Fußballspiel 2x45 Minuten mit Nachspielzeit, sondern ein Leben lang. Damit Ihr das könnt und Euch nicht die Luft ausgeht, braucht es das Gebet – daher verpflichtet Ihr Euch heute zum Stundengebet der Kirche, das Euch immer mit spirituellem Sauerstoff versorgen wird.
Wie beim Fußballspiel Trainer, Masseure, Ärzte, Coachesvon großer Bedeutung sind, so waren und sind auch auf Eurem Lebens- und Glaubensweg Vorbilder und Wegbegleiterwichtig, damit Ihr das angestrebte Ziel erreicht. Solche Vorbilder und Wegbegleiter sind Eure lieben Eltern, Geschwister, Großeltern, Seelsorger, Lehrer und Erzieher, Freunde, Ratgeber und geistliche Begleiter wie Eure Heimatpfarrer, Ausbildner im Seminar und an der Universität, Eure Einsatzpfarrer, Beichtväter, die Mitbrüder im Presbyterium und der Bischof. Vorbilder im Glaubensind auch die Heiligen und Seligen – Petrus und Paulus, Martinus, Franziskus, der sel. Ladislaus Batthány, besonders Maria, die Mutter Jesu. Von ihnen können wir lernen, Spieler in Jesu Team zu sein, in guten u. schweren Tagen. Sie zeigen uns: es ist auch heute möglich, das Evangelium zu leben und den Armen zu dienen.
Liebe Weihekandidaten!
Durch Gebet und Handauflegungwerdet Ihr nun in wenigen Augenblicken zu Diakonen geweiht. Euch wird damit von Gott selber der Ball zugespielt und Ihr werdet von der Kirche beauftragt und gesandt:
- das Evangelium Jesu Christi allen Menschen zu verkünden – am besten durch Euer glaubwürdiges Leben;
- den Dienst am Altar und an den Tischen zu versehen – indem Ihr das „Auge der Kirche“ seid und vor allem die Armen von heute nicht aus den Augen verliert und ihnen dienend beisteht.
Mit der Weihe zum Diakon sollt Ihr den Ball, den Gott Euch heute zuspielt, annehmen, im Team weiterspielen und dabei die Euch anvertrauten Menschen auf ihrem Lebens- und Glaubensweg zum Ziel führen und sie aufmerksam, liebevoll und verständnisvoll begleiten. Ich wünsche Euch, dass Ihr so gesehen viele Tore schießt – der WM-Ball, den ich Euch heute schenke, soll Euch im Alltag daran erinnern! Ich wünsche Euch auch, dass Ihr wie Petrus und Paulus Jesus liebt und ihn als Messias, den Sohn des lebendigen Gottes den Menschen verkündet und bezeugt – seid wie sie im Leben Felsen und Missionare!
Der Blick auf Jesus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, in dessen Mannschaft Ihr ab nun offiziell spielt und der Ihr angehört; der Blick aufPetrus und Paulus, die Kapitäne, Stürmer und Verteidiger unseres Glaubens; der Blick auf Martinus, unseren Landes- und Diözesanpatron den großen Europäer, der über alle Grenzen hinweg teilt und wirkt; der Blick auf Franz von Assisi, den Erneuerer der Kirche und Bruder der Armen, dessen Brüder hier in Frauenkirchen seit Jahrhunderten wirken; vor allem aber auch der Blick auf Maria, die hier in Frauenkirchen über Jahrhunderte als "Zuflucht der Sünder" verehrt wird, soll Euch in Eurem Leben und Dienst als Diakone begleiten. Damit Ihr als Diakone den Blick auf Maria nicht vergesst, schenke ich Euch eine Kopie der Gnadenstatue von Frauenkirchen, die mit dem Original berührt worden ist.
Der "Mutter auf der Heide" lege ich die große und dringende Bitte um neue geistliche Berufungen für unsere Diözese ans Herz und empfehle ihr mich und meinen Hirtendienst, unsere Diözese mit ihren Pfarrgemeinden und Ordensgemeinschaften, besonders aber Euch und Euren Dienst als Diakone mit einem alten Dankeslied aus der Tradition der orthodoxen Kirche:
"Ehre sei Ihr, die uns beschützet.
Ehre sei Ihr, die für uns bittet.
Ehre sei Ihr, die uns zu ihrem Sohne führet!"
Erbitten wir nun gemeinsam mit Maria und den Aposteln Petrus und Paulus für unsere Weihekandidaten Andreas, Julian und Werner die Gnade Gottes und den Heiligen Geist! Amen.