Primiz von Andreas Stipsits
Heute ist ein bedeutender Tag für die Pfarre Wulkaprodersdorf, für unseren Neupriester und seine Familie – Andreas Stipsits feiert seine Primiz, erste hl. Messe hier in seinem Heimatort Wulkaprodersdorf.
Vor genau 19 Jahren war auch ein bedeutender Tag für die Pfarre Wulkaprodersdorf und den damaligen Neupriester – Raphael Leitner feierte hier an diesem Kirchenplatz seine Primiz und ich durfte ihn damals als Pfarrer begrüßen und vom Elternhaus zum Altar begleiten.
Heute stehe ich wieder hier an diesem Kirchenplatz und darf Dir, lieber Andreas, auf Deine Bitte hin als Dein ehemaliger Pfarrer und Religionslehrer sowie als Dein Bischof, der Dich zum Priester weihte, die Primizpredigt halten. Das ist für mich eine große Freude und Ehre, zugleich aber auch eine Herausforderung, die mich innerlich zutiefst berührt – denn es kommt nicht jeden Tag vor, dass der ehemalige Pfarrer sein Pfarrkind und seinen Schüler zum Priester weihen und ihm die Primizpredigt halten und ihm dazu noch Bischof sein darf.
Zudem ist es für mich schön und ergreifend, an meine erste und langjährige Wirkungsstätte zurückzukehren und mit meiner „ersten Liebe“, meinen geliebten Wulkaprodersdorferinnen und Wulkaprodersdorfern dieses Fest zu feiern, weil ihr alle mir so sehr ans Herz gewachsen seid und ich euch nie vergessen kann – Danke der Pfarre Wulkaprodersdorf für die schönen Jahre, die ich bei euch als Pfarrer wirken und euch als Seelsorger in Freud und Leid begleiten durfte!
Lieber Neupriester Andreas!
Was soll und was kann ich Dir heute an Deinem Primiztag als Dein ehemaliger Pfarrer und Bischof aus meiner Erfahrung auf Deinen priesterlichen Weg und für Deinen priesterlichen Dienst mitgeben? Beider Priesterweihe im Dom habe ich Dir und Julian einen Erste-Hilfe-Hilfe-Koffer vom Roten Kreuz mitgegeben. Beider Primiz würdest Du Dir vielleicht ein Rettungsauto erwarten. Im Blick auf das eben gehörte Evangelium, aus dem Du auch Deinen Primizspruch genommen hast, möchte ich Dir diese Schüssel, diesen Krug und dieses Handtuch schenken und diese 3 Dinge zu uns allen sprechen lassen. Bei der Fußwaschung Jesu im Johannesevangelium sind vom Evangelisten 3 Haltungen beschrieben, die für den priesterlichen Dienst und letztlich auch für unser Christsein von Bedeutung sind und über die ich mit Euch in dieser Predigt nachdenken möchte.
Jesus stand vom Mahl auf. Jesus steht auf, er bewegt sich, um etwas zu tun und zu bewegen. Das Evangelium ist eindeutig Wegweisung und nicht Sitzordnung! Wie sehr haben wir uns in der Kirche und als Christen gewöhnt gemütlich zu sitzen, alles nur in langen Sitzungen zu bereden und leider oft auch zu zerreden. Wie oft bleiben wir nur bei der Idee und Theorie stehen, bauen Luftschlösser, suchen nach Ausreden, aber tun nicht das, was zu tun wäre, sondern bleiben gemütlich sitzen und erwarten immer alles nur von den anderen.
Als Priester sollst auch Du, lieber Andreas, wie Jesus immer wieder vom Mahl aufstehen, zu den Menschen hinausgehen und Jesu Evangelium in die Tat umsetzen. Die Grundlage Deines Tuns soll aber das Sitzen und Verweilen vor dem Herrn an seinem Tisch und vor seinem Tabernakel sein – das tust Du, wenn Du betest und anbetest, die Hl. Schrift liest und betrachtest, die hl. Messe feierst, die Sakramente spendest und diese auch selber empfängst, besonders das Sakrament der Buße und Versöhnung, die hl. Beichte. Das priesterliche Leben entartet nur dann nicht zu einem Leerlauf, wenn es in Gebet und Eucharistie seine bergende Mitte findet. Eben deshalb braucht der Priester bei aller seelsorglichen Anstrengung und Belastung immer wieder Augenblicke des Atemholens für sich selbst, in denen er sich immer neu in das Geheimnis Christi hineinkniet.
Karl Borromäus, der große Bischof von Mailand aus dem 16. Jahrhundert, hat seinen Priestern folgendes mit auf den Weg gegeben:
Du bist Seelsorger? Versäume darüber nicht die Sorge um Dich selbst; teile Dich nicht dermaßen großzügig aus, dass Dir selbst nichts mehr übrigbleibt, denn wie Du an die Seelen der anderen denken musst, für die Du da bist, so darfst Du deine eigene Seele nicht vergessen. Wenn Du die Sakramente spendest, betrachte, was Du tust. Wenn Du die Messe feierst, betrachte, was Du darbringst. Wenn Du im Chor Psalmen betest, betrachte, zu wem und was Du sagst. Wenn Du Seelen führst, betrachte, mit welchem Blut sie gewaschen sind.“
Der hl. Karl Borromäus wusste, dass die priesterliche Hingabe an die Menschen in der Pastoral ohne die ständige Zuflucht des Priesters zu einer Innerlichkeit des Glaubens nicht möglich ist. Denn pastoraler Dienst ohne Innerlichkeit wird banal und zu leerem Aktivismus.
Andreas, steh auch Du wie Jesus vom Mahl auf und geh zu den Menschen. Du sollst dabei keine Angst haben. Du sollst den Menschen keine Angst machen. Du sollst die Menschen von der Angst befreien!
Papst Franziskus ruft uns Priester auf immer wieder von neuem aufzubrechen und hinauszugehen zu den Menschen, besonders an die Ränder der Gesellschaft – Du geh dorthin, wo andere nicht gerne hingehen wollen oder wo sie sogar bewusst vorbeigehen! Sei Priester einer „Geh-Hin-Kirche“, nicht einer „Komm-Her-Kirche“!
Jesus stand vom Mahl auf– ist vielleicht auch ein kleiner Hinweis des Evangelisten nicht ewig nur beim Tisch in der Kirche und in den Häusern der Menschen zu sitzen, sondern als Priester auch zu wissen, wann es Zeit ist aufzustehen?!
Jesus legte sein Gewand ab und umgürtet sich mit einem Leinentuch. Damit zeigt uns der Evangelist Johannes eine zweite wichtige Haltung Jesu. Um im Sinne Jesu den Menschen ernsthaft dienen zu können, muss man bereit sein alles unnötige abzulegen, damit man frei und verfügbar ist. Das Gewand ablegen kann auch heißen, alles abzulegen, was mich hindert meinen Mitmenschen mit Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen – Vorurteile, Hass, Neid, Eifersucht, Arroganz abzulegen! Das liturgische Gewand, das Du trägst, erinnert daran, dass Du als Priester in der Person Jesu Christi handelst. Und wenn Du nach der Liturgie das Meßkleid wieder ablegst, dann heißt es das Leinentuch oder das Arbeitsgewand anzuziehen und Dich an die Arbeit zu machen. Andreas, sei Dir nicht zu schade oder gar zu gut und zu stolz alles abzulegen, und auf alle Menschen zuzugehen und ihnen zu dienen! Halte Dir das Gewand als Symbol vor Augen, aber verliebe Dich nicht in dieses priesterliche Gewand, damit es nicht zum Selbstzweck wird!
Jesus goss Wasser in die Schüssel und begann den Jüngern die Füße zu waschen und mit einem Leinentuch abzutrocknen. Mit der Fußwaschung tat den niedrigsten Dienst eines Sklaven – er wusch seinen Jüngern die Füße. Es gibt kein klareres und einfacheres Zeichen für den priesterlichen Dienst als das, was Jesus da im Abendmahlsaal an seinen Jüngern getan hat. Und der Evangelist fügt am Ende noch Jesu Auftrag hinzu: "Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe." Gleichen wir alle nicht oft Petrus, der sich von nicht die Füße waschen lassen will? Auch wir lassen uns von nicht gerne an sensiblen Stellen berühren und in die Karten schauen! Wir wissen meist alles besser, wir wollen frei und unabhängig sein, wir wollen uns emanzipieren und selbstbestimmen, wir wollen so unser Leben selbst in die Hand nehmen und suchen das Glück anderswo – und wir sind dann enttäuscht, unzufrieden, innerlich leer und unglücklich. Aber wie lautet Dein Primizspruch, Andreas? "Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir." Wer sich von die Füße waschen lässt, verpflichtet sich den Mitmenschen mit dieser dritten Haltung Jesu im Alltag zu begegnen, der ist bereit ihnen zu dienen, sie durch die Höhen und Tiefen des Lebens zu begleiten und ihnen beizustehen. Im priesterlichen Dienst braucht es die Haltung der Demut, den Mut zum Dienen! Denn eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts – ein Priester, der nicht dient, dient zu nichts! Mit dem Leinentuch oder Handtuch, lieber Andreas, sollst Du die Tränen, Sorgen und Wunden der Menschen lindern und abtrocknen. Das Leinentuch/Handtuchist ein Bild für die Kirche und ihren Dienst in der Welt und für die Menschen. Dieses Tuch wird dabei schmutzig, es reibt sich auf, wäscht sich aus und bleicht aus. Auch Du wirst Dich in Deinem Dienst schmutzig machen und aufreiben. Vergiss nie, dass Du als Priester für die Menschen ein Handtuch bist. Dein Primizspruch erinnert Dich immer an die Fußwaschung Jesu und an Deinen Dienst in Kirche und Gesellschaft – Du sollst den Menschen die Füße waschen und nicht die Köpfe! Und sollte es einmal wirklich eine Kopfwäsche brauchen, dann ist der Bischof dafür zuständig!
Mein Geschenk soll Dich im Alltag immer an Deinen Dienst erinnern. Die Glas-Schüssel– das ist diese unsere Welt und das sind die Dir anvertrauten Menschen, die auch mit allen Wassern gewaschen sind. Der Krug– das ist Jesus, die Quelle aus der Du das lebendige Wasser schöpfen sollst im Wort der Schrift und im Sakrament der Eucharistie. Das Leinentuch/Handtuch– das ist der Dienst der Kirche, Priesters. In dieses Handtuch ist Dein Taufname eingestickt – ein persönlicher Auftrag Jesu, den Dir anvertrauten Menschen Handtuch zu sein.
Lieber Andreas, mach es wie Jesus: steh auf – leg Dein Gewand ab und umgürte Dich mit einem Leinentuch – gieße Wasser in die Schüssel und wasche den Menschen die Füße und trockne sie ab! Zu diesem Dienst wünsche ich Dir viel Freude, Mut und Ausdauer!
Dragi mladomašnik Andreas! Pokidob si pred teologijom študirao „tehniku zvuka“ i si nadaren muzičar, ki igra mnoge inštrumente i si ovde u Prodrštofu igrao i u limenoj glazbi a sada na Stinjaki utemeljio i zbor mladih ter ljubiš muziku i jačku poslužit ću se muzike da Ti kot Tvoj bivši farnik a sadašnji biškup i prodikač nešto velim za Tvoju svećeničku službu i Tvoj svećenički put. Da si to i dobro zapamtiš ću Ti je slikovito reći.
Svaki muzički kusić i svaka jačka ima u sebi troje: Melodiju– Kot svećenik moraš Ti poznati Jezuševu melodiju i tu melodiju evandjelja ljudem glasiti i jačiti i tako radosnu vist širiti.
Ritam-takt– Kot svećenik neka Tvoj ritam bude Jezušev takt. Kako je on zahadjao s ljudi tako neka i Ti to danas činiš: ljubezno i milosrdno. Ti neka Tebi povjerene ljude razveseliš, poslušaš, razumiš, ohrabriš, pohodiš, vračiš, batriš, s Bogom i medsobom pomiriš ali svakako one male, slabe, betežne, tužne, siromašne, zabludjene, naranjene, slipe i iskajuće kot pravi dušobrižnik i pastir sprohadjaš.
Harmoniju– Kot svećenik trudi se za harmoniju, za slogu, zajedničtvo i jedinstvo. Ti povezuj ljude s Bogom i učini sve, da se medsobom družu! Ti gradi moste i kot u zboru ujedinjuj različne glase i nadarenja na harmonično pjevanje! Ti vidi najprvo pojedinoga človika, njegovo dostojanstvo i talente ali isto tako brini se za zdravo zajedničtvo. Harmonija, sloga, jedinstvo to nam triba u naši familija, društvi, škola, na poslu, po naši sela i u naši fara i biškupiji, u Crikvi, društvu i svitu!
Nije lipše jačke od naše hrvatske, ka ima krasnu melodiju, živ ritam i takt ali ka gluši zmožno i harmonično. Tako neka bude i Tvoj svećeni-čki život – melodiozan, ritmičan i harmoničan!
Pokidob nam je Marijanajbolje pokazala kako triba Božju melodiju, ritam i harmoniju širiti i ljudem služiti, preporučam Tvoju svećeničku službu i Tvoj put ovom jačkom Divici Mariji – neka Te čuva i zagovara!