Jahreshauptversammlung des Kath. Familienverbandes in Eisenstadt
In dieser Zeit der Corona-Pandemie ist oft von "systemrelevanten" Berufen die Rede. Ich brauche sie nicht aufzuzählen, wir alle kennen sie und haben sie in den vergangenen Wochen und Monaten kennen und hoffentlich wieder auch schätzen gelernt. Damit sind Menschen gemeint, deren Tätigkeit für die ganze Gesellschaft so unverzichtbar ist, dass sie besonders wertschätzender Behandlung bedürfen.
In der Lesung aus dem Galaterbrief und im Lukasevangelium wird uns aber noch eine andere "Systemrelevanz" vor Augen geführt. Es ist die ewige Relevanz von Gerechtigkeit für das große System "Menschheit"
Wann ist ein Mensch, wann ist unsere Gesellschaft "gerecht"?
"Gerecht" im biblischen Sinn ist der Mensch, zu dem Gott ja sagt, den er anerkennt und annimmt. Das große biblische Beispiel ist Abraham, der Stammvater Israels, den Gott wegen seines Glaubens als gerecht anerkannte. Der Apostel Paulus erinnert uns in der heutigen Lesung daran, dass dieser gerecht machende Glaube aber kein Tun, kein "Verdienst" ist, das irgendeinen Anspruch begründen könnte; erist im Gegenteil ein restloses Sichausliefern an den barmherzigen und treuen Gott. Dieses Vertrauen auf die Zusagen Gottes hat, wenn es von Christen glaubhaft vorgelebt wird, Bedeutung für unsere ganze Gesellschaft und die ganze Menschheit. Diese Beziehung zu Gott findet ihr schönstes Abbild in der menschlichen Familie. Inder Familie erlernt der Mensch die grundlegende Fähigkeit, zu vertrauen, sich ganz einzulassen auf ein Du, zu glauben, zu hoffen und zu lieben. Inder Familie wird der Mensch zum Beziehungswesen. Beziehungsfähig muss der Mensch auch sein, wenn man zu Gott eine Beziehung aufbauen will. Das "Date" mit Gott ist einfach und anspruchsvoll zugleich, wie wir am Leben Abrahams sehen können.
Der Katholische Familienverband Österreichs weist in seinem Wirken seit Jahrzehnten mit großem Einsatz öffentlich darauf hin, dass Familien mit der von ihnen gelebten Solidarität einen unersetzbaren Beitrag für unsere Kirche und Gesellschaft leisten und ein engmaschiges Netz der Generationen spannen. Dadurch ist der Katholische Familienverband in Wahrheit aber auch so etwas wie eine "Dating-Agentur" der besonderen Art – ob er in der Corona-Zeit von der Politik verstärkte Unterstützung für Eltern forderte; ob er die Öffnung des Familienhärteausgleichsfonds verlangte; ob er sich gegen die Leihmutterschaft stellt, längere Betreuungskarenzen verlangt uvm. Indem die Männer und Frauen des Verbandes den Wert von Ehe und Familie im Alltag hochhalten, halten sie immer auch den heiligen Wert von menschlicher Beziehungsfähigkeit hoch und spannen damit den roten Faden, der den Einzelnen mit seiner Familie, mit seinen Mitmenschen und mit Gott in ein Beziehungsgeflecht der Liebe stellt. Ein Mensch, der glauben, hoffen und lieben kann, ist immer systemrelevant.
Christen müssen den Mut haben, in ihrer jeweiligen Zeit selbst eine christliche Kultur zu entwickeln. Eine solche Kultur, die auch immer eine Kultur Gottes ist, ist eine entdämonisierte Kultur. Eine Kultur, die sich immer wieder reinigt von der Macht der Finsternis und des Bösen. Sie ist eine Kultur der Gerechtigkeit. Wie zu allen Zeiten gibt es auch heute in Kirche und Gesellschaft manche Ungeister und Dämonen, die Ehe und Familie befallen und aushöhlen. Damit bringen sie aber das Fundament unserer Gesellschaft ins Wanken und letztlich auch die Zukunft der Menschheit. Dagegen gilt es standzuhalten und wachsam zu sein, um diese Ungeister und Dämonen rechtzeitig zu erkennen!
Der Katholische Familienverband Österreichs leistet seit Jahrzehnten seinen unermüdlichen Beitrag, um Ehe und Familie in unserem Land zu fördern, schützen und ihnen helfend beizustehen. Damit stärken sie das Fundament unserer Gesellschaft und geben ihr eine Zukunft. Als Bürger, Christ und Bischof sage ich DANKE für ihren unermüdlichen Einsatz in Kirche und Gesellschaft für Ehe und Familie!
Ich BITTE sie auch weiterhin um ihren kompetenten Beitrag in ihrem gesellschaftspolitischen Wirken, indem sie sich für die Aufwertung von Ehe und Familie, die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit, finanzielle Gerechtigkeit für Familien, die Themen Erziehung, Bildung, Betreuung und die Vertretung der Interessen von Ehe und Familie in den familienpolitischen Gremien einsetzen – auch wenn sie dabei oft gegen den Strom schwimmen, ermüden, fürchten und schämen sie sich nicht!
VERGELT´S GOTT für ihren Beitrag zur Weitergabe des Glaubens und der christlichen Werte in unseren Familien, christlichen Gemeinden – damit bauen sie mit an einer stabilen und zukunftsfähigen Gesellschaft und geben unserem Europa seine wahre Seele!
Gott segne sie und begleite die Arbeit des Kath. Familienverbandes mit seinem Segen – und damit Ehe und Familie – in eine gute Zukunft! Amen.