Aschermittwoch 2021 im Martinsdom
Mit dem heutigen Aschermittwoch treten wir Katholiken ein in die österliche Bußzeit oder wie wir einfach sagen, in die Fastenzeit. Mit dem heutigen Aschermittwoch wird in unserem Martinsdom hier in Eisenstadt ein besonderes Fastentuch über dem Altar vor dem Kreuz aufgehängt. Es ist ein digitales Fastentuch, gestaltet von unserem burgenländischen Künstler Mag. Heinz Ebner in diesem Jahr der Pandemie, in dem vieles auch in Kirche und Seelsorge nur virtuell möglich ist. Das Fastentuch möchte den Leidensweg Jesu in unsere moderne Zeit übersetzen. Ich gratuliere und danke Heinz Ebner zu diesem digitalen Fastentuch, zu dem ich die Texte verfassen durfte.
Das digitale Fastentuch aktualisiert den Kreuzweg Jesu in unsere Corona-Zeit. Drei Dinge fallen dabei auf, die diese unsere Zeit der Corona-Pandemie besonders kennzeichnen und unter denen wir alle auch leiden – sie sind uns zum Kreuzweg geworden.
Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit den folgenden 3 Dingen entgegenzuwirken.
Wir erleben während dieser Pandemie viel Isolation und Einsamkeit. Denken wir nur an die Bilder von alten und einsamen Menschen in Häusern, Spitälern und Pflegeheimen, die nicht besucht werden können, die auf ihre Kinder warten und die ohne Verabschiedung von ihren Liebsten sterben. Denken wir an Kinder und Jugendliche, die ihre Eltern und Großeltern nicht besuchen können, die vor Glastrennwänden stehen und einander nicht berühren und umarmen können oder die mit ihren Freunden in Kindergarten, Schule und Freizeit nicht Zusammensein können – traurige Blicke, schmerzvolle Situationen. Isolation und Einsamkeit ist tödlich, sie braucht Berührung und Begegnung, nach der wir uns alle in dieser Corona-Zeit so sehnen. Die Fastenzeit ist eine besondere Zeit der Berührung und Begegnung mit Gott und den Mitmenschen – ist uns Christen das noch bewusst?
Das Bild wie Papst Franziskus am leeren Petersplatz in Rom das Kreuz berührt, finden wir auch auf dem Fastentuch. Es zeigt, worum es uns Christen in der Fastenzeit gehen muss – mit Christus in Berührung zu kommen, um unseren Mitmenschen erst recht begegnen zu können.
Wir erleben während dieser Pandemie vermehrt Sorgen und Nöte. Diese Pandemie hat für uns alle schwere wirtschaftliche, soziale und auch seelische Auswirkungen. Vieles, was bisher getragen hat, bricht zusammen und stirbt ab. Dazu kommen Arbeitslosigkeit, Verarmung und neue Arten der Not unter den Menschen. Viele wissen nicht, wie es weitergehen soll, sie machen sich große Sorgen um die Zukunft. Sorge und Not braucht unbedingt Zuwendung und Hilfe. Gerade in dieser Pandemie dürfen wir trotz aller Sorgen und Nöte auch Zeugen einer überwältigenden Zuwendung und Hilfsbereitschaft sein. Denken wir an die Bilder der Nachbarschaftshilfe, der Betreuung von Alten und Kranken in Heimen und auf Intensivstationen sowie der vielfältigen seelsorglichen Zuwendung – Bilder, die auch auf unserem Fastentuch zu finden sind. Die Fastenzeit ist eine besondere Zeit der Zuwendung und Hilfe – gerade jetzt ist unsere Hilfe und Zuwendung gefragt, hier bei uns, in Ländern, die unter Krieg und Armut leiden, in Kroatien, das zur Pandemie noch von schweren Erdbeben heimgesucht wurde. Helfen wir Burgenländer mit, Familien in Kroatien, die alles verloren haben mit unserer großzügigen Spende für ein Haus, ein neues Zuhause, eine neue Zukunft und Hoffnung zu geben! Nähere Informationen zu diesem Hilfsprojekt unserer Diözese folgen in den nächsten Tagen über unsere diözesanen Medien und Pfarren.
Wir erleben während dieser Pandemie besonders eine große Leere. Das ansteckende Corona-Virus mit seinen gefährlichen Mutationen verursacht mit einem Schlag leere Straßen, leere Schulen, leere Kultur- und Gaststätten, leere Betriebe und auch leere Kirchen. Diese Leere zeigt sich in den dramatischen Bildern von leeren Hallen und Kirchen mit den Särgen von Menschen, die an Covid verstorben sind. Unvergesslich bleibt das Bild von Papst Franziskus auf dem leeren Petersplatz in Rom. Alle diese Bilder finden wir auch auf unserem digitalen Fastentuch. Vergessen wir nicht, die große innere seelische Leere, die sich unter uns Menschen immer mehr breitmacht.
Große Leere braucht und verlangt nach menschlicher Gemeinschaft. Die Fastenzeit ist eine Zeit, in der wir die Gemeinschaft mit Gott und untereinander suchen, uns der inneren Leere mit Fasten stellen und die Gemeinschaft im Feiern, auch im Feiern unseres Glaubens in der Kirche wieder pflegen – wie sehr haben wir die Einschränkungen satt und vermissen doch die gemeinsame Feier in der Kirche oder nicht?
Die Fastenzeit ist eine besondere Zeit der Begegnung und Berührung oder wie es das Evangelium sagt, eine Zeit des Betens. Die Fastenzeit ist eine besondere Zeit der Hilfe und Zuwendung oder wie es das Evangelium sagt, eine Zeit des Almosengebens. Die Fastenzeit ist eine besondere Zeit der Gemeinschaft oder wie es das Evangelium sagt, eine Zeit des Fastens, nicht nur des Verzichts, sondern des Mehr an Begegnung, Hilfe und Gemeinschaft in Familie, Kirche und Gesellschaft.
Das neue digitale Fastentuch hier im Martinsdom erinnert uns daran und die Auflegung des Aschenkreuzes ist ein Zeichen dafür, dass wir bereit sind, den Auswirkungen der Pandemie von Isolation und Einsamkeit, Sorgen und Nöten sowie der inneren Leere mit Berührung und Begegnung, Hilfe und Gemeinschaft entgegenzutreten.
Ich wünsche uns allen viel Mut, Kraft und Freude dazu, vor allem aber Gottes Hilfe im Kampf gegen die Pandemie und ihre Folgen! Amen.