Predigt zum Requiem für Martin Korptisch
Requiem für Generalvikar +Dompropst Martin Korptisch
Predigt von Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics. Eisenstadt – Martinsdom, 19. Mai 2021, um 17.00 Uhr
Unsere jubilierende Diözese Eisenstadt und jubilierendes Burgenland nehmen heute Abschied von unserem allseits geschätzten und über die Grenzen bekannten Generalvikar und Dompropst Kanonikus Mag. Martin Korpitsch. Wir tun es als Diözesanfamilie gemeinsam hier im Martinsdom, der unserem Martin so sehr ans Herz gewachsen ist und wo er unzählige Male an meiner Seite mit uns Gottesdienst feierte – heute feiern wir mit ihm hier das letzte Mal d. Gottesdienst, danken Gott für sein Leben und Wirken in und für unsere Diözese und unser Land, danken ihm für alles, womit er uns bereichert hat, und beten für ihn, dass er – wie im Evangelium verheißen – nach Leiden und Tod in die ihm vorbereitete Wohnung im Haus des Vaters einziehen darf.
Es ist keine leichte Aufgabe das spannende, bewegte und erfüllte Leben und Wirken unseres Martins kurz zusammenzufassen und auf den Punkt zu bringen – Ich möchte es in dieser Predigt versuchen. Im Blick auf seinen Namenspatron, den heiligen Martin von Tours, unserem Landes- und Diözesanpatron und zugleich auch dem Patron unserer Domkirche möchte ich 3 Dinge besonders hervorheben, die beide – Martin von Tours u. Martin aus Mogersdorf – auszeichneten:
Martinus und Martin waren Pilger.
Das Leben von Martinus war eine einzige Pilgerschaft – von Sabaria, dem heutigen Steinamanger in Ungarn, wo er geboren ist, über Pavia in Italien, wo er christlich erzogen und unter die Taufbewerber aufgenommen wurde, Gallien, wo er den Soldatendienst versah und mit dem frierenden Bettler den Mantel teilte. Nach der Entlassung aus dem römischen Heer kam er zurück nach Pannonien, über Mailand und einer Insel im Golf von Genua, wo er als Einsiedler lebte, rief ihn Bischof Hilarius nach Poitiers zurück, wo aus seiner Einsiedelei das erste Kloster Galliens entstand und er dann Bischof von Tours wurde. Das Leben unseres Generalvikars Martin war auch eine Pilgerschaft. Von Graz, wo er 1956 geboren wurde über Mogersdorf, wo er in der Großfamilie Korpitsch aufwuchs, Matterburg, wo er im Seminar war und maturierte, Wien, wo er das Theologiestudium absolvierte und im Priesterseminar war, Eisenstadt, wo er 1980 d. Priesterweihe empfing, danach Kaplan in der Dompfarre, Sekretär und Zeremoniär von Bischof László war. Er hat den Papstbesuch 1988 in unserer Diözese vorbereitet u. die Pfarre St. Georgen betreut. Danach war er Pfarrer in Schützen und Donnerskirchen, Pinkafeld, Eisenstadt-Oberberg u. Kleinhöflein, kurz auch Dompfarrer. Einmalig und erwähnenswert ist, Martin war in allen Pfarren von Eisenstadt als Seelsorger tätig!
Von 2013 war er Generalvikar, Domkustos und Dompropst unseres Domkapitels. Alleine seine Dienstorte sind eine große Pilgerschaft. Dazu kommen noch seine Dienstreisen aufgrund seiner vielfältigen Tätigkeiten in der Diözese, auf Ö-Ebene, in den Partnerdiözesen und weit darüber hinaus. Vergessen wir nicht seine vielen Bildungsreisen, Wallfahrten und nicht zuletzt auch seine privaten Reisen quer durch Europa und die ganze Welt. Ohne Übertreibung kann man sagen, der liebe Gott ist überall und unser Martin war überall! Er kannte viele u. man kannte auch ihn überall als einen liebenswürdigen Menschen. Martinus von Tours und Martin aus Mogersdorf waren echte Pilger.
Martinus und Martin waren Seelsorger.
Martinus war als Mönch und Bischof zutiefst Seelsorger. Die Nähe zu Gott im Gebet gab ihm die Kraft auch den Menschen in ihren Sorgen und Nöten ganz nahe zu sein. Seine Aktion war Frucht seiner Kontemplation. Wer tief in Gott eintaucht, wird bei d. Menschen auftauchen.
Unser Generalvikar Martin war auch ein leidenschaftlicher, unermüdlicher und kreativer Seelsorger. Weil er als Christ und Priester tief in Gott verankert war, konnte er den ihm Anvertrauten auch ganz nahe sein. Er war Tag und Nacht – ohne Rücksicht auf die Gesundheit – für die Menschen da, weil er Gott und die Menschen über alles liebte. Er begegnete jedem-jeder auf Augenhöhe, war kontaktfreudig, weltoffen, hatte viel Verständnis für Menschen in verschiedenen Lebenslagen, ging ihnen nach und begleitete sie in ihren Nöten. Die Liebe zu den Armen zeichnete ihn aus – auch wenn er oft ausgenützt wurde. Sein Lächeln bleibt uns allen wohl unvergesslich! Erwähnen muss ich die Mesner, Gehörlosen, Grabesritter, Kolpingwerk, martinus und die St. Martins-Gemeinschaft, die er betreute sowie seine unzähligen Aushilfen in der Seelsorge, landauf und landab, zeitlich oft so knapp gelegt, dass er nicht pünktlich sein konnte, man war ihm nicht böse, weil sein Lächeln alles aufwog. Gerade in dieser Zeit der Pandemie und in seiner schweren Krankheit war er den Menschen mit seinen WhatsApp-Nachrichten seelsorglich nahe – vom einfachen Gläubigen über die Mitbrüder, Mitarbeiter bis hin zu Bischöfen, dem SI und zum Kardinal. Wenn das Handy einmal nicht läutete, fragten alle, was ist mit Martin los. Martin war nicht der geborene Büromensch, aber ein Vollblut-Seelsorger mit Herz! Für mich bleiben bewundernswert seine Geduld, Güte und Zuversicht mit der er seine schwere Krankheit trug und sein seelsorglicher Eifer. Noch vom Krankenbett aus hat er bis zum letzten Atemzug Seelsorge betrieben – ein Vorbild für uns alle, für junge, gesunde Seelsorger! Unzählige Menschen hat er im Leben und Sterben begleitet – es ist für mich ein Trost, dass ich mit Bischof Paul, den Geschwistern und seiner über das Handy zugeschalteten Mutter ihm im Sterben beistehen durfte, für mich ein gr. Geschenk!
Martinus und Martin waren Brückenbauer.
Aus der Biographie von Sulpicius Severus über Martinus wissen wir, dass seine letzte Reise als Bischof der Pfarrei Candes galt, wo er den Streit unter den Klerikern schlichten musste, was ihm gelungen ist.
Unser Martin war auch als Pfarrer, Dechant u. noch mehr als Generalvikar Brückenbauer. Er musste immer wieder in den Pfarrgemeinden, zwischen den Pfarren und der Diözese Brücken bauen, als Personalreferent manche Entscheidungen durchführen und Streit schlichten – wenn es gelungen ist, strahlte er über das ganze Gesicht, wenn es nicht gelang, litt er darunter sehr! Er hatte eine Eselsgeduld im Zuhören, suchte Kompromisse, die Versöhnung und den Neubeginn. Wenn nichts ging, lächelte er und man konnte ihm nicht böse sein. Martinus von Tours und Martin aus Mogersdorf echte Brückenbauer.
Lieber Martin!
Den Dank für Dein Leben und Wirken als Pilger, Seelsorger, Brückenbauer in unserer Diözese und weit darüber hinaus möchte ich Dir in den Sprachen unseres Landes ganz einfach zum Ausdruck bringen: Danke und Vergelt´s Gott für alles – Hvala i Bog plati za sve – Köszönöm Marton és Isten fizesse – Palikerav fi sa taj o del tuha!
Mein Dank gilt allen, die Martin im Leben und während der Krankheit begleitet, für ihn gesorgt u. gebetet haben – den Ärzten in Innsbruck und Eisenstadt, dem Pflegepersonal im Spital und im Haus St. Martin, der Krankenhausseelsorge, Mitbrüdern, geistl. Schwestern, SI, vor allem seiner Familie mit der Mutter, den Geschwistern mit Familien, Verwandten, Freunden und die ihn besucht haben – Ihr alle ward ihm eine große Hilfe und Stütze, möge Gott euch eure Liebe vergelten!
Meinen persönlichen Dank für Deinen Dienst als Generalvikar an meiner Seite in der Leitung der Diözese und in den verschiedenen Aufgaben sowie für Deine Freundschaft, Vertrauen, unermüdlichen Einsatz trotz Krankheit, die vielen Gespräche u. Dein Gebet für unsere Diözese und für mich, möchte ich mit einem schlichten Zeichen zum Ausdruck bringen: mit meinem Gebet für Dich und indem ich mich vor Deinem Sarg verneige und Dir ein letztes Mal den Friedensgruß zuspreche, den wir uns im Dom oft einander zugesprochen haben!
Der hl. Augustinus sagte einmal: „Die Kirche kennt zwei Leben, die ihr von Gott verkündet und empfohlen sind: das Leben des Glaubens und das Leben des Schauens. Das eine in der Zeit der Pilgerschaft, das andere in der ewigen Wohnung; das eine in Mühen, das andere in Ruhe; das eine auf dem Weg, das andere in der Heimat; das eine in tätiger Arbeit, das andere im Lohn der Schau“ – das eine hast Du als Pilger, Seelsorger und Brückenbauer durchgemacht, jetzt darfst Du das andere für immer genießen: ausruhen und schauen!
Wenn wir Dich, lieber Martin, heute zum letzten Mal aus Deinem geliebten Martinsdom hinaustragen, dann begleiten wir – wie Paulus in der Lesung sagt – Deinen armseligen Leib und Deine Seele zu der Wohnung, Ruhe und Heimat von der Augustinus spricht, an die Du geglaubt und die Du als Seelsorger den Menschen verkündet hast!
Die Fürsprache ULF vom Oberberg, deren Heiligtum Du als Pfarrer gehütet hast und der unsere Diözese geweiht ist, des hl. Martin, Deines Namens-, unseres Landes-Diözesanpatrons und Patrons dieser Domkirche, des sel. Ladislaus und unsere Gebete begleiten Dich dorthin.
Martin, hier auf Erden warst Du mir ein wertvoller Mitarbeiter und vielen Menschen ein wichtiger Wegbegleiter, dort bei Gott sei uns allen, unserer Diözese, dem Land und mir in meinem Hirtendienst ein guter Fürsprecher!
Amen.