Diakonen und Priesterweihe im Martinsdom – 29.06.2021
In diesen Corona-Zeiten hören wir ständig von den sogenannten "3 G". Sie stehen für geimpft, genesen, getestet. Wer diese "3 G" erfüllt – so die große Hoffnung – kommt sicher leichter durch den geplanten Urlaub und die kommende Zeit der Corona-Pandemie.
Ich möchte mir die "3 G" zur Hilfe nehmen, sie mit anderen Worten ersetzen und bei dieser Diakonen- und Priesterweihe zu uns allen – besonders zu Euch Weihekandidaten – sprechen lassen. Die "3 G" beschreiben kurz und bündig den Dienst des Diakons und Priesters.
Das erste G heißt: geschenkt
Jede Berufung zum geistlichen Dienst – zum Diakon, Priester, Bischof – ist nicht unser menschliches Verdienst, sondern zuerst ein großes Geschenk Gottes. Nicht wir haben ihn erwählt, sondern er hat uns gerufen, erwählt und wir haben uns in seine Nachfolge gestellt. Wie die Taufe ein großes Geschenk für uns Christen ist, so ist auch das Sakrament der Weihe zum geistlichen Dienst Gottes großes Geschenk an die Weihekandidaten. Dafür gilt es Gott zu danken. Die Frage, die sich in dieser Stunde uns, besonders den 3 Weihekandidaten stellt ist: Sind wir uns der Größe dieses Geschenkes bewusst? Wer weiß, dass seine Taufe und Weihe ein großes Geschenk Gottes sind, wird sein Christsein und Diakon-Priester-Bischofsein mit Ehrfurcht und Demut vor Gott und den Menschen leben und ausüben – nicht umsonst liegen die Weihekandidaten vor dem Empfang der Weihe zur Allerheiligenlitanei am Boden. Es gibt kein einfacheres und deutlicheres Zeichen der Hingabe, Demut, des Sich-Schenkens – Gott beschenkt uns und wir schenken uns ganz ihm, der Kirche und durch sie den uns anvertrauten Menschen. Wenn dem so ist, wie kann es sein, dass einzelne Mitbrüder sich verhalten als seien sie auf sich selbst oder auf eine bestimmte Pfarre geweiht? Wird das bei der Weihe öffentlich abgelegte Versprechen des Kandidaten damit nicht zur Farce und Lüge? Ist diese Haltung nicht oft der Grund und das Gift für Unruhen, Streit, Spaltungen, Kämpfe und Verleumdungen im Presbyterium und in den Gemeinden. Der hl. Johannes Chrysostomus sagte dazu einmal: "Wer einen Bischof verleumde, der zerstöre das Vertrauen in den Herzen der Gläubigen." Können wir das mit unserem Gewissen vereinbaren und vor Gott verantworten? Dazu ist uns unsere Berufung sicher nicht geschenkt, sondern sie ist vielmehr ein Dienst an der Einheit!
Das zweite G heißt: gesalbt
Zur Zeit des Alten Bundes wurden Priester, Könige und Propheten, aber auch Kultgegenstände mit Öl gesalbt. Die Christen haben diese Tradition der Salbung mit Öl als Zeichen für die Mitteilung des Heiles Gottes schon sehr früh vollzogen. So gab und gibt es Salbungen am Beginn der Zeit der Vorbereitung auf die Taufe und bei der Taufspendung, bei Firmung, Priester- und Bischofsweihe und als Krankensalbung. Auch Kirchen, Altäre und anderes heiliges Gerät werden gesalbt. Der in Taufe und Firmung gesalbte Christ erhält Anteil an der königlichen und prophetischen Priesterwürde Christi – und besonders der an den Händen gesalbte Priester und am Haupt gesalbte Bischof. Der Duft des Öles ist ein Zeichen dafür, dass der Christ, noch mehr der Diakon, Priester und Bischof durch sein Leben göttlichen Wohlgeruch in die Welt hinein verströmen soll. Anlässlich dieser Weihen sollten wir uns alle kritisch fragen: Was verströmen wir, Wohlgeruch oder Gestank?
Liebe Weihekandidaten, Euch werden heute das Evangelium, Brot und Wein überreicht und so die hl. Öle anvertraut, damit Ihr als Diakone und Priester den Menschen das Evangelium verkündet, die Eucharistie reicht und sie mit dem Öl des Heiles in ihren Sorgen und Nöten salbt. Damit Ihr das tun könnt, müsst Ihr wissen, dass Ihr selber von Jesus Christus berufen, berührt und gesalbt seid, wie Petrus und Paulus. Petrus, der Jesus zuerst als Messias bekannte und einer der ersten Zeugen der Auferstehung war. Paulus, der erste Theologe, Verkünder des Evangeliums und Missionar, der christliche Gemeinden gründete. Vergesst nie, dass diese beiden großen Gestalten unseres Glaubens als Menschen aber auch Schwächen hatten – Petrus hat Jesus im entscheidenden Augenblick verleugnet und Paulus hat die Kirche verfolgt. Beides steckt in uns Menschen, auch in uns Geistlichen – die hohe Würde der Berufung und zugleich auch das menschliche Versagen. Das zu wissen und nicht zu vergessen, ist die beste Medizin gegen Aufgeblähtheit, Abgehobenheit und Klerikalismus. Hütet Euch davor!
Das dritte G heißt: gesandt
Worin besteht unsere Sendung? Matthäus sagt es uns deutlich im heutigen Evangelium – wir sollen den Menschen Jesus und seine Botschaft des Evangeliums vermitteln. Damit wir das tun können, müssen wir selber wissen: Wer ist Jesus für mich? Oder um es mit den Worten Jesu zu sagen: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?"
Der Glaube der Kirche und unser persönliches Christusbekenntnis sind wesentlich für unsere Sendung. Denn wie soll man andere für Jesus begeistern, wenn man selber nicht für ihn brennt! Um Jesus immer besser kennen- und lieben zu lernen braucht es auch nach der Zeit des Studiums und des Priesterseminars das Gebet, Breviergebet, das Lesen und Betrachten der Hl. Schrift, die Feier der Eucharistie und der Sakramente, besonders die Beichte, die Fort- Weiterbildung. Das sind die Quellen, damit Ihr in der Hektik und Wüste des Alltags mit seinen Herausforderungen nicht verdurstet und untergeht. Tun wir es nicht, trocknet die Seele aus. Die Predigten verlieren an Tiefe und Überzeugungskraft, sie werden kalt. Verliertder Seelsorger den Geschmack an Gebet und Schriftlesung, so neigt er dazu, auch seine ureigenen Tätigkeiten aufzugeben und sich in allerlei Aktivitäten zu stürzen. Der Umgang mit den Menschen wird mühsamer, herzloser.
Liebe Weihekandidaten, das Betätigungsfeld Eurer Sendung ist groß. Ihr versprecht heute Euch allen Menschen zuzuwenden, besonders den Armen und Kranken, Heimatlosen und Notleidenden. Das soll kein leeres Versprechen sein. Wendet Euch wirklich allen Menschen zu, macht keine Unterschiede und habt keine Berührungsängste.
Als Diakone und Priester – Priester und Bischöfe bleiben ja auch Diakone – seid Ihr zu allen gesandt oder wie es Papst Franziskus dieser Tage vor Diakonen sagte "bescheidene Diener aller", vor allem seid Ihr "Wächter des Dienens". Diakone sind keine "Halbpriester", "Priester zweiter Klasse" oder gar "Luxus-Ministranten", sondern fürsorgliche Diener, die sich darum bemühen, dass niemand, nicht die Bedürftigen, Armen und Leidtragenden ausgeschlossen sind von der Liebe Gottes. Zieht Euch daher nicht ins Private oder bequeme Pfarrhaus zurück, sondern geht hinaus, fürchtet und schämt Euch nicht die Hände schmutzig zu machen, denn Ihr seid zu allen gesandt.
Geschenkt – gesalbt – gesandt: mit diesen "3 G" kann man kurz die Weihe zum Diakon und Priester und den damit übernommenen Dienst beschreiben. Ich freue mich mit euch, dass Ihr Euch dazu entschlossen habt, begleite Euch mit meinem Gebet und wünsche Euch, dass Ihr wie Paulus in der 2. Lesung einmal sagen könnt: "Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt."
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, weil unsere Weihekandidaten alle aus der kroatischen Volksgruppe sind, erlaubt mir abschließend noch ein kurzes Wort an sie in unserer gemeinsamen Muttersprache.
Dragi kandidati za duhovni red s Vašimi obitelji, rodbinom i prijatelji!
Što da Vam u ovoj svetačnoj i važnoj uri Vašega života kot Vaš subrat, biškup i sunarodnjak velim i od srca željim? Mislim pritom na troje:
Budite kot sveti Petar vjerni svidoki Jezuševoga goristanje u svitu kamogod Vas Crikva šalje i svidočite evandjelje Vašim životom. Budite kot sveti Pavao angažirani misionari i vjerni suradniki biškupa, ki ljubu ljude i se ne boju glasiti Božju ric i ki s Vašimi sposobnosti i talenti izgradjujete i obogaćujete naše fare i kršćanske zajednice. Budite kot sveti Petar i Pavao – prem ljudskih različitosti – složni u službi za Boga, Crikvu i povjereni Vam narod i služite našemu hrv. narodu ovde u Gradišću da si obdrži vjeru, materinsku rič i kulturu i tako nadalje obogaćuje ov panonski prostor, našu zemlju i biškupiju. Sveti Petar i Pavao svojim životom potvrdjuju geslo „sloga je moć“ a ne zblud, razkoli, širenje laži i svadje. Budite kot službeniki Crikve nositelji i graditelji sloge i jedinstva a ne rušitelji zajedničtva i naroda!
Sveti apoštoli Petar i Pavao na čiji svetak Vas danas smim zarediti za dijakone i svećenika neka Vam u Vašem služenju budu putokazi, pomoćniki i zagovorniki!
Schwestern und Brüder, erbitten wir nun gemeinsam Gottes Heiligen Geist für unsere Weihekandidaten und für Ihren neuen Dienst! Amen.