Maiandacht in Forchtenstein
Lieber Herr Pfarrer, liebe VertreterInnen des Pfarrgemeinderates, liebe Jugendliche, liebe Mitfeiernde am Live-Streaming, Schwestern und Brüder im Herrn!
Nach dem großartigen Lied Mariens, dem Magnificat, das wir in der Lesung gehört haben, und dem wunderschönen und eindrucksvollen Tanz der Jugendlichen aus der Pfarre Forchtenstein, erlauben Sie mir einige Gedanken zu dieser Maiandacht.
Wir durchleben alle derzeit eine ganz besondere Zeit. Wir nennen sie die Corona-Zeit und sie ist weithin für uns alle auch eine Krisenzeit. Das Virus hat unser aller Leben mit einem Schlag verändert. Sicherheiten sind weg, Gewohnheiten sind weg, das was für uns normal und gut und alltäglich war, das gibt es zur Zeit nicht oder kann nicht so gelebt werden, wie wir es gewohnt sind.
Das Virus bringt auch große Einbrüche in unser Leben. Einbrüche vor allem in der Wirtschaft. Ich denke es sind alle Bereiche, alle Branchen davon betroffen. Gerade am heutigen 1. Mai, dem Tag der Arbeit, denken wir auch an die großen Sorgen und Nöte in der Arbeitswelt. An alle jene, die vielleicht um ihren Job, ihren Beruf bangen, an die Firmen, die vielleicht nicht wissen wie es weiter gehen soll und wir denken besonders auch an all jene Menschen, die vielleicht ihre Arbeit verloren haben. Aber das Virus zwingt uns auch vieles in Kirche und Gesellschaft zu überdenken. Das was bisher einfach so gelaufen ist und wo wir alle im Hamsterrad mitgelaufen sind, neu zu überdenken und vielleicht auch neue Wege zu gehen. Und was lehrt uns diese Corona-Zeit, diese Corona-Krise? Ich denke, wenn wir auf die vergangenen Wochen und Monate zurückschauen, dann lassen sich vor allem drei Dinge feststellen.
In dieser Ausnahmezeit sind wir fast gezwungen gewesen, nur das Notwendigste zu tun. Im Shutdown sind wir herausgefordert worden, einfach das Wesentliche zu tun. Aber auch nicht zu vergessen, das Notwendende zu tun. In diesen vergangenen Wochen haben wir in besonderer Weise auch gespürt, wie notwendig und wichtig der Zusammenhalt ist. Das Zusammenstehen und Beistehen – ja die gegenseitige Hilfe, die Solidarität und die Nächstenliebe. Wir haben gesehen, dass gerade in dieser Zeit vieles an Gutem geschehen ist, wo Menschen einander beigestanden sind und beistehen und einander helfen. Vor allem die Jungen den Alten, die Gesunden den Kranken und wo wir einfach dort anpacken, wo jetzt unsere Hilfe gefragt ist. Und ich möchte mich als Bischof wirklich bei allen aufrichtig bedanken, die jetzt aus ihrer Überzeugung und auch aus ihrem Glauben heraus, für andere in dieser schwierigen Zeit Gutes tun und ich weiß, es sind sehr sehr viele und es sind oft die kleinen, die unbedankten Dienste und dafür möchte ich danke und Vergelt´s Gott sagen. Und das dritte, das wir in dieser Corona-Zeit, in diesen vergangenen Wochen und Monaten auch erleben durften, ist wohl auch die Frage nach Gott. Wir konnten und können unsere Gottesdienste nur unter großen Einschränkungen feiern. Der normale Kirchgang ist fast Ausnahme geworden. Die Menschen hungern nach Gott, sie haben Sehnsucht nach der kirchlichen, nach der christlichen Gemeinschaft. Glaube wird nicht nur alleine, sondern vor allem auch in Gemeinschaft gefeiert und so möchte uns diese Krise auch wieder dazu führen, selber Gott in unserem Leben einen Platz zu geben, ihm Raum zu geben, ja – diesen Gott auch wieder und sein Wort zu hören.
Liebe Schwestern und Brüder, gerade in den letzten Wochen und Monaten hat sich – und tut sich – sehr viel auch in der sogenannten Hauskirche. Wo Menschen, wo Christen, zu Hause in der Familie oder vielleicht manchmal auch alleine ihr Gebet pflegen und wo sie über die modernen Medien auch mit ihrer Gemeinschaft, mit ihrer Glaubensgemeinschaft im Gottesdienst auch verbunden sind. Wunderbare Dinge haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten ereignet. Viele Angebote, auch Neues, das vielleicht bisher nicht denkbar war, auch dafür möchte ich allen von Herzen danke sagen. Ist das alles, was in den letzten Wochen und Monaten geschehen ist, nicht auch letztlich die Zusammenfassung des Lebens Mariens?
Sie hat Gott und seinem Wort in ihrem Leben Raum gegeben. Sie hat den Ruf Gottes gehört und mit ihrem Leben beantwortet. Ihr JA gesagt. Sie hat die Not ihrer Mitmenschen wahrgenommen, sie hat anderen geholfen, ist ihnen beigestanden. Denken wir nur an das Brautpaar bei der Hochzeit zu Kanaa, das in Not geraten ist, weil es keinen Wein mehr hatte und sie hat immer auch den Blick sich für das Wesentliche bewahrt und sie hat das Notwendige getan und vor allem sich auch dafür eingesetzt, dass Not in ihrer Umgebung gewendet wird.
Im Lied des Magnificat zeigt Maria uns allen, auf wen sie im Leben und in ihrem Glauben gesetzt und vertraut hat. Nämlich auf Gott und seine großen Taten, die er in der Geschichte getan hat. Vor allem auch im Tod und in der Auferstehung Jesu Christi, ihres Sohnes. Maria hört Gottes Ruf, sie folgt ihrer Berufung und sie nimmt diese Berufung im Leben wahr und Maria lässt sich von Gott als Werkzeug in den Dienst nehmen. Und sie hilft dadurch auch die Nöte der Zeit zu wenden, sie hilft auch Veränderungen herbeizuführen. Und sie hilft vor allem auch Verhältnisse, die selbstverständlich geworden sind, umzukehren. Sie lebt uns einen neuen Lebensstil vor.
Liebe Schwestern und Brüder, ist das nicht eine Einladung und auch ein Aufruf an uns alle, dass auch wir Gott und seinem Wort in unserem Leben Raum geben, dass auch wir wie Maria unsere Berufung wahrnehmen, sie im Alltag leben und dass auch wir wie Maria auch immer wieder mithelfen, aus Taufe und Firmung heraus, schlechte Verhältnisse in dieser Welt in Gutes zu verändern – dass auch wir Werkzeuge Gottes in dieser Welt sind.
Liebe Schwestern und Brüder, die orthodoxen Christen bezeichnen Maria als ihre Panagia, das heißt wörtlich übersetzt als "die Allheilige", als "die ganz Heilige". In unserer Zeit der Pandemia, des Corona-Virus, hilft uns also der Blick auf die Panagia, auf die Allheilige. Auf die Mutter, die uns zu Jesus führt.
In den Medien, in dieser Kampagne gegen das Corona-Virus, sehen und hören wir vor allem in den letzten Wochen und Monaten immer wieder den Slogan, die Worte "Schau auf dich, schau auf mich" und ich füge als Christ, als Bischof und als Hirte hinzu: "Schau auch auf Maria, die dich und mich zu Jesus führt." Tun wir das, liebe Schwestern und Brüder, gerade auch in diesem Monat Mai, der Maria ganz besonders geweiht ist und bitten wir um die Fürsprache und um die Hilfe der Panagia, der Allheiligen, dass wir alle von der großen Geißel der Pandemia, des Corona-Virus, auch wirklich befreit werden. Amen.