Arzt der Armen
Die zitierten Tagebucheintragungen und dazugehörigen Bemerkungen sind einem Manuskript von Sr. Cordia/Maria Puskely aus dem Jahr 1988 entnommen.
"Früh fünf Operationen gemacht. Gottlob alle sehr gut. Lauter Stare. Besonders freute mich ein kindlicher Star, der eine sehr harte Kapsel hatte, die nach einer Verletzung der Linse zurückblieb und sehr schön herauskam."
(Tagebuch, 19. Juni 1926)
" ... Bin dem lb. Gott so dankbar, dass er mich den ärztlichen Beruf wählen ließ und mit ungemein viel Liebe mich lenkte und leitete, bis ich mein Diplom und dann mein Spital hatte. – Zuletzt studierte ich ja an der Hochschule für Bodenkultur, dann Philosophie bis zum Schluß des Abiturientenzeugnisses. – Dazwischen war ich auf der Sternwarte, errichtete eine in Feldbár. – Dann war Chemie mein Steckenpferd. – Dann nahm ich, nur um mich auszubilden, ohne an Arzt werden zu denken, Sprechstunden über ärztliche Themen. – Suchte dazu jemanden, und dieser jemand, Dr. Vécsey, sagte mir nach ein paar Konversationsstunden: warum ich mich nicht gleich einschreiben lasse als Student an der Universität. – Ich dachte, es ginge gar nicht mehr. Er aber war der richtige Mann dazu, inskribierte mich sofort, man rechnete 2 Semester Philosophie ein, und ich war plötzlich im zweiten Jahr Medizin, dann half der liebe Gott weiter, ich studierte, verheiratet, noch weiter und wurde in Wien promoviert.
Deo Gratias!"
(Tagebuch, 19. Juni 1926)
Mit 25 Jahren beginnt er auf Rat und mit Hilfe von Professor Vécsey sein Medizinstudium. 1897 stirbt sein Vater, 1898 heiratet er Maria Theresia Coreth, die Tochter einer Mutter russischer Abstammung und eines österreichischen Vaters. Der Medizinstudent Batthyány und "Misl" halten am 10. November Hochzeit. Am 9. Juni 1900 promoviert Ladislaus zum Doktor der Medizien, einen Monat später wird der erste Sohn, Ödön, geboren.
(Manuskript von Sr. Cordia/Maria Puskely, 1988)
Nach seinem Chirurgiepraktikum an der Klinik in Wien errichtet Ladislaus ein modernes Spital mit 30 Betten auf seinem Gut in Kittsee. Das Krankenhaus ist von Anfang an so stark frequentiert, dass der anstrengende Dienst den jungen Arzt gesundheitlich überfordert. Auf Rat von Freunden wendet er sich der Augenheilkunde zu und spezialisiert sich in Augenchirurgie. Seine einzigartige Handfertigkeit, Gelassenheit und Entschlusskraft lassen ihn auch in den kompliziertesten Fällen nicht im Stich. Beste Stütze und zugleich Assistentin ist die eigene Frau, die dem Gatten und dem gemeinsamen Dienst zuliebe die ungarische Sprache erlernt. Doktor Batthyány will ein Arzt der Armen sein. Er nimmt kein Honorar an, bezahlt häufig die verschriebenen Medikamente selbst und kommt sogar für die Reisekosten seiner Patienten auf.
Nach überschlagsmäßigen Berechnungen dürfte sein Krankenhaus innerhalb von 10 Jahren 1 Million Goldkronen verschlungen haben. Während des Ersten Weltkrieges baut er es zu einem Militärhospital um, nunmehr mit 70 Betten, gleichzeitig übernimmt er auch den Dienst als Kreisarzt.
Infolge des Friedensvertrages von Trianon verlässt er das Krankenhaus in Kittsee und übersiedelt mit seiner Familie nach Körmend. Auch hier richtet er sofort ein Krankenhaus ein und setzt seine segensreiche Tätigkeit fort. Er liebt Körmend, kann aber Kittsee nicht vergessen. In seinem Tagebuch erinnert er sich der "schönen alten Zeit"
(Manuskript von Sr. Cordia/Maria Puskely, 1988)
Ja, da waren schöne Zeiten, als ich als Kreisarzt die Ortschaften Pama, Edelsthal, Kittsee hatte und noch mein Spital mit 70 Betten mit schweren chirurgischen Operationen, eigentlich ganz allein!
Damals waren in der Früh 1-2 große Operationen, dann begann erst die Ambulanz, bis 80 Kranke, viele ambulante Operationen, dann alle Kriegsverletzten verbinden. Todmüde kam ich zum Essen, und Nachmittag kamen die Fahrten zu den Kranken nach den Ortschaften Edelsthal – ganze Epidemien von Dyphteritis, Impfung der Schulkinder, Spanische Krankheitsepidemie in Pama. Und die Nacht war auch nie sicher; einmal um 1 Uhr nachts schwere Bauchoperation, Darmblutung.
(Tagebuch, 22. September)
Ja, da waren schöne Zeiten, als ich als Kreisarzt die Ortschaften Pama, Edelsthal, Kittsee hatte und noch mein Spital mit 70 Betten mit schweren chirurgischen Operationen, eigentlich ganz allein!
Damals waren in der Früh 1-2 große Operationen, dann begann erst die Ambulanz, bis 80 Kranke, viele ambulante Operationen, dann alle Kriegsverletzten verbinden. Todmüde kam ich zum Essen, und Nachmittag kamen die Fahrten zu den Kranken nach den Ortschaften Edelsthal – ganze Epidemien von Dyphteritis, Impfung der Schulkinder, Spanische Krankheitsepidemie in Pama. Und die Nacht war auch nie sicher; einmal um 1 Uhr nachts schwere Bauchoperation, Darmblutung.
(Tagebuch, 22. September)
Bewegt durch die schönen Erinnerungen fasst er auch sogleich seine Idealvorstellungen zusammen.
(Manuskript von Sr. Cordia/Maria Puskely, 1988)
Mein Ideal wäre es, einige hundert Betten zu haben in meinem Lieblingsfach Chirurgie und Augen und auch Interne! Wie könnte ich da Sorgen, Schmerzen lindern, helfen! Und Leute – gut auf den Tod vorbereitet – wenn Gott es schon will, für die Ewigkeit stärken.
(Tagebuch, 22. September)
Das Tagebuch enthält zum Glück die Statistik der Praxis der 1920er Jahre.
(Manuskript von Sr. Cordia/Maria Puskely)
In Körmend waren i. J. 1920 5605 Kranke, dann meistens ca. 3000 pro Jahr. Operationen waren in Körmend 1010 bis Ende 1925, nun fehlen noch die Kittseer Jahre. Im ganzen dürfte ich Stare allein an 1700 operiert haben! Gott segne alle, "ut omnes lumen verum in aeternitate perspicerent!"
(Tagebuch, 2. Juli)