„Und alles wird wieder heil…“
Die Liturgischen Feiern des Gründonnerstags, des Karfreitags und der Osternacht gehören ganz eng zusammen. Ostern kann nur feiern, wer den ganzen Weg Jesu mitgegangen ist, wer auch unter seinem Kreuz gestanden ist – wie Maria, die Mutter Jesus, und Johannes.
Mit der Feier des Gründonnerstags treten wir ein in die heilige Drei-Tage-Feier. Gründonnerstag, Karfreitag und die Osternacht sind eigentlich ein einziger großer Gottesdienst, sind die eine Feier des Leidens, Sterbens und der Auferstehung unseres Herrn.
Gründonnerstag
Am Abend des Gründonnerstags versammelt sich die ganze Gemeinde zur Feier des Letzten Abendmahls. Der Tag hat seinen Namen aus dem Althochdeutschen („grinen“ oder „greinen“: weinen, klagen). Die Eucharistie beginnt sehr festlich in weißen Gewändern mit Orgelspiel und Gesang, oft werden beim Gloria auch die Kirchenglocken und die Wandlungsglocken geläutet. Danach aber verstummen sie – und geben dadurch Zeugnis von der Trauer über das Leiden des Herrn.
Die erste Lesung bezeugt den Ursprung der jüdischen Paschafeier, die zweite das Abendmahl, wie es Jesus mit seinen Jüngern gefeiert hat. Das Evangelium aber handelt von der Fußwaschung, davon, wie wir als Christen miteinander umgehen sollen: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“ (Joh 13, 15).
Vielerorts wäscht der Priester im Anschluss an das Evangelium wie Jesus einigen aus der Pfarre die Füße. So wird ganz sinnenfällig deutlich, dass Jesu Haltung auch unsere Haltung sein soll: Angesichts des Leidens Christi darf zwischen uns nichts sein, was uns trennt!
Nach der Feier der heiligen Messe wird das Allerheiligste an einen besonderen Ort übertragen. Auf diese Weise gehen wir mit Jesus nach dem Mahl zum Ölberg hinaus, wo er betet, dass „dieser Kelch“, das Leiden und Sterben, doch an ihm vorübergehen möchte, und wo er schließlich gefangen genommen wird. Den Jüngern damals sind die Augen zugefallen – und als Judas mit den Tempelwächtern kam, sind sie alle geflohen. Deshalb wachen auf der ganzen Erde in dieser Nacht Christen und harren bei Jesus aus, dankbar, aber auch bittend für alle, die mit ihm heute leiden müssen – und für die, die gegangen sind …
Karfreitag – den Leidensweg Jesu nachgehen
Am Karfreitag steht der Kreuzweg Jesu im Mittelpunkt, eine Gebetsform, die bis in das 4. Jahrhundert zurückgeht. Wir gehen gemeinsam den Weg nach, den Jesus gegangen ist vom Palast des Pilatus bis nach Golgotha und zu seinem Grab. So wird deutlich, dass unsere Nachfolge Jesu ganz konkret das Gehen „in seiner Spur“ ist.
Wenn die Glocken schweigen, fahren in vielen Dörfern im Burgenland Ratschenbuben und –mädchen mit ihren schnarrenden und knatternden Holzratschen aus. Sie rufen zu den Gottesdiensten und zu den Gebetszeiten: „Wir ratschen, wir ratschen den Eng´lischen Gruaß, den jeder Christgläubige bet´n muaß, foi´ts nida auf en´gane Kniea, bet´s ein Vater unser und drei Ave Mari.“
Am Abend dann findet die Feier vom Leiden und Sterben Christi in der Kirche statt. Diese sehr von der Stille geprägte Feier ist uralt und geht auf die frühchristliche Zeit in Jerusalem zurück, wo nach Lesungen und Leidensgeschichte Jesu dem Volk das Kreuz Christi zur Verehrung gezeigt wurde. Nach einer schlichten Kommunionfeier wird das Allerheiligste zum Hl. Grab übertragen.
Karsamstag
Hier kann während des ganzen Karsamstags die Gemeinde stille Anbetung halten. Sinnvoll sind auch gemeinsame Andachten und die Feier der Stundenliturgie. Im Dom zu Eisenstadt betet der Bischof mit Priestern und Gläubigen am Karfreitag und am Karsamstag die „Trauermetten“, eine besondere Form des Tagzeitengebetes, das ganz von der Betrachtung des Leidens und Sterbens Jesu geprägt ist. Während dieses Gebets werden an einem hohen Leuchter immer mehr Kerzen gelöscht – ein Hinweis auf den Bericht der Bibel, dass sich der Himmel verfinsterte angesichts des Leidens des Herrn. Auch ein Sinnbild dafür, wie sich die Welt verfinstert, wenn Menschen einander Böses antun, Leid zufügen…
Nach uralter Tradition wird heute – wie bereits am Karfreitag – die hl. Messe nicht gefeiert.
„Welch großen Erlöser hast du gefunden!“
Dann aber, wenn es dunkel geworden ist, in der Nacht zum Ostersonntag, kommt die Gemeinde wieder zusammen zur Feier der Auferstehung des Herrn. Ursprünglich dauerte dieser Gottesdienst die ganze Nacht, und noch immer ist es die wohl „längste“ Messe des Jahres. Die Kirche setzt alles ein, was sie hat, um den Sieg des Lebens über den Tod zu feiern: Feuer, Licht, Weihrauch, Wasser, Kerzen, Glocken, festliche Gewänder, das Osterlob, Lieder, Lesungen, Gebete, Prozessionen, die Segnungen der Osterspeisen – und trotzdem reicht das alles kaum aus, um der Freude Ausdruck zu verleihen, die sie erfüllt: Christus ist wahrhaft auferstanden – und wir werden durch die Taufe auch selbst mit ihm auferstehen. So wollte Gott die Welt: nichts soll für immer vergänglich sein, nichts soll im ewigen Dunkel verschwinden, nichts soll für immer dem Tod verfallen sein – denn alles, was ist, alles, was lebt, hat seinen Ursprung in Gott. Sogar die Sünde und die Schuld preist die Kirche „glücklich“, weil sie in Christus einen so großen Erlöser gefunden hat! Gibt es einen positiveren Zugang zum Leben?
In einem Gebet der Osternachtsfeier drückt die Kirche diesen Gedanken in wunderbaren Bildern aus – vielleicht kann es uns durch die Feier dieser Woche begleiten:
Gott, du unwandelbare Kraft, du ewiges Licht,
schau gütig auf deine Kirche
und wirke durch sie das Heil der Menschen.
So erfahre die Welt,
was du von Ewigkeit her bestimmt hast:
Was alt ist, wird neu,
was dunkel ist, wird licht,
was tot war, steht auf zum Leben,
und alles wird wieder heil in dem,
der der Ursprung von allem ist,
in unserem Herrn Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.