Das Sakrament der Eucharistie ist das höchste Gut, das Jesus Christus seiner Kirche hinterlassen hat. Es überragt die übrigen Sakramente weit; es ist ihre Mitte, ihre Quelle und ihr Ziel.
1. Jesus stiftete die Eucharistie am Vorabend seines Todes beim Letzten Mahl mit seinen Aposteln.
Dabei gab er ihnen Brot und sagte: Esst! Das ist mein Leib. Ebenso reichte er ihnen Wein und sagte: Trinkt! Das ist mein Blut (vgl. Lk 22,14ff).
Diese Aussagen bedeuten: Das bin ich selber!
Schon früher hatte Jesus zu einer großen Menschenmenge gesagt: Ich bin die Nahrung, die Gott euch gibt. Wer gläubig meinen Leib isst und mein Blut trinkt, den werde ich vom Tod auferwecken, und er wird für immer leben (vgl. Joh 6,26ff).
Erklärend fügte Jesus hinzu: Mein Leib, der für euch hingegeben wird; mein Blut, das für viele (d.h. für alle) vergossen wird.
Abschließend trug Jesus den Aposteln auf: Tut dies zu meinem Gedächtnis!
2. Dem Auftrag des Herrn folgend, …
… haben sich die ersten Christen an seinem Auferstehungstag, dem Sonntag, zur Feier der Eucharistie (Danksagung), die ursprünglich Brotbrechen oder Herrenmahl genannt wurde, versammelt. Die Feier folgte dem Ablauf des Letzten Mahles. Dabei lobten und dankten die Gläubigen Gott für die Erlösung durch Christus.
Im Lauf der Zeit wurde daraus die Messfeier oder Eucharistiefeier. Mit zahlreichen Riten ausgeschmückt, behielt sie im Kern die Form des Letzten Mahles.
3. Die Eucharistiefeier ist eine Gedächtnisfeier, freilich von einmaliger Art.
Jesus Christus, dessen Tod und Auferstehung wir verkündigend und preisend feiern, ist persönlich anwesend; er kann allerdings nur vom Glaubenden wahrgenommen werden.
Er, der Gott und Mensch ist, tritt bei der Messfeier selber aus seiner zeitlosen Ewigkeit in unsere Gegenwart, mit seiner Gottheit und verklärten Menschennatur. Er wiederholt nicht, was er in seiner Zeit auf der Erde getan und gelitten hat, sondern setzt sein menschliches Leben und Sterben in unsere Gegenwart; so wendet er, was er dadurch erworben hat, den Mitfeiernden zu: das Heil – ungetrübtes Glück im ewigen Leben mit Gott und seinen Heiligen.
Die Vollmacht, dieser Feier vorzustehen und sie zu vollziehen, haben nur Bischöfe und Priester; und sie sind nur lebendige Werkzeuge Christi, der selber durch sie handelt.
4. Die Eucharistiefeier ist zugleich das heilige Mahl, …
… bei dem Christus uns, wie er es angekündigt hat, mit seiner eigenen gott-menschlichen Person speist. Wer ihn in der Kommunion (d.h. Vereinigung) empfängt, den nimmt er in engste Verbindung mit sich auf (vgl. Joh 6,56). Freilich weiß schon die Hl. Schrift, dass sich das Gericht Gottes zuzieht, wer unwürdigt kommuniziert: ohne Glauben oder mit einer Lebenseinstellung, die dem Willen Gottes groß zuwider läuft (vgl. 1 Kor 11,27ff).
Durch den Empfang der Kommunion will der Herr uns allmählich verwandeln in sein eigenes Bild (vgl. 2 Kor 3,18), von selbstsüchtigen zu liebenden Menschen. Das tut er aber nicht ohne unser Zutun oder gar gegen unseren Willen, denn er achtet unsere freie Entscheidung.
5. Die Eucharistiefeier ist das Opfer Christi.
Das Wort Opfer bezeichnet eine Gabe für die Gottheit. Diese soll an die Anbetung und das Lob, den Dank und die Bitten des Opfernden an die Gottheit anzeigen. Der religiöse Mensch brachte und bringt seinem Gott wertvolle, kostbare Gaben dar.
Das Opfer Christi ist einzigartig; es ist die einzig würdige Verherrlichung Gottes. Christus hat sich selber Gott dem Vater völlig als Gabe geschenkt. Zusammengerafft ist seine Hingabe in der Stunde seines Todes am Kreuz. Es ist ein Opfer, das zur Rechtfertigung und Entschuldung aller Menschen ausreicht. Es kommt allen zu Gute, die sich durch die Taufe und ein Leben aus dem Glauben auf Christus berufen.
Christus hat nur ein einziges Opfer dargebracht: sein Opfer am Kreuz. In der Eucharistiefeier, innerhalb des Hochgebetes in der Wandlung, setzt er dieses Opfer in unsere Gegenwart. Brot und Wein, die eucharistischen Zeichen, werden durch den Heiligen Geist und die Worte des Einsetzungsberichts in Leib und Blut Christi verwandet, so dass nun er persönlich anwesend ist.
Wir, die Mitfeiernden, sind immer eingeladen, uns zusammen mit Christus Gott dem Vater als Opfergabe zu schenken – in der Feier im Geiste, im alltäglichen Leben durch unser Tun und Lassen. Wir sind ja Glieder am Leib Christi. So können wir mit ihm Gott dem Vater die würdige Ehre erweisen.
6. Die Eucharistie ist für das Leben der Kirche und des einzelnen Christen von herausragender Bedeutung.
In der Messfeier wird die Kirche versammelt, ausgerüstet und gesendet, damit sie das Werk Christi immer und überall weiterführt.
Die Eucharistiefeier erinnert uns jeweils an die große Tat Gottes für uns Menschen: An die Hingabe des Sohnes bis zum Tod am Kreuz.
In der Feier der Eucharistie versöhnt uns Christus stets neu mit Gott und unter einander.
Durch die Teilnahme am eucharistischen Mahl baut uns Christus auf zu seinem Leib, der Kirche.
Die Eucharistie ist eines der großen Geheimnisse unseres Glaubens. Ihre Wirklichkeit ist nicht mit Sinnen und Verstand des Menschen, sondern nur im Glauben zu begreifen. Die katholische Kirche sah sich schon vor Jahrhunderten veranlasst, die Mitfeier der Eucharistie an Sonn- und Feiertagen durch ein Gebot verbindlich zu machen.
Erstaunlich, dass wir ein solches Gebot nötig haben; ist doch die Eucharistie Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens!
7. Für die Praxis
Neben der Eucharistie im Vollzug, der Eucharistiefeier, gibt es die im Tabernakel aufbewahrte Eucharistie. Unser Glaube bekennt, dass der Herr im eucharistischen Brot persönlich gegenwärtig ist, solange das Zeichen des Brotes Bestand hat.
Ursprünglich wurde die Eucharistie aufbewahrt, um den Kranken die Kommunion bringen zu können. Im zweiten Jahrtausend entwickelte sich der Kult der eucharistischen Anbetung.
Die Kirche erkennt in der Gegenwart des Herrn im Tabernakel eine der Weisen, wie er seine Verheißung erfüllt: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt (Mt 28,29b) und empfiehlt die eucharistische Anbetung ausdrücklich.
Das II. Vatikanische Konzil hat die Kommunion unter beiden Gestalten wieder erlaubt. Der Gebrauch dieser Erlaubnis ist durch praktische Schwierigkeiten ziemlich eingeschränkt.
Junge Christen werden bei uns gewöhnlich in der zweiten Schulstufe zur Erstkommunion geführt.
Beratung und Materialien zum Fest der Erstkommunion sind im St. Martins-Verlag erhältlich.
Der grobe Aufbau der Messfeier ist im Gebet- und Gesangbuch "Gotteslob" unter der Nummer 352, ihr Ablauf im Einzelnen unter den Nummern 353 bis 366 zu finden.