"Die Kirche ist kein Insider-Club"
Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics ermutigt im Osterbrief 2018, der am Ostersonntag und Ostermontag in allen Pfarren der Diözese Eisenstadt verlesen wurde, "als Christen wieder mehr zu einer Gemeinschaft von Begeisterten zu werden" – Fünf Jahre Papst Franziskus seien ein großes Ausrufezeichen, "die lähmende Tendenz zur Selbstbezogenheit zu überwinden"
Eisenstadt – "Die Kirche ist kein Insider-Club besonders informierter, tugendhafter oder traditionsverliebter Bürgerinnen und Bürger": Das betonte Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics in seinem Osterbrief 2018, der am Ostersonntag und Ostermontag in allen Pfarren der Diözese Eisenstadt verlesen wurde. Die Kirche im ureigentlichen Sinne müsse sich vielmehr wieder selbst entdecken als "Gemeinschaft österlicher Menschen": "Das sind Menschen, die anderen ein Licht sind". Die geforderte Erneuerung von Kirche sei nicht von strukturellen Maßnahmen abhängig, sondern "einzig und allein von der Stärke unserer Begeisterung für Jesus", so Bischof Zsifkovics.
5 Jahre Franziskus: Begeisterung neu entdecken
In seinem Osterbrief würdigt der Bischof die fünfjährige Amtszeit von Papst Franziskus. Franziskus, der am 13. März 2013 zum Oberhaupt der Katholischen Kirche gewählt wurde, habe mit seiner spontanen, auf die Menschen zugehenden Art weltweit für Auf- und Umbrüche innerhalb und außerhalb der Kirche gesorgt. "Mit ihm sind wir als Kirche wieder näher zum eigentlichen Osterereignis vorgedrungen und damit zur Chance, als Christen wieder mehr zu einer Gemeinschaft von Begeisterten zu werden, die Jesus mit dem Herzen neu entdecken und weitererzählen", so der Diözesanbischof.
Kirche muss "lähmende Selbstbezogenheit überwinden"
Die von Papst Franziskus gelebte und in die Welt getragene "tiefe Freude am Evangelium", seine Betonung der Barmherzigkeit, seine Anwaltschaft für die Armen und die Forderung nach "Schlichtheit und Nachhaltigkeit unseres Lebensstils auf dem gemeinsamen Planeten Erde" seien Eckpfeiler einer kirchlichen Erneuerung. Dazu müsse die Kirche aber ihre "lähmende Tendenz zur Selbstbezogenheit" überwinden und aus sich selbst hinausgehen, um die oft verlorene Identität mit Christus als Mittelpunkt wiederzuentdecken.
Bequeme Distanz zu den "Ertrinkenden"?
Deutliche Kritik übte Bischof Zsifkovics an heutigen Tendenzen einer "allzu strukturverliebten Kirche". Diese habe Ähnlichkeiten mit "dem Szenario der Überlebenden nach dem Untergang der Titanic. So wie die Überlebenden damals in den Rettungsbooten saßen und aus sicherer Distanz den Ertrinkenden zusahen, so sitzen auch wir heute als Kirche allzu oft in sicherer Entfernung zum Elend der Welt und beschäftigen uns mit unseren eigenen Bedürfnissen und Befindlichkeiten", kritisiert der Diözesanbischof.
Nächstenliebe leben statt über "Modefarben diskutieren"
Echte Erneuerung verlange somit die Überwindung von Selbstbespiegelung durch die Motivation und das Handeln aus der "Begeisterung für Jesus". Oder, um im Bild der Titanic zu bleiben: Oft würde es uns leider "nicht im Traum" einfallen, "aus echter Überzeugung zu den anderen" als den Not Leidenden hinzurudern. "Stattdessen diskutieren wir in unzähligen pfarrlichen und diözesanen Gremien und Räten stundenlang darüber, in welcher Modefarbe wir unsere Rettungsboote im kommenden Jahr lackieren wollen", findet der Bischof deutliche Worte.
Vitalität der kirchlichen Gemeinschaft gefragt
Auch der Neue Pastorale Weg der Diözese Eisenstadt, der die Neustrukturierung von Seelsorgeräumen mit dem Prinzip der Mitgestaltung und Mitbestimmung aller Christinnen und Christen verbindet, brauche die grundlegende Inspiration von Jesus als Gekreuzigten und Auferstandenen. Diese Begeisterung, in der die eigentliche Kraft zur Erneuerung von Kirche wohne, müsse auch für das 60-Jahr-Jubiläum der Diözese Eisenstadt im Jahr 2020 tragend sein: Dabei gehe es gerade nicht um das "Abfeiern eines historischen Ereignisses", sondern immer auch um Rechenschaft darüber, "wie vital wir als kirchliche Gemeinschaft im Burgenland tatsächlich sind".
Die Jugend wiedergewinnen
Einen Gradmesser für die Vitalität der kirchlichen Gemeinschaft sieht Bischof Zsifkovics auch im Verhältnis der Kirche zur Jugend: Dass junge Menschen oftmals ab der "Traditionsveranstaltung Firmung" und "spätestens mit der ersten Kirchenbeitragsvorschreibung" wenig mit der Kirche anfangen könnten, sage "weniger über die heutige Jugend aus als vielmehr darüber, was für schwache Christen und Vorbilder wir für unsere jungen Menschen doch sind", so der Diözesanbischof im Osterbrief. Der Kirche müsse es wieder gelingen, die Begeisterung und Freude für Jesus bei Jugendlichen zu wecken. Denn genau das sei Kirche: "die Gemeinschaft österlicher Menschen, die das Licht des Auferstandenen" sowohl in existenziell schwierigen Situationen als auch im ganz normalen Alltag zum Leuchten bringen und sichtbar machen, wie Bischof Zsifkovics im Osterbrief 2018 betont.