Johannes (von) Nepomuk (16. Mai)
Wie viele Brücken in wie vielen Ländern mögen es wohl sein, an denen die Statue oder das Bild des heiligen Johannes Nepomuk ihren Platz gefunden haben? Der Märtyrer, der im Jahr 1393 in Prag in der Moldau ertränkt wurde, ist der bekannteste Brückenheilige und gehört im deutschen Sprachraum zu den meistverehrten Heiligen.
Johannes Nepomuk ist auch der Patron der Beichtväter, da er, so erzählt es die Legende, wegen seiner unnachgiebigen Haltung hinsichtlich des Beichtgeheimnisses ermordet wurde.
Johannes wurde um das Jahr 1350 als Sohn eines Richters in Pomuk in der Nähe von Pilsen geboren. Nach einer guten Ausbildung in einem Zisterzienserloster studierte er an der Prager Universität, die Kaiser Karl IV. wenige Jahre zuvor, 1348, gegründet hatte. Johannes erwarb hier die Doktorwürde im Fach Theologie und später in Padua im kanonischen Recht. Er galt als überdurchschnittlich gelehrt und hatte eine große berufliche Zukunft vor sich. Er aber hatte für sich schon einen anderen Weg vor Augen: Seelsorger wollte er werden.
Nachdem er zehn Jahre lang Notar an der erzbischöflichen Gerichtskanzlei in Prag gewesen war, empfing Johannes Nepomuk 1380 die Priesterweihe und wurde Pfarrer an der Galluskirche in der Prager Neustadt, wo er sich besonders um die deutschen Kaufleute kümmerte. In den folgenden Jahren hatte Johannes weitere wichtige Kirchenämter inne, und im Jahr 1389 wurde er von Erzbischof Johann von Jenzenstein zum Generalvikar der Erzdiözese Prag ernannt. Dieses Amt entsprach den umfassenden Fähigkeiten von Johannes, jedoch wurde seine Arbeit wegen der andauernden Übergriffe durch König Wenzel IV. ständig schwieriger. Wenzel, der Sohn von Karl IV., war 1376 zum deutschen König gewählt worden. Johannes Nepomuk wurde auch immer wieder in die erbitterten Auseinandersetzungen zwischen dem König und Erzbischof Jenzenstein hineingezogen.
Am 20. März 1393 nahm das Urteil seinen Lauf. Zusammen mit einem Offizial und dem Propst von Meißen wurde Johannes Nepomuk vom König gefangengenommen. Wenzel ließ Johannes grausam foltern und misshandeln. Der König vergaß sich in seinem rasenden Zorn schließlich vollkommen und griff selber zu den Pechfackeln, mit denen er den Körper von Johannes Nepomuk brannte. Danach wurde der mutige Kirchenmann durch die Straßen Prags gezerrt und mit gefesselten Händen und Füßen von der Karlsbrücke in die Moldau gestoßen.
Bis heute ist nicht genau geklärt, weshalb König Wenzel Johannes Nepomuk ermorden ließ. Um den Tod des Priesters hat sich jedoch eine Legende entwickelt, die zu den bekanntesten überhaupt gehört. Danach war Johannes Nepomuk der Beichtvater von Wenzels Ehefrau, Königin Johanna. Wenzel versuchte, wohl zur Rechtfertigung seiner eigenen ehelichen Verfehlungen, von Johannes Beichtgeständnisse seiner Frau zu erpressen. Der Priester jedoch berief sich mutig, die drohende Gefahr sehr wohl ahnend, auf das Beichtgeheimnis und verweigerte jegliche Auskunft. Dies soll Wenzel so wütend gemacht haben, dass er die Ermordung von Johannes Nepomuk beschloss. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass König Wenzel den verhassten Generalsvikar töten ließ, weil sich dieser seine ständige Einmischung in kirchliche Angelegenheiten nicht gefallen ließ und sich Entscheidungen widersetzte.
Eine rote Marmorplatte bei der Prager Karlsbrücke zeigt bis zum heutigen Tag an, wo Johannes Nepomuk in die Moldau gestürzt worden sein soll. Sofort nach seinem Tod setzte in Prag und weit darüber hinaus eine starke Verehrung für den Märtyrer ein. Sein Grab im Prager Veitsdom wurde zum Ziel vieler Gläubiger. Als man im Jahr 1719 die Grabstätte öffnete, fand man die Zunge von Johannes Nepomuk unverwest vor. Heute ruhen die Gebeine des Heiligen in einem schönen silbernen Reliquienschrein.
Verehrung/Brauchtum
Johannes Nepomuk gehörte bereits um 1600 zu den Landespatronen Böhmens. Durch den böhmischen Adel wurde der Kult des Märtyrers in ganz Europa verbreitet; die Jesuiten und die Franziskaner brachten die Verehrung auch nach Übersee. An verschiedenen Orten in Deutschland und in Südtirol gibt es ähnlich des Gedenktages Prozessionen und andere Festlichkeiten. Die Statue von Johannes Nepomuk, die 1693 auf der Prager Karlsbrücke aufgestellt wurde, fand so viele Nachbildungen, dass der Brückenheilige zu einem der bekanntesten Heiligen überhaupt wurde. 1721 wurde der Kult von Rom anerkannt, 1729 erfolgte die Heiligsprechung.
Darstellung
Wer kennt es nicht, das Bild von Johannes Nepomuk: ein Priester mit Stola, das Birett auf dem Kopf, Palme, Buch und Kreuz in der Hand, einen Finger an den Mund gelegt (als Symbol für das Beichtgeheimnis). Manchmal leuchten auch sechs Sterne um das Haupt des Märtyrers, da nach der Legende sechs Sterne angezeigt haben, wo in der Moldau sich der Leichnam von Johannes befand und dieser so geborgen werden konnte.
Eine Vielzahl von Darstellungen gibt es in Bayern und im östlichen Raum, vor allem in Prag, so dort an der Domtür und am Nepomuk-Grabmal. Das Kruzifix betrachtend, zeigt den Heiligen eine Skulptur von Franz Xaver Schmädl (1755) in der Klosterkirche von Andechs (Oberbayern). Auch das Motiv, wie Johannes Nepomuk die Beichte von Königin Johanna hört, ist öfters dargestellt, so auf einem Gemälde von Giuseppe Maria Crespi (Turin, Pinakothek).
Häufig ist Johannes Nepomuk auch zusammen mit weiteren Heiligen abgebildet; mit Franz Xaver auf einem Relief (1788) im Münchner Stadtmuseum; mit Antonius von Padua auf einem Bild von Johann Wolfgang Baumgartner (um 1754) in der Kirche zu Gersthofen bei Augsburg; mit Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten auf dem berühmten Asam-Altar (um 1729) im Dom zu Freising. Auch mit den anderen böhmischen Schutzpatronen wird Johannes Nepomuk dargestellt.
Generalvikar, Märtyrer
geboren: Um 1350 in Pomuk, Tschechei
gestorben: 20. März 1393 in Prag, Tschechei
Patron von Böhmen; der Priester und Beichtväter; der Brücken; der Schiffer, Flößer, Müller; gegen Verleumdung; für Verschwiegenheit; des Beichtgeheimnisses; gegen Wassergefahren; 2. Patron des Jesuitenordens (1730); des Hauses Habsburg
Patron von: Weiden b. R.