Bischof DDr. Stefan László
Stefan László wurde am 25. 2. 1913 in Preßburg/Bratislava als Sohn des Vermessungsingenieurs Stefan László und der Volksschullehrerin Maria Czoklich geboren. Aus dieser Ehe stammte auch die Tochter Cäcilia, die früh verstarb. Nachdem der Vater 1914 als Offizier an der russischen Front gefallen war, kehrte die Mutter mit beiden Kindern in ihren bis zur Errichtung des Bundeslandes Burgenland (1921) zu Ungarn gehörenden Heimatort Trausdorf an der Wulka zurück, wo sie 1915-38 als Lehrerin und 1916-20 als Oberlehrerin (Schulleiterin) wirkte. László wuchs hier dreisprachig – zur kroatischen Muttersprache kamen noch Ungarisch und Deutsch – auf. Er besuchte die Volksschule in Trausdorf an der Wulka und in Eisenstadt. Die Gymnasialzeit verbrachte er in Eisenstadt, Wien-Hietzing, wo er im Heim des Canisiuswerkes wohnte, und in Hollabrunn, wo er im Erzbischöflichen Knabenseminar Aufnahme fand. Nach dem Abitur trat László 1931 in das Erzbischöfliche Priesterseminar in Wien ein, wechselte mit Beginn des Studienjahres 1933/34 in das neu errichtete Burgenländische Priesterseminar und absolvierte das Studium der Theologie an der Universität Wien. Am 19. 7. 1936 wurde er im Wiener Stephansdom vom Apostolischen Administrator des Burgenlandes, dem Wiener Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer, zum Priester geweiht.
László war 1936-37 Kaplan in Schandorf, konnte dabei sein Studium fortsetzen und wurde 1937 in Wien zum Dr. theol. promoviert. Noch im selben Jahr wurde er zum Studium nach Rom gesandt, wo er an der Gregoriana 1939 zum Dr. iur. can. promoviert wurde. In dieser Zeit war er den Pfarreien Nikitsch (1937-38) und Königsdorf (1938-39) dienstzugewiesen. In seinen Dissertationen beschäftigte er sich mit dem Wallfahrtsort Loretto im Burgenland bzw. mit den Stiftungsmessen.
Zum 1. 9. 1939 trat László das Amt des Sekretärs der Apostolischen Administration des Burgenlandes, der späteren Apostolischen Administratur Burgenland, an, wo er neben Provikar Josef Köller und Kanzleidirektor Johannes Kodatsch in der kirchlichen Verwaltung arbeitete. Am 15. 9. 1948 wurde er zum Stellvertreter des Kanzleidirektors (verbunden mit der Führung von dessen Agenden und denen des Leiters der Finanzkammer) ernannt, 1948 zum Wirklichen Konsistorialrat und am 5. 12. 1949 vom neuen Apostolischen Administrator des Burgenlandes Josef Schoiswohl zum Kanzleidirektor. In diesen Jahren war László auch Advokat am Erzbischöflichen Diözesangericht Wien (1940-50), Vertreter des Kanzleidirektors und des Leiters der Finanzkammer (1946-48) und Advokat des Kirchlichen Gerichts der Apostolischen Administratur Burgenland (1950-54). 1945 wurde er zum Leiter der Caritas bestellt, an deren Aufbau und deren Hilfsaktionen in der unmittelbaren Nachkriegszeit er maßgeblichen Anteil hatte und die er bis zu seiner Ernennung zum Apostolischen Administrator leitete. 1950 wurde er Päpstlicher Ehrenkämmerer.
Am 30. 1. 1954 wurde László als Nachfolger des zum Bischof von Graz-Seckau bestellten Josef Schoiswohl zum Apostolischen Administrator des Burgenlandes (1950: 229 000 Katholiken; 171 territoriale Gemeinden; 206 Diözesan- und 26 Ordenspriester) ernannt. Am 1. 3. 1954 übernahm er die Amtsgeschäfte. Am 20. 9. 1956 erfolgte die Ernennung zum Titularbischof von Metellopolis, am 11. 11. 1956 die Konsekration durch den Apostolischen Nuntius Erzbischof Giovanni Dellepiane (1949-61) in Eisenstadt. Mit László war zum ersten Mal ein Burgenländer Leiter der Apostolischen Administratur Burgenland. Er sollte den Weg zur Diözesanerhebung wesentlich mitbestimmen. László setzte die Aufbauarbeit seines Vorgängers auf pastoralem wie auch auf infrastrukturellem Gebiet fort. So konnte er die Restaurierung der späteren Domkirche in Eisenstadt und den Neubau des Knabenseminars in Mattersburg abschließen. Als die Niederschlagung des im Herbst 1956 ausgebrochenen Ungarnaufstands durch sowjetische Truppen eine gewaltige Flüchtlingswelle auslöste, bildeten die Soforthilfsmaßnahmen auch für László und das Burgenland eine große Herausforderung. Noch im selben Jahr wurde László bis 1983 Apostolischer Visitator für die in Österreich lebenden Ungarn.
Sein besonderes Interesse an der Lehrerausbildung, die im Burgenland bis 1938 ausschließlich in der Hand der Kirchen gelegen war, zeigt László durch die Wiedererrichtung der 1938 vom NS-Regime geschlossenen Lehrerbildungsanstalt (1957), die 1960 in Eisenstadt ein neues Schulgebäude mit angeschlossenem Schülerheim erhielt. Das österreichische Schulgesetzgebungswerk von 1962, dem der Bischof einen eigenen Hirtenbrief widmete, bestimmte für die Ausbildung der Pflichtschullehrer die Pädagogischen Akademien. In Verhandlungen mit dem Bundesministerium für Unterricht gelang es László jedoch, eine der burgenländischen Tradition als auch den neuen Voraussetzungen gerecht werdende Lösung zu finden, indem die "Stiftung Pädagogische Akademie Burgenland " als private Lehranstalt mit Öffentlichkeitsrecht unter jeweils Hälftebeteiligung der Diözese Eisenstadt und der Republik Österreich errichtet wurde.
Bereits 1951 war eine Synode angekündigt und mit den Vorarbeiten begonnen worden. László führte diese weiter. Die dann 1959 abgehalte Synode widmete sich der Kodifikation des Diözesanrechts, schuf die Leitlinien für ein zeitgemäßes seelsorgliches Wirken und für die Einbeziehung der Laien in die Mitarbeit am Heilswirken der Kirche. Die Veröffentlichung der Synodalbestimmungen musste auf die 1960 erfolgte Errichtung der Diözese Eisenstadt Rücksicht nehmen und erfolgte daher erst 1961.
Wesentlichen Anteil hatte László an der Errichtung der Diözese Eisenstadt, für welche die Anerkennung des Konkordats von 1933/34 durch die österreichische Bundesregierung 1957 den Weg ebnete. In Abänderung der Konkordatsbestimmungen, die eine Praelatura nullius vorsahen, wurde 1960 die Erhebung der Apostolischen Administratur Burgenland zu einer Diözese vereinbart. Die Errichtung erfolgte 1960, und am 14. 10. wurde László Diözesanbischof. Am 11. 11., dem Fest des Diözesan- und Landespatrons, wurde er inthronisiert. Die Besitzergreifung hatte bereits am 31. 10. stattgefunden.
1960 wurde László in die vorbereitende Konzilskommission für Presse, Film, Rundfunk und Fernsehen berufen. As Konzilsteilnehmer war er in den Kommissionen für das Laienapostolat und für die Massenmedien tätig. 1967-72 war er Konsultor des Päpstlichen Laienrates, 1968-83 Konsultor der Päpstlichen Kommission für die Revision des Kirchenrechts, 1973-83 Mitglied der Kongregation für die Evangelisierung der Völker.
Um die pastoralen Aussagen des Konzils auf die Ebene der Diözese umzulegen und so auch eine Antwort auf den Umbruch der sechziger Jahre zu geben, kündigte László 1966 die Zweite Synode der Diözese Eisenstadt an. Sie tagte 1970 und 1971 in zwei Sessionen und widmete sich vor allem pastoralen Fragen (Pastorales Grundkonzept, Glaubensbildung, Ehe und Familie, Jugendarbeit, Fernstehende, Predigt und Katechese, Caritas usw.). Ihre Beschlüsse traten 1971 und 1972 in Kraft. Besondere Förderung erfuhr in der Folge die Mitarbeit und Mitverantwortung der Laien. Als Frucht der Synode wurde in Eisenstadt das Altenheim Haus St. Martin errichtet (1974). 1980 und 1990 wurden Diözesantage gehalten, bei denen Bilanz gezogen und eine Neuausrichtung der Pastoral vorgenommen wurde.
Einen Höhepunkt im Leben Lászlós bildete der zweite Pastoralbesuch Papst Johannes Pauls II. in Österreich mit dem Besuch der Diözese Eisenstadt am 24. 6. 1988 (Messfeier in Trausdorf an der Wulka).
Am 28. 12. 1992 wurden das Rücktrittsersuchen Lászlós angenommen und die Ernennung von Generalvikar Paul Iby zum Nachfolger veröffentlicht. Bis zur Einführung seines Nachfolgers am 24. 1. 1993 leitete László die Diözese als Apostolischer Administrator. Er starb am 8. 3. 1995 in Eisenstadt und wurde in der Krypta des Domes beigesetzt.
László wird gerne als "Bauherr " oder "Baumeister " der Diözese bezeichnet. Er hat tatsächlich zahlreiche Neubauten, Adaptierungen, Renovierungen zentraler Einrichtungen für Bildung, Soziales und Verwaltung als auch von Kirchen, Pfarrhöfen und Pfarrheimen verwirklicht. Diese "Bilanz in Stein " bildete eine wichtige Voraussetzung für eine zeitgemäße Seelsorge.
Besonderes Augenmerk schenkte László den burgenländischen Kroaten und Ungarn. Die Synode von 1959 hatte Weichen für sie gestellt, und nach dem Konzil, das die Muttersprachen als gleichberechtigte Liturgiesprachen bestimmte, griff der Diözesantag 1980 dieses Thema erneut auf. So wurden liturgische Bücher, Lehrbücher und Behelfe in burgenländisch-kroatischer Sprache herausgegeben und im Pastoralamt das Referat für die pastoralen Belange des kroatischen Volksteiles errichtet. László war in der Österreichischen Bischofskonferenz Referent für die Elektronischen Medien (seit 1954) bzw. für den gesamten Medienbereich (seit 1982), für die Katholische Aktion und ab 1982 für die katholischen Verbände und den Laienrat, die Ungarnseelsorge sowie den Europäischen Hilfsfonds zuständig. Er war Protektor des Österreichischen Bauordens und ständiger Delegierter bei der Jugoslawischen Bischofskonferenz. Er stellte ein wichtiges Bindeglied zur Kirche jenseits des "Eisernen Vorhangs " dar, mit der er – durch seine Sprachkenntnisse begünstigt – Verbindungen knüpfte. Er unternahm viele Reisen, z. B. zu den Amerika-Burgenländern, nach Lateinamerika, Afrika, Asien und Australien, wobei er sich immer auch bemühte, Missionare und Ordensschwestern aus dem Burgenland zu besuchen. Aus den Mitteln der Fastenaktion wurden laufend Projekte in Osteuropa und in der Dritten Welt unterstützt. Mit den südindischen Diözesen Kanjirapally und Changanacherry wurden Patenschaften geschlossen, ebenso mit der Diözese Awka in Nigeria.
Das Wirken Lászlós und sein Beitrag zur Selbstfindung des Burgenlandes wurden durch hohe kirchliche und weltliche Auszeichnungen und Ehrungen gewürdigt: so verlieh ihm die Katholisch-Theologische Fakultät Zagreb den Dr. theol. h. c. (1989).