Stimmen aus der Diözese
Bischof Ägidius Zsifkovics
"Benedictus XVI, Papa emeritus: „Ich kann nur einfach Vergelt´s Gott sagen und versprechen, dass ich in meinem Gebet mit der Diözese Eisenstadt in einem besonders nahen Verhältnis stehe“, so schrieb er mir in seinem Brief im Jänner 2020. Und kurze Zeit später: „Längst hätte ich Ihnen danken sollen, zumal Sie am selben Tag mit mir Ihren Geburtstag feiern dürfen. So kann ich nur etwas beschämt ob meiner Langsamkeit Ihnen verspätet meine herzlichen Segenswünsche zum Geburtstag ausdrücken mit aufrichtigem Dank.“ Und: „Von Herzen danke ich Ihnen für die große Freude, die Sie mir gemacht haben. Das Jahrbuch der Diözese und die Berichte erlauben mir, ein wenig mit Ihrer Diözese mitzuleben und mitzubeten. Als ich vor 75 Jahren im Burgenland meinen Arbeitsdienst abgestattet habe, waren wir von den Menschen dort abgeschieden, und ich konnte nicht ahnen, was für eine schöne und lebendige Verbindung gerade zu diesem Stück Europas eines Tages entstehen würde. Die Wege des Herrn sind wirklich wunderbar.“
Lieber Papa emeritus, ich danke und sage Vergelt´s Gott dem Zeugen des Glaubens, der Stütze für unsere Kirche, dem Mitarbeiter der Wahrheit, dem Wegweiser im Glauben, dem Brückenbauer zu Gott hin, dem Menschen voll Sanftmut und Güte, dem tiefgläubigen Christen und dem weisen Bischof.
Er hinterlässt bleibende Spuren für die universale Kirche, für die aufgescheuchte Welt, für unsere Diözese und für unser Land mit seiner reichen, aber auch bedrückenden Geschichte; für mich persönlich und für viele Mitbrüder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zugeben, dass sie ohne seine Theologie verkümmern würden. Seine Theologie ist sein Testament für uns. Er hat geführt, indem er Orientierung gegeben hat, seine Schriften und Bücher werden uns in einer unruhigen Zeit weiterhin Orientierung geben können."
Bischof Paul, Altbischof
"Prof. Josef Ratzinger habe ich persönlich kennengelernt während es II. Vatikanischen Konzils in Rom. Prof. Ratzinger war theol. Berater des Kardinals Frings aus Kölln. Er wohnte im Kolleg der Anima, wo ich während meines Studiums in Rom war.
Einige Begegnungen hatte ich dann mit Kardinal Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation. Ich hatte eine Audienz bei ihm, bei der ich manche Korrekturen bezüglich des „Dialogs für Burgenland“ annehmen musste. Später konnte ich Papst Benedikt bei einer Generalaudienz ein Bild mit dem Blick auf die Burg in Bratislava überreichen. Er hatte nämlich erzählt, dass er während des Arbeitseinsatzes in Deutsch Jahrndorf morgens immer auf die Burg in Preßburg geschaut hat.
Ich schätze Papst Benedikt als Theologen wie auch als Papst. Seine Bücher wie auch seine Ansprachen gaben klare Zeugnisse über den Glauben und das Leben aus dem Glauben. Besonders beeindruckt hat er mich als Vortragender, denn er sprach immer „druckreif“. Meine letzte persönliche Begegnung mit Papst Benedikt hatte ich während der Rompilgerfahrt „50 Jahre Diözese Eisenstadt“ im Jahre 2010, an der ich zusammen mit meinem bereits ernannten Nachfolger Ägidius teilgenommen habe."
P. Karl Schauer OSB
"„In dankbarer Erinnerung, stets Ihr Benedikt XVI“ – schrieb mir Papst Benedikt im Jänner 2013, wenige Wochen vor seinem Rücktritt auf die Karte, beigelegt war ein Bild von ihm. Diese besondere Post habe ich nach seinem Tod gefunden, vieles wird in meinen Erinnerungen wach.
Die erste Begegnung mit ihm war das Studium seines Buches „Einführung in das Christentum“ am Beginn meines Theologiestudiums. Das reich von mir bearbeitete Buch wurde zum Wegweiser über meine Studienzeit hinaus.
In den 80ger Jahren war es der Besuch beim Glaubenspräfekten in Rom mit den Studentinnen und Studenten der Katholischen Hochschuljugend. Eigentlich war ein „Streitgespräch“ geplant. Dazu kam es nicht – wir wurden reich beschenkt, das Gespräch hat uns lange begleitet und auch geformt.
2004, im Jahr des Mitteleuropäischen Katholikentages in Mariazell, war es sein erster Besuch an diesem Gnadenort Anfang Oktober mit den Notaren aus Österreich und unseren Nachbarländern. Spät am Abend beteten wir zwei gemeinsam vor dem Gnadenbild und ich spürte, es war für ihn eine besondere Stunde mit einer besonderen Begegnung. Diese war wohl der Auslöser, dass er später als Papst zurückkehren und zur Pilgerreise zum 850-Jahr-Jubiläum von Mariazell 2007 aufbrechen würde. Schon 2005 setzte ich viele Hebel in Bewegung, war unermüdlich, aufmerksam einladend unterwegs, bis in einem Interview seine Zusage konkretisiert wurde.
Und dann der Papstbesuch am 8. September mit allen Mühen der Vorbereitungen und mit noch größerer Freude und Dankbarkeit. 40 000 Karten wurden ausgegeben für die Mitfeiernden, eine Art Selbstbeschränkung. Denn die über 100 000 Besucher beim Mitteleuropäischen Katholikentag, die den kleinen Ort überfordert haben, sollten sich nicht mehr wiederholen. Und Papst Benedikt hat dankbar akzeptiert, gelächelt und sich wirklich gefreut. Die Feier im strömenden Regen – nicht in der Basilika, wie sein Umfeld wollte. Denn Christen sind wetterfest, so Bischof Kapellari bei seiner Begrüßung. Papst Benedikt hat den hölzernen Pilgerstab von mir angenommen, nicht den goldenen Bischofsstab, aber die goldene Rose - eine alte Tradition – hat er der Zeller Gnadenmutter geschenkt. Er hat das ungewöhnliche blau-goldene Messkleid getragen, den Tee, den ich persönlich zubereitet hatte, zur Aufwärmung vor der Messe getrunken, unzähligen Menschen nach der Messe die Hände geschüttelt und dankbar mit den österreichischen Bischöfen, mit seinem Bruder Georg und mit den Begleitern ein typisch österreichisches, aber einfaches Mittagessen eingenommen. Gekocht wurde in der eigenen Küche und serviert wurde von jungen Schülerinnen und Schülern der Hotelfachschule. Und ich merkte von Stunde zu Stunde: dieser Tag war viel mehr als ein „Pflicht- oder Staatsbesuch“.
Am 21. Jänner 2009 wurde an Papst Benedikt die Ehrenbürgerschaft von Mariazell übergeben. „Von heute an bin ich ein Mariazeller“ – das war seine dankbare und einfache erste Reaktion, eingebettet in eine geistliche Predigt an unsere kleine Delegation. Es war ein herausgehobener Tag für uns alle, auch für ihn und auch kirchenpolitisch ist dieser Tag in die Geschichte eingegangen.
Bald hätte ich es vergessen: Papst Benedikt erhielt zwei Kopien der Mariazeller Gnadenstatue. Warum? Die erste wurde um Weihnachten bei einem Christbaumbrand in den päpstlichen Gemächern verkohlt. Bis zuletzt fand die hölzerne Statue einen Ehrenplatz in seinem kleinen Kloster in den vatikanischen Gärten, wo Papst Benedikt als Mönch, als Beter, Weiser, von Gott Beschenkter und von vielen Menschen Geachteter gelebt und auch gelitten hat. Und daneben in der Grotte bei der Marienstatue brannte die große Kerze, die ich ihm aus dem Mariazeller Karmel mitgebracht hatte. Der Platz vor der Basilika heißt seit 2007 „Benedictusplatz“, ein Ort, der zum Segen geworden ist.
Dankbar hüte ich seinen Rosenkranz, den er mir neben anderen Zeichen, geschenkt hat."
Generalvikar Michael Wüger
„Als leidenschaftlicher Hirte und Theologe hat er vielen Suchenden neue Wege zum Glauben an Jesus Christus eröffnet. Seine klare und verständliche Art der Verkündigung hat somit in bewegten Zeiten Hoffnung und Zuversicht geweckt.“
Erich Seifner, Stadtpfarrer von Oberwart
"Signore ti amo", auf Deutsch: "Herr, ich liebe dich". Das waren angeblich die letzten Worte, die der emeritierte Papst Benedikt XVI. gesprochen hat, bevor er am Silvestertag 2022 im Vatikan im Alter von 95 Jahren gestorben ist.
Man kann in diesen Worten sehr schön auch das „Lebensprogramm“ von P. Benedikt erkennen. Ihm war es wichtig, an den Herrn Jesus Christus zu glauben, ihn zu lieben, mit ihm zu leben und ihm zu dienen.
Für P. Benedikt war Jesus Christus kein Toter der Vergangenheit, sondern einer, der lebt, der bei Gott im Himmel lebt, aber auch verborgen in der Kirche lebt und wirkt. …
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Diakon Richard Müllner
Erinnerungen an den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Österreich/Mariazell
"Als damals im Jahr 2007 Papst Benedikt XVI. Österreich besuchte und in Mariazell den Festgottesdienst feierte, wurde ich vom verantwortlichen Zeremoniar und jetzigen Bischof Krautwaschl zum Assistenzdiakon eingeteilt. Warum gerade ich ausgesucht wurde, weiß ich bis heute nicht. Aber die Überraschung und Freude war sehr groß. Am gleichen Tag hätte ich zu Hause in meiner Heimatgemeinde Illmitz eine Trauung meiner Verwandten gehabt. Aber der Zeremoniar sagte: „Wenn der Papst kommt, darf man ihm nicht absagen. Der Papst ist wichtiger als eine Trauung.“
Ohne lange Probe durfte ich dann beim Festgottesdienst assistieren. Eine große Überraschung war für mich, dass ich beim Festgottesdienst den berühmten Tassilokelch in meine Hände nehmen durfte. Nach der Kommunion durfte ich den Kelch nicht mehr purifizieren, da er mir sofort aus den Händen genommen und sicher verwahrt wurde. Erst nach dem Festgottesdienst wurde mir mitgeteilt, dass es der wertvolle Tassilokelch war.
Nach dem Festgottesdienst, als ich mich von Papst Benedikt XVI. verabschieden wollte, kam es zu einem kurzen Gespräch mit ihm. Er wollte wissen, was und wer ich bin. Als er hörte, dass ich Pionier- und Sperroffizier im Burgenland bin, kam er sofort auf seinen militärischen Einsatz im Raum Parndorf, Zurndorf, Nickelsdorf und Deutsch Jahrndorf beim Ausbau des Panzergrabens im zweiten Weltkrieg zu sprechen. Er hatte viele Fragen gestellt und sehr interessiert zugehört. Ich konnte ihm genaue Auskunft darüber geben.
Bei der Verabschiedung erklärte ich ihm kurz, dass ich jetzt nach Illmitz zu einer Hochzeit fahren muss. Er wünschte dem Brautpaar und der Pfarrgemeinde Illmitz Glück- und Segenswünsche.
Diese Begegnung mit Papst Benedikt XVI. in Mariazell ist für mich ein bleibendes Ereignis und ein besonderes Erlebnis. Das Bild als Assistenzdiakon am Altar neben Papst Benedikt XVI. mit dem Tassilokelch in meinen Händen hängt als Erinnerung in unserem Wohnzimmer.
Mit einem liebevollen Lächeln erinnere ich mich gerne an Papst Benedikt XVI. als humorvollen Mann, herzlichen Menschen und würdevollen Papst."