Pilgern und Wallfahren bleiben ein Wagnis
Immer wenn es sommert, ist das Pilgern „in“. Sogar Zeitungen und Boulevardblätter entdecken es. Pilgern sei ein Life-Style, ein Erlebnis, bei dem sich der „moderne“ Pilger einer sportlichen Herausforderung stellt. Angekommen am Pilgerziel „ging es ins Hotel“, so einer der Schreiberlinge. Nein, das ist Pilgern nicht! Das ist keine Wallfahrt! Das Gehen des Pilgers ist immer auch ein In-sich-Gehen und ein Auf-Gott-Zugehen.
Wer pilgert, trägt sich und sein Leben mit und lässt Gott nicht auf der Strecke. Pilgern ist keine Durchhalteparole, kein Kräftemessen, keine Belustigung, weckt aber Lust und Freude auf das Ziel. Doch das Ziel ist mehr als ein Ort und eine heilige Stätte, auch der Weg ist nicht das Ziel. Das Ziel ist eine Begegnung: die Gottesbegegnung. Darum ist das Pilgern so alt wie die Menschheit, so ausgeliefert wie das Leben, so stolpernd wie der Glaube, so stotternd wie das Beten der Menschen, meist beschwerlich. Pilgern meint Aufbruch, Umkehr, Neuanfang und weckt Sehnsucht nach Gott.
Pilgern und Wallfahren bleiben ein Wagnis. Nicht alle haben dazu Kraft und Mut. Warum auch? Pilger und Wallfahrer bleiben Suchende, ihr Kompass ist Gott.
P. Karl Schauer