Forchtenstein
In Forchtenstein können Pilger neben der Wallfahrtskirche einen Nachbau der Heiligen Stiege, ein Glockenspiel und einen wunderschönen Meditationshof erleben.
Forchtenstein ist für seine über der Stadt thronende Burg bekannt. Doch auch abseits des spätmittelalterlichen Baus gibt es Sehenswertes zu entdecken. Die Wallfahrtskirche zu Mariä Himmelfahrt zum Beispiel wird zunehmend zum Anziehungspunkt von Pilgergruppen und Touristen – auch weil die Pfarre in den letzten Jahren viel in die Infrastruktur investiert hat und damit Interesse weckt.
Als Besonderheit gilt die Heilige Stiege, die mit ihren drei Treppenläufen hinauf zum Kreuzaltar eine Länge von über zwanzig Metern hat. Sie wurde 1719 nach dem großen Vorbild in Rom gebaut. Die mittlere Stiege aus Stein ist die eigentliche Nachbildung. Auf jeder Stufe befindet sich ein Reliquienfenster mit Kreuz. Wenn man die Stufen betend hinaufschreitet, erblickt man am Ende den Gekreuzigten in Lebensgröße und die „Schmerzhafte Mutter“ darunter. 2018, anlässlich des damals bevorstehenden 300-Jahr-Jubiläums, wurde die Stiege saniert.
Spirituelle Besonderheit
Ein Jahr darauf entstand nach zweijähriger Vorbereitung aus einer nicht nutzbaren Böschung der neue Kirchenplatz inklusive eines Glockenspiels – bestehend aus 13 Klangkörpern. Die große Jesus-Glocke bildet den Mittelpunkt, flankiert von jeweils sechs Apostel-Glocken. Die Strahlen in der Mitte des Platzes zeigen die Himmelsrichtungen und Entfernungen großer Marienwallfahrtsorte in aller Welt.
Eine spirituelle Besonderheit ist der Meditationshof „Schmerzen Mariens“ an der Nordseite der Kirche. Über Jahrhunderte war dieser Platz ungenützt, weshalb die Idee entstand, die abgeschirmte Ecke umzufunktionieren. Nun kann man dort beten, meditieren und Ruhe finden. Es herrscht Stille, nur gelegentliches Vogelgezwitschere ist zu hören. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen die „Sieben Schmerzen Mariens“, die in Form von Glasbildern dargestellt sind. Ihnen gegenüber sind gemütliche Sitzgelegenheiten vorhanden. Sehr beliebt ist die Rosalienkapelle, die auf der höchsten Erhebung des
Rosaliengebirges liegt. Vor vier Jahren wurde deren 350-Jahr-Jubiläum begangen. Die Wallfahrtskirche selbst wurde 1347 als Filialkirche von Mattersburg geweiht und seitdem oftmals erweitert, 1965 mit dem neu erbauten Kloster baulich verbunden und damals an den Orden der Serviten übergeben, der die Pfarre bis 1981 betreute.
Die Pfarre Forchtenstein setzt sich aus etwa 2800 katholischen Gemeindebewohnern zusammen. Viele davon wirken ehrenamtlich, sodass ein gutes Miteinander, Feste und Feiern sowie das Alltägliche besser gelingen. Zum Alltag kommt das Besondere: Wallfahrergruppen melden sich immer öfter an und werden in der Regel von Maria Rudrupf betreut – der guten Seele der Pfarre.
(aus dem martinus - Kirchenzeitung der Diözese Eisenstadt, 2. August 2020)
Geschichte
In einer Urkunde von 1304 ist schon vom Bau einer Kirche die Rede. 1347 ist die Weihe einer Kirche als Filialkirche von Mattersburg überliefert. Das Langhaus wurde im 1. Viertel des 16. Jahrhunderts neu gewölbt. 1655 und 1702 erfolgten Erweiterungen und die Barockisierung. 1695 übergab Fürst Paul Esterhàzy die Kirche und das angebaute Kloster an die Serviten, die die Pfarre bis 1981 betreuten. In den Jahren 1983 bis 1985 wurde im Zuge einer Renovierung auch das Seitenschiff erweitert.
Äußeres
In der westlichen Giebelfassade hat sich noch das profilierte gotische Portal erhalten. Das Südportal ist mit „1655“ datiert. Die darüberliegenden Maßwerkfenster sind Schöpfungen der Neugotik. Daneben ist zwischen zwei Strebepfeilern eine Kapelle angebaut. Der viergeschossige Turm mit Lünettenfenstern trägt einen niedrigen Spitzhelm mit Segmentgiebeln.
Innenraum
Das vierjochige Langhaus trägt ein kurviges Kreuzrippengewölbe mit Mittelrippe und Scheibenschlusssteinen. Zu den Seitenschiffen öffnen sich flachbogige Arkaden auf barocken Pilastern. Die Empore ruht auf einem Tonnengewölbe mit zwei Stichkappen, die Brüstung ist frei vorgezogen. Die Südkapellen und das nördliche Seitenschiff überspannt ein barockes Kreuzgratgewölbe. Das Tonnengewölbe des Hauptchores in Breite des Mittelschiffes ist mit Stuckdekor verziert. Die Deckenmalerei von 1926 stellt die Himmelfahrt Mariens dar. Der hochbarocke Säulenaltar von 1745 mit Gott Vater im Aufsatz trägt im Zentrum in einer Nische unter einem Baldachin und dem fürstlich Esterhàzyschen Wappen eine bemerkenswerte gotische Madonna mit Kind aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts in barocker Fassung. Laut Überlieferung habe die ehemalige Gnadenstatue alle Brände und Zerstörungen der Kirche unbeschadet überstanden. Auch die Seitenaltäre mit Rokokoornamentik stammen aus etwa derselben Zeit. Auf dem linken Seitenaltar wird eine Pieta von den Heiligen Johannes Ev. und Maria Magdalena flankiert. Auf dem rechten Seitenaltar steht ein hl. Peregrinus mit Kruzifix, darüber eine hl. Kümmernis mit Spielmann. Auch die Kanzel ist ein Werk des späten Barock. Der Taufstein mit plastischem Dekor entstand etwa um das Jahr 1700. An den Langhauspfeilern stehen folgende barocke Holzfiguren: Auferstandener, ein Schmerzensmann und der hl. Johannes von Nepomuk. Im linken Seitenschiff sieht man eine trauernde Maria und auf einem Ölbild die Armen Seelen im Fegefeuer. Beachtung verdienen auch die barocken Grabsteine.
Rosalienkapelle
Geschichte
1670 ließ Fürst Paul Esterhàzy die Kapelle an Stelle einer bestehenden Holzkapelle errichten.
Äußeres
Über kreuzförmigem Umriss erhebt sich über der Südfassade ein kleiner Turm mit Pyramidenhelm. In den nordseitigen Ecken liegen Sakristei und Oratorien, im Südwesten das Treppenhaus.
Innenraum
Mittelpunkt des Hochaltars ist eine verglaste Nische mit der liegenden Figur der hl. Rosalia, flankiert von Statuen der heiligen Einsiedler Paulus und Antonius, darüber ein ovales Aufsatzbild der Hl. Dreifaltigkeit und das Wappen der Familie des Stifters. Auf dem im Pestjahr 1679 errichteten rechten Seitenaltar stehen die beiden Pestpatrone Sebastian und Rochus. Das Altarbild zeigt die Patronin der Kapelle. Zwei Jahre später wurde der linke Seitenaltar aufgestellt. Auf dessen Altarbild sieht man die hl. Mutter Anna mit Maria und dem Jesuskind, seitlich Figuren der Heiligen Franziskus und Antonius von Padua.
aus „Bedeutende Wallfahrten, Kirchen und Kapellen“
Band II: Niederösterreich und Burgenland
Journal-Verlag