Güssing
Die Basilika in Güssing ist zwar der Muttergottes geweiht, trotzdem kommen Wallfahrergruppen zumeist aus anderen Gründen.
Zu Maria Himmelfahrt pilgern tausende BurgenländerInnen zu den diversen Marienwallfahrtsorten. Im Burgenland reicht die Palette von Maria Weinberg über Loretto bishin zum landesweit größten Wallfahrtsort Frauenkirchen. Güssing ist hier anders: Obwohl die Basilika der Muttergottes geweiht ist und ihr Patrozinium auf den Festtag Maria Heimsuchung am 2. Juli fällt, gibt es dazu kein großes Brimborium. Es finden sich an diesen Tagen keine Wallfahrergruppen in der südburgenländischen Pfarre ein. Vielmehr ist das Portiunkula-Fest am 2. August der besondere Festtag, an dem Güssing voller Marktstände ist und Musik am Hauptplatz ertönt. Das Portiunkula-Fest ist ein franziskanischer Festtag, an dem die Menschen früher einmal nach Güssing geströmt sind, um durch die Beichte und die Mitfeier der heiligen Messe einen vollkommenen Ablass zu empfangen. Jedoch nur wenige kommen heutzutage um das Sakrament der Versöhnung zu empfangen. Es ist der einzige Tag an dem jedes Jahr auch eine Messe in kroatischer Sprache gefeiert wird.
Die Basilika Maria Heimsuchung und das Franziskanerkloster wurden rund um 1638 auf den Ruinen eines ehemaligen Augustinereremitenklosters errichtet. Diese waren von 1510 bis 1576 in Güssing. Danach kam die Zeit der Reformation, in der das Kloster als Schule Verwendung fand. Mit der Konversion des Grafen Adam Batthyàny zum katholischen Glauben um 1630 suchte dieser – um die Gegenreformation einzuleiten – katholische Seelsorger für Güssing. Die ungarischen Franziskaner waren bereit und kamen 1638 in die Pfarre. Durch die Geschichte hindurch betreuten sie nicht nur die Pfarre Güssing sondern auch viele umliegende Seelsorgestellen. Seit 1939 wirken österreichische Franziskaner in Güssing.
Burg Güssing und ein Seliger
Güssing ist ein Pilgerort anderer Art. Die Geschichte der Wallfahrt ist sehr jung und verbunden mit dem einzigen Seligen, der in der Diözese Eisenstadt ruht. Der Fürst und Arzt Ladislaus Batthyàny-Strattmann wurde vor 150 Jahren in Ungarn geboren. Als Arzt gründete er Krankenhäuser in Kittsee und Körmend. Zusammen mit seiner Frau gestaltete er sein Leben aus dem Glauben und wurde als Augenarzt, Familienvater und Fürst zu einem Vorbild. Er starb am 22. Jänner 1931 in Wien und wurde in der Familiengruft unter der Basilika in Güssing beigesetzt. Da immer mehr Pilger aus Ungarn kamen um an seinem Grab zu beten, wurden im Jahre 1989 mit seiner Erhebung zum Diener Gottes seine Gebeine in die Basilika übertragen und im Jahre 2003 mit seiner Seligsprechung eine kleine Kapelle in der Basilika errichtet. Zum Seligen kommen vor allem Menschen aus Ungarn um bei Augenleiden auf die Fürsprache des Seligen zu erbitten. Aber auch Touristen besuchen neben der Burg Güssing, dem Wahrzeichen der Stadt, die Basilika und die Familiengruft der Batthyànys.
(aus dem martinus - Kirchenzeitung der Diözese Eisenstadt, Ausgabe vom 13. September 2020)