Kleinfrauenhaid
Die Wallfahrt hat in Kleinfrauenhaid Tradition. Einst wurde ausgelassen getanzt und gefeiert – heute eignet sich die Wallfahrtskirche zur Einkehr.
Manchmal, so erzählt Pfarrer Harald Schremser, kämen Menschen ganz zufällig in die prächtige Wallfahrtskirche. Zumeist handle es sich dabei um Besucher der Gemeinschaft Cenacolo, der in Kleinfrauenhaid ansässigen Gruppe junger, ehemals drogensüchtiger Männer. Kleinfrauenhaid ist kein Maria Loretto, das zu großen Festtagen tausende Wallfahrer in der riesigen Basilika begrüßt. Nur 741 Einwohner zählt der kleine Ort im Bezirk Mattersburg. „10 bis 15 Wallfahrergruppen kommen jedes Jahr“, erzählt Pfarrer Schremser stolz. Aus Niederösterreich, der Steiermark, gar aus Ungarn. Kleinfrauenhaid ist ein Wallfahrer-Geheimtipp für Pilger, die picksüße Kirtags-Gaudi eher meiden. Ein Ort der Besinnung und Einkehr.
Das war nicht immer so: Die Pfarre besteht laut Pfarrchronik seit über 1.000 Jahren. Die Marienkirche genoss lange große Bekanntheit. Tausende Wallfahrer pilgerten an Marienfeiertagen nach Kleinfrauenhaid. Einen großen Aufschwung erlebte die Wallfahrt unter Fürst Paul Esterházy. Nachdem die Pfarrkirche und der Pfarrhof im Zuge der Zweiten Türkenbelagerung von Wien im Jahre 1683 zerstört worden waren, wollte sich der adelige Marienverehrer damit nicht abfinden. Er hatte großen Anteil am Wiederaufbau und spendete ein kostbares Gnadenbild, das 1694 in der Pfarrkirche angebracht wurde. Durch dieses Gnadenbild, so heißt es in der von Prälat Josef Rittsteuer (einst selbst Pfarrer in Kleinfrauenhaid) verfassten Chronik, hätten die Menschen nun einen Ort für Gebete gehabt. Am Pfingstmontag 1710 seien 28 Pfarrherren mit ihren Gläubigen in Prozessionen erschienen.
„Langer Tanz“
Doch es wurde nicht nur gebetet. Ein „Zentner Rindfleisch“ und ein halbes Kalb seien damals verspeist worden, heißt es. Schätzungsweise 3.000 Menschen haben in Kleinfrauenhaid an diesem Tag getanzt und gegessen. Höhepunkt dabei sei der „Lange Tanz“ gewesen. Dieser wurde nach einer genau festgelegten Tanzordnung aufgeführt. Die umliegenden Pfarren stellten Tänzer, im Jahr 1764 wurden 176 Tanzpaare registriert. Sogar ein Feuerwerk wurde regelmäßig abgeschossen. In den letzten Jahren sei die Wallfahrt gut wiederbelebt worden, erzählt Pfarrer Schremser, ein leutseliger Mann, der privat gerne Rockmusik hört.
Besucher
Die Kirche sei ein offener Ort für alle Pilger, deren Haupttor immer geöffnet ist. Dahinter aber wurde ein Eisengitter angebracht, durch das man einen guten Blick in den Kirchenraum habe. Der Hintergrund: Zwei versuchte Einbrüche. Wer einen Besuch nach Kleinfrauenhaid außerhalb einer Wallfahrt plant, sollte daher zuvor in der Pfarre anrufen. „Wir sind gut erreichbar und sperren die Kirche jederzeit ganz auf“, betont Pfarrer Schremser.