Lockenhaus
Die Wallfahrtskirche in Lockenhaus bietet viele Besonderheiten, denen es nachzuspüren gilt.
Lockenhaus ist bekannt für seine Burg, die über dem Ort thront und für seine klassischen Musikfestivals. Dabei besitzt die mittelburgenländische Gemeinde auch eine faszinierende Wallfahrtskirche, die seit zwei Jahren gar einen Aufzug besitzt, um sie barrierefrei zugänglich zu machen. Das Gotteshaus ist als bedeutender Sakralbau Anziehungspunkt für Wallfahrer. Der Aufzug fährt in den Kirchenraum – und in die Krypta.
Mariendarstellung in der Krypta
Dort befindet sich die so genannte „Schwarze Madonna“ – eine Halbfigur aus Lindenholz, die vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammt. Die Entstehung und Herkunft der einzigartigen Statue ist unbekannt. Was man weiß: Sie stellt Maria als die „Unbefleckte Empfängnis“ dar. Fürst Paul I. Esterházy erklärte Maria einst zur Schutzfrau seiner Herrschaft und forderte die Bevölkerung zur Wallfahrt nach Lockenhaus auf. Bis in die 1960er-Jahre fanden diese Wallfahrten ohne Unterbrechung statt – vor allem am 10. September, dem Festtag des heiligen Kirchenpatrons Nikolaus von Tolentino. Fürst Paul I. Esterházy blieb Zeit seines Lebens ein großer Verehrer dieser Gnadenstatue. Bei der Bevölkerung war sie ebenfalls sehr beliebt und galt als wundertätig.
Wallfahrer kommen heute vor allem aus dem benachbarten Ungarn oder dem Südburgenland nach Lockenhaus. Pfarrer Michael Brien versucht Akzente zu setzen, sieht aber auch eine Problematik in der Versorgung von Pilgern, da Gästebetten in der Ortschaft nur begrenzt vorhanden seien.
Kunst und Kirche
Die Kirche ist allemal sehenswert: Der Grundstein wurde 1656 gelegt. Bauherr war Graf Franz Nádasdy, Besitzer der Herrschaft Lockenhaus. Erbaut wurde sie vom Italiener Pietro Orsolini. Das Kirchenschiff ist 18 Meter hoch, der Turm 57,5 Meter. Der Baustil ist Barock, der Kircheneingang im Renaissancestil gehalten. 1669 wurde die Kirche eingeweiht. Das Altarbild über dem Hochaltar zeigt die beiden Schutzheiligen: den hl. Bischof Nikolaus von Myra und den hl. Mönch Nikolaus von Tolentino. Den Hochaltar krönt das Gnadenbild von Lockenhaus: „Die Mutter vom guten Rat“. An der Südwand des Presbyteriums hängen zwei Ölbilder aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Die beiden Heiligen tragen die Gesichtszüge von Franz Nádasdy und seiner Gemahlin Anna Julia Esterházy. Das Schmuckstück der Kirche ist der barocke Marienaltar. Er zeigt die Muttergottes als „Magna Mater Hungarie“ im ungarischen Krönungsornat.
Größte Kirchenorgel
Die kleine Kapelle über der Sakristei war der Betchor der Augustinermönche, welche die Pfarre Lockenhaus von 1656 bis 1820 verwalteten. Das Kloster galt als geistiger Mittelpunkt der ganzen Umgebung und wurde im Zuge der josephinischen Reformen aufgelöst.
Die Gruft diente als Begräbnisstätte der Familie Nádasdy. Im roten Marmorsarkophag ruht der Bauherr der Kirche mit seiner Gemahlin. Er wurde am 30. April 1671 in Wien enthauptet. Hervorzuheben ist die größte Kirchenorgel des Burgenlandes. Der mit 468.000 Euro aufwändigste Musikinstrumentenbau des Landes wurde durch eine Stiftung von Gräfin Elisabeth Enzenberg möglich.
Auch einen sehenswerten Kreuzweg gibt es zu erkunden: Dieser besteht aus elf Bildstöcken, die den steilen Weg zum Kalvarienberg säumen.
(aus dem martinus - Kirchenzeitung der Diözese Eisenstadt, Ausgabe vom
15. November 2020)